CAD/CAM-Systeme – Teil 2
Fortsetzung
Bei der Auswahl der CAD-Software ist neben der Benutzerfreundlichkeit auch die Funktionalität zu beachten. Bei Letzterer ist zwischen wirklichem Nutzen und „Gimmicks“ zu unterscheiden. Entscheidend sind die Benutzerführung und die möglichen Indikationen. Vorteilhaft ist, wenn der Anwender möglichst einfach eine Vielzahl von Restaurationsarten praxisnah umsetzen kann. Neben der Kauflächengestaltung sind auch die Konstruktionen von Teilverblendungen, Girlanden etc. zu beachten. Im Idealfall sollte das gesamte Spektrum der Zahntechnik abgedeckt sein.
Es können sowohl intraorale als auch extraorale Verfahren interessant sein. Neben der grundsätzlichen Entscheidung, ob man das Modell mechanisch oder optisch digitalisieren möchte, oder der gewünschten Anzahl der Achsen ist auch die Größe der aufzunehmenden Objekte von Interesse. Es gilt eine Vielzahl von Fragen zu stellen:
- Wie einfach können die abzutastenden Stümpfe positioniert werden?
- Sind aufwendige Justierungen erforderlich?
- Sind komplexe Geometrien erfassbar?
- Sind ganze Kiefer scanbar?
- Wie sieht es mit dem Gegenkiefer/Antagonisten aus?
- Wie wird mit der Frage der statischen bzw. dynamischen Okklusion umgegangen?
- Sind spezielle Modellwerkstoffe erforderlich?
- Ist eine intensive Bearbeitung der Stümpfe (z. B. starkes Unterkehlen) nötig?
Bei der Kostenbetrachtung müssen ebenfalls viele Parameter bedacht werden. Der wohl größte Unterschied besteht generell zwischen Systemen mit zentraler und dezentraler Produktion1.
Wichtig sind auch die Kosten, die nicht auf den ersten Blick auffallen. Diese liegen meist im Bereich Wartung und Unterhalt. Hier müssen die Verbrauchsmaterialen (Fräsen und/oder andere Verschleißteile) mit eingerechnet werden. Auch das Säubern und Justieren einer Produktionsanlage muss in die Kostenrechnung miteinbezogen werden. Wie sieht es z. B. mit der Entsorgung von Schleifabfällen aus? Ist die Wartung durch einen eigenen (Zahn-)Techniker möglich oder benötigt er eine zusätzliche Schulung? Was kostet ein Wartungsvertrag?
Ein weiterer wichtiger Punkt für ein Fräszentrum ist, dass hier der Schritt vom handwerklich denkenden Dentallabor zu einem industriellen Produktionsort getan werden muss. Dazu gehört unter vielen anderen auch der Gedanke an eine eigene Entwicklungsabteilung, die den technischen Fortschritt beobachten und gegebenenfalls in den Produktionsprozess einfließen lassen muss. Werden hier technische Fortschritte negiert, wird dies mittelfristig wahrscheinlich zu gravierenden Problemen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit und bezüglich Kosten, Zeit und Qualität führen.
Bei Systemen, die durch das Labor einzeln eingekauft werden – das heißt, es gibt verschieden Anbieter der Systemkomponenten (Scanner, CAD- und CAM-Software, Produktionsgeräte) –, muss die (fortlaufende) Funktion gewährleistet werden. Hierzu ist es zwingend notwendig, Know-how in der eigenen Firma aufzubauen.
Beim Material sind bei zentraler Produktion die Kosten pro Einheit zu vergleichen. Bei einer dezentralen Produktion müssen die Kosten der Rohlinge (Blanks) verglichen werden bzw. wie viele Einheiten pro Rohling produziert werden können.
Aber auch die Beurteilung des möglichen System-Lieferanten ist von großer Wichtigkeit. John Wataha stellte eine Liste mit fünf grundsätzlichen Forderungen zur Auswahl von Legierungslieferanten auf2. Aus seiner Sicht sind folgende Anforderungen an einen Lieferanten von Dentallegierungen zu stellen:
- Firma mit eigener Dentalabteilung und langer Erfahrung im Dentalbereich (mind. 20 Jahre)
- Firma mit eigener Entwicklungsabteilung
- Firma, die auch biologische Daten liefert
- Firma mit eigenem Service/Außendienst
- Firma, die Informationen herausgibt und Hilfestellung leistet
All diese Forderungen lassen sich auch direkt auf die Anbieter von CAD/CAM-Systemen übertragen. CAD/CAM-Systeme lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten unterscheiden. Der potenzielle Anwender muss sich nun überlegen, welche Parameter für ihn entscheidend sind. In der Tabelle 1 ist ein Beispiel gegeben, wie ein individuelles Anforderungsprofil aussehen könnte. Die Aufstellung sollte natürlich noch weiter auf die jeweiligen Bedürfnisse des Dentallabors erweitert werden.
Ausblick
Im Jahre 2009 sind die CAD/CAM-Systeme im zahntechnischen Alltag angekommen. Zirkoniumdioxid hat sich als neuer Gerüstwerkstoff in die Prothetik etabliert. Allerdings muss er noch seine Langzeitstabilität zeigen. Auch die Eigenschaft als „eierlegende Wollmilchsau“ muss sich noch beweisen.
Dem zahntechnischen Labor stehen noch einige große Herausforderungen bevor. Der Preisdruck, begründet durch die politische Situation und durch preiswerten Zahnersatz z. B. aus China, wird den deutschen Zahntechniker zu neuen Denkweisen zwingen. So wie er seit Jahren konfektionierte Geschiebe bezieht, wird es wohl zu einem Großteil an industriell hergestellten Gerüsten kommen.
Eine weitere große Herausforderung werden die intraoralen Scanner sein. Der neue „Rohstoff“ der Zahntechnik wird der digitale Datensatz sein. Diesen gilt es sich zu sichern, um zu bestehen.
Neue Materialien werden zukünftig Einzug in die Zahnmedizin erhalten. Neue Produktionstechniken werden zu effizienteren Arbeitsabläufen führen. Es wird zumindest nicht langweilig, sich mit der Thematik CAD/CAM auseinander zu setzen.