Digitale Praxis

Teil 2: Röntgensoftware – Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie …

Digitales Röntgen – Wohin geht die rasante Entwicklung bei Hardware und Software?

Im 1. Teil seines Artikels hat der Autor die Hardware des digitalen Röntgens unter die Lupe genommen. In diesem Teil geht er auf die Software verschiedenster Geräte ein, die bei der Ansteuerung der Röntgengeräte zur Durchführung von Röntgenaufnahmen sowie der Generierung, Bearbeitung, Speicherung und Versendung der Aufnahmen wichtig ist.

Der Autor wurde von den angefragten Firmen (Dentsply Sirona, Dürr, KaVoKerr, Morita, Orangedental und Planmeca) bei seinem Bemühen sehr entgegenkommend unterstützt, sich mit den Programmen auseinandersetzen zu können – aber es erwies sich als aufwendig und kompliziert, an bestimmten Punkten auch nicht möglich, mehrere Röntgenprogramme parallel auf einem PC zu installieren und zu betreiben. Software zur Ansteuerung von Röntgengeräten erfordert üblicherweise das Vorhandensein und die Anbindung von Röntgenkomponenten (Modalitäten), was für „Testzwecke“ nicht zu realisieren ist. Insofern muss sich die Beschreibung vornehmlich auf Systeme zur Ansteuerung von Röntgengeräten beschränken, die dem Autor tatsächlich zur Verfügung standen. Bei der in diesem Artikel berücksichtigten Software handelt es sich um die Programme Sidexis 4, Vistasoft 2, OnDemand3DTM, One Volume Viewer, byzz®nxt 3D und Romexis®.

Den Röntgenbetrieb kann man als „Stand-Alone-Lösung“ durchführen oder aber angebunden an die Praxissoftware und ein Bildarchivierungssystem. Die erste Variante ist die unkompliziertere und kommt in Betracht, wenn man sich auf einen Hersteller von Röntgengeräten festlegt und nur mit dessen Röntgensoftware arbeitet. Dann gibt es keine Probleme mit Schnittstellen, über die unterschiedliche Programme miteinander kommunizieren müssen. Wer vermeiden will, dass die Patientendaten manuell in das Röntgenprogramm eingegeben werden müssen, ist zumindest auf eine Schnittstelle mit der Praxissoftware angewiesen, über die die Patientendaten importiert werden können. Dies ist heute überwiegend sowohl in den Praxisprogrammen als auch bei den Röntgenprogrammen vorgesehen.

Will man Modalitäten unterschiedlicher Hersteller nebeneinander verwenden, um sich für unterschiedliche Röntgenverfahren jeweils optimale Hardwarebedingungen zu schaffen, wird die Sache komplizierter. Man hat dann in der Regel verschiedene Röntgensoftware, die ggf. zwar die Patientendaten aus dem Praxisprogramm abrufen kann, die Aufnahmen werden aber in dem jeweiligen Röntgenprogramm archiviert und sind nicht gemeinsam zu betrachten. Und man hat unterschiedliche Software, mit der die Röntgenbilder am Monitor dargestellt und eventuell nachbearbeitet werden können. Hat man also z.B. eine intraorale Aufnahme mit System A erstellt und ein OPG mit System B, kann man nicht ohne Weiteres die Bilder nebeneinander anschauen und mit den gleichen Werkzeugen nachbearbeiten. Diese Möglichkeit bekommt man mit einer speziellen Archivierungssoftware, die in der Lage ist, Bilddaten unterschiedlicher Quellen in einem sogenannten PACS (Picture Archiving and Communication System) zu verwalten. Die dazu erforderlichen Schnittstellen sind komplizierter als die zwischen Praxissoftware und Röntgensoftware, weil nun nicht nur einfache Patientendaten übertragen werden müssen, sondern auch Bilddaten mit zusätzlichen Informationen über die Bildgenerierung. Hier kommt nun DICOM® (Digital Imaging and Communications in Medicine) ins Spiel, ein Standard, der laut Beschluss der BZÄK 2020 auch in der Zahnmedizin Realität werden soll. Und man braucht einen mit dieser Thematik vertrauten Berater und Unterstützer, sei es vom Depot oder von einem selbstständigen Dienstleistungsanbieter.

Software zur Ansteuerung der Röntgengeräte

Jeder Anbieter von Röntgengeräten hat seine eigene Software, mit der die Durchführung einer Röntgenaufnahme gemanagt wird. Die Aufgaben, die das Programm dabei erfüllt (nicht bei allen Systemen einheitlich), dienen auch der Erfüllung der Dokumentationspflicht nach der RöV und sind:

  • Patientenauswahl
  • Geräteauswahl (sofern mehrere Möglichkeiten bestehen)
  • Festlegen der Aufnahmeart und Region, die geröntgt werden soll
  • Angaben zur rechtfertigenden Indikation und ggf. Schwangerschaft
  • Freischalten des Röntgengeräts und Durchführung der Aufnahme
  • Bildnachbearbeitung (Änderung der Ausrichtung, Filterung, Nachjustierung von Kontrast und Helligkeit, Korrektur der Schichtlage bei OPG-Aufnahmen mit Multischichttechnik)
  • Darstellung bestimmter Zusammenstellungen von Bildern (z.B. Zahnhistorie)
  • Speicherung und Export der Aufnahmen

Bei intraoralen Systemen ist zu beachten, dass die Tubusgeräte bislang fast ausschließlich nicht mit der bildverarbeitenden Software verbunden sind, das heißt, einfach beim Auslösen ihre Strahlung auf einen Sensor oder eine Speicherfolie abgeben. Erst bei der „Auswertung“ der am Detektor angekommenen Strahlung kommt Software zum Einsatz – entweder beim Auslesen des Sensors oder beim Scanvorgang der Speicherfolie. Tubusgeräte werden also nicht „angesteuert“; man stellt die Expositionsdaten einfach am Gerät manuell ein und löst aus. Wenn dabei der Sensor nicht empfangsbereit ist, kann es zur nutzlosen Bestrahlung des Patienten kommen, ein eigentlich sicherheitsrelevanter Faktor, für den eine Lösung gefunden werden sollte. Für Mehrfachaufnahmen (z.B. bei Bissflügelaufnahmen und Röntgenstaten) kann die Software Unterstützung bieten, indem sie die Zuordnung der Aufnahmen zum richtigen Quadranten vorgibt. Wenn man sich an das vorgegebene Schema hält, vermeidet man Fehler im Sinne von Fehlorientierungen (Abb. 1). Diese können passieren, wenn man bei der Auswahl der Region einen Fehler macht und daraus eine falsche Aufnahmebeschriftung oder -orientierung resultiert. Am Rande sei erwähnt, dass die Darstellung der Zahnschemata für Milchgebisse und permanente Gebisse bisweilen Anlass zum Schmunzeln gibt, weil es sich die Programmierer einfach machen, indem sie für die Milchgebissdarstellung die Molaren des permanenten Zahnschemas weglassen (Abb. 2). Für Wechselgebisse wird es generell mit der Zahnauswahl kompliziert.

  • Abb. 1: Auswahlschema Bissflügelaufnahmen in Sidexis 4.
  • Abb. 2: Zahnschema „Wechselgebiss“ in Sidexis 4.
  • Abb. 1: Auswahlschema Bissflügelaufnahmen in Sidexis 4.
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 2: Zahnschema „Wechselgebiss“ in Sidexis 4.
    © Dr. W. Betz

Beim Orthopantomogramm (OPG) und Fernröntgenseitenbild (FRS), wo Speicherfolientechnik eine eher untergeordnete Rolle spielt, und natürlich bei der Digitalen Volumentomographie (DVT) erfolgt die Ansteuerung der Röntgengeräte über die Software. Hier gibt es 2 unterschiedliche Prinzipien:

  1. Das Gerät wird durch die Software einfach „freigeschaltet“, das heißt, die Patientendaten werden übertragen und so sichergestellt, dass die Aufnahme dem (hoffentlich vorher richtig ausgewählten) Patienten zugeordnet wird. Ohne Patientendaten ist kein Auslösen möglich, bei Auswahl eines falschen Patienten kann das Gerät aber diesen Bedienerfehler nicht erkennen und es kann trotzdem ausgelöst werden. Hier kann Software allerdings Abhilfe schaffen, indem eine Bestätigung des am Display des Röntgengeräts angezeigten Patientennamens verlangt wird (Abb. 3). Bei dem beschriebenen Prinzip werden Programmauswahl und Expositionsdaten am Röntgengerät selbst eingestellt. Hier erweist sich die Begrenztheit eines relativ kleinen Displays bei entsprechender Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten als limitierender Faktor (Abb. 4). Man muss sich dann ggf. durch mehrere Menü-Ebenen klicken oder tasten, um die entsprechenden Parameter einzustellen. Es könnte sein, dass dies dazu verleitet, überwiegend gleichbleibende Standardeinstellungen zu verwenden. Die Software des Röntgengeräts kann hier nachhelfen, indem sie selektiv Optionen am Display anbietet, die Sinn machen und andere ausblendet.
  2. Das zweite Prinzip sieht vor, dass man am Monitor des PCs, mit dem das Röntgengerät angesteuert wird, die Programmauswahl und Festlegung der Expositionsdaten bereits vornimmt. Hierbei erweist sich der große Monitor als vorteilhaft, weil er in der Regel erlaubt, alle relevanten Auswahlmöglichkeiten auf einen Blick darzustellen (Abb. 5). So kann man mit wenigen Mausklicks die Auswahl treffen, und man sieht vor allem alle Optionen sofort und muss nicht wissen, in welcher Menü-Ebene sich welche Option „verbirgt“. Am Gerätedisplay werden dann meist auch die Patientendaten und weitere Informationen über die eingestellten Parameter angezeigt, sodass man Kontrollmöglichkeiten hat.

  • Abb. 3: Easypad des Orthophos SL, Anzeige des Patientennamens.
  • Abb. 4: Easypad des Orthophos SL, Auswahl von Aufnahmeparametern in mehreren Ebenen.
  • Abb. 3: Easypad des Orthophos SL, Anzeige des Patientennamens.
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 4: Easypad des Orthophos SL, Auswahl von Aufnahmeparametern in mehreren Ebenen.
    © Dr. W. Betz

  • Abb. 5: Parametereinstellungen am Monitor in byzz.
  • Abb. 5: Parametereinstellungen am Monitor in byzz.
    © Dr. W. Betz

Welches der beiden Prinzipien man als Anwender bevorzugt, ist sicherlich Geschmackssache. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Das erste Procedere wird vielleicht als schneller empfunden, weil man weniger am PC und mehr am Röntgengerät selbst arbeitet, wo ja ohnehin der unmittelbare Kontakt mit dem Patienten besteht. Bei beiden Methoden könnte die Software die Stimmigkeit von Daten prüfen, z.B. indem das Alter des Patienten und das gewählte Programm sowie die Dosis abgeglichen werden. Denkbar wäre auch zur Fehlerreduzierung eine akustische Ansage des Patientennamens und der gewählten Parameter vor dem Auslösen.

Das Design der Softwaredarstellung

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass die Art und Weise, wie die Hersteller das Design ihrer Software gestalten, teilweise sehr unterschiedlich ist. In letzter Zeit ist allerdings ein Trend erkennbar, der auf eine gewisse Vereinheitlichung hindeutet – die Programme werden sich ähnlicher. Dabei hat man den Eindruck, dass die Romexis-Software von Planmeca als Vorbild gedient hat. Anders als bei Planmeca, wo Blautöne am Monitor überwiegen, gehen andere Hersteller zu Grautönen über (Abb. 6), was wahrscheinlich der Tatsache Rechnung trägt, dass man davon ausgeht, dass Röntgenprogramme – insbesondere bei der Befundung – eher in abgedunkelten Räumen zum Einsatz kommen (sollten). Eine aus Sicht des Autors gute Entwicklung – die neuen Raumklassen für Monitore lassen grüßen. Es gibt aber auch Ausnahmen, wie am Beispiel des Programms Byzznxt 3D erkennbar: zwar ist die Grundfarbe Grau, aber diverse bunte Rahmen und Icons führen zu einer gewissen Unruhe des Gesamteindrucks (Abb. 7). Hier ist allerdings eine Anpassung an das Design der „übergeordneten“ Software Byzznxt angekündigt.

  • Abb. 6: Grautöne überwiegen bei Byzz(nxt).
  • Abb. 7: Farbenvielfalt bei Byzz(nxt) 3D.
  • Abb. 6: Grautöne überwiegen bei Byzz(nxt).
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 7: Farbenvielfalt bei Byzz(nxt) 3D.
    © Dr. W. Betz

Leider wird das Prinzip einer augenschonenden Darstellung verlassen, wenn man die Hilfefunktion aktiviert. Bei allen getesteten Programmen bekommt man dann einen grell-weißen Hintergrund mit meist schwarzer Schrift geboten, was erheblich blendet. Bei der Hilfefunktion gehen Dürr und Orangedental einen „Sonderweg“: Man bekommt keinen fortlaufenden Text geboten, sondern Rubriken mit Themen, was der Autor nicht als vorteilhaft empfindet (Abb. 8). Zum Thema Handbuch könnte man noch viel sagen, der Umfang schwankt zwischen 120 und über 400 Seiten. Man stelle sich vor, die Einweisung der Anwender bei Installation eines neuen Röntgengeräts würde gemäß Vorschrift anhand aller Anleitungen des Geräts mit dazugehörender Software durchgeführt, man wäre mindestens einen Tag lang beschäftigt und hätte am Ende doch nur einen Bruchteil behalten. Es gibt immer wieder Überraschungen, bei denen man mit einer intuitiven Bedienung eines Programms scheitert. So kann es vorkommen, dass das Anklicken eines „Ja-Feldes“ zu einer „Nein- Reaktion“ führt, dass ein „X“, gemeinhin als Lösch- oder Ablehnungssymbol bekannt, eine Bestätigung eines Vorgangs verursacht (Abb. 9), oder dass Fehlermeldungen aufpoppen, bei denen man nicht weiß, wie man reagieren soll. Auch bei der Auswahl von Schriftarten und -größen wundert man sich gelegentlich, was sich die Programmierer dabei gedacht haben, relevante Texte möglichst schlecht lesbar darzustellen (Abb. 10). Bei dem gezeigten Beispiel handelt es sich zwar nur um eine eher selten aufzurufende Liste von Prüfaufnahmen; die Liste ist jedoch wegen der Schattenschrift und relativ kleinen Schriftgröße nicht gut zu lesen; zudem könnte das Listenfenster größer sein, der untere Bildteil ist quasi verschenkt. Hier wünscht sich der Anwender mehr Berücksichtigung praxisrelevanter Aspekte und existierender Normen und Regeln für Softwaregestaltung.

  • Abb. 8: Hilfefunktion bei Vistasoft.
  • Abb. 9: Bestätigen der Auswahl des Quick-Modus mit X-Symbol am Orthophos SL.
  • Abb. 8: Hilfefunktion bei Vistasoft.
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 9: Bestätigen der Auswahl des Quick-Modus mit X-Symbol am Orthophos SL.
    © Dr. W. Betz

  • Abb. 10: Liste Prüfberichte in Sidexis 4 mit Schattenschrift und unnötig kurzer Liste.
  • Abb. 10: Liste Prüfberichte in Sidexis 4 mit Schattenschrift und unnötig kurzer Liste.
    © Dr. W. Betz

Sicherlich werden die Hersteller einwenden, dass ihre Software nicht für Gelegenheitsanwender gedacht ist, sondern für geschulte MitarbeiterInnen in den Praxen. Der Autor möchte aber zu bedenken geben, dass es durchaus auch weniger Computeraffine und/oder weniger geübte Personen gibt, die Programme und Geräte bedienen, wie z.B. Auszubildende, Studierende und MitarbeiterInnen, die nur gelegentlich röntgen. Und nicht zu vergessen: die immer häufiger vorkommende Situation, dass Fremdaufnahmen aus anderen Praxen mit Viewer geliefert werden (insbesondere DVT), was dann das Verwenden unvertrauter Software erfordert. Dies sind dann die harten Prüfkriterien für die intuitive Bedienbarkeit eines Programms.

Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung

Zurück zu den Aufgaben der Röntgensoftware. Nachdem das Bild von der Software auf dem Monitor dargestellt wurde – und hierbei muss man sich immer im Klaren sein, dass die Algorithmen- Schreiber vorgeben, was der/die ZahnärztIn zu sehen bekommt –, gibt es Möglichkeiten, das Bild für diagnostische Zwecke zu optimieren. Filter, Kontrast- und Helligkeitsänderungen und Gammakorrektur sind einige Werkzeuge (neudeutsch „Tools“), die man anwenden kann. Nach Kenntnis des Autors gibt es leider bislang keine evidenzbasierten Untersuchungen dazu, ob und wie diese Tools tatsächlich die Diagnosesicherheit verbessern können. Letztendlich werden überwiegend Verfahren verwendet, die auch in gängigen Bildverarbeitungsprogrammen zum Einsatz kommen, also keine röntgenspezifischen Werkzeuge. Mitunter muss die Ausrichtung intraoraler Aufnahmen korrigiert werden, damit die Zähne richtig (aufrecht) dargestellt werden. Hier könnte die Software vielleicht zukünftig per „Zahnerkennung“ automatisch eine korrekte Darstellung bewirken. Wenn man bedenkt, was die Bildauswertungssoftware heute leisten kann, sollte es doch möglich sein, dass Zähne nicht „liegend“ auf dem Monitor erscheinen. Das Werkzeug der „Zahnhistorie“ ist bei den Programmen üblicherweise vorhanden und eine gute Möglichkeit, Verlaufskontrollen zu visualisieren.

  • Abb. 11a und b: Panorama-Editor bzw. Bildkorrektur – unterschiedliche Regler in Sidexis 4.

  • Abb. 11a und b: Panorama-Editor bzw. Bildkorrektur – unterschiedliche Regler in Sidexis 4.
    © Dr. W. Betz
Die Bildnachbearbeitung von zweidimensionalen Aufnahmen beschränkt sich meist auf geringfügige Korrekturen (Helligkeit und Kontrast), die leicht mit der Maus und mit oft intuitiv bedienbaren Funktionen durchzuführen sind. Die Befundung erfolgt gewissermaßen durch visuelles „Abscannen“ des statischen Bildes. Relativ neu ist die Möglichkeit, bei OPG-Aufnahmen einiger Geräte das Bild manuell zu optimieren, indem man aus den Rohdaten eine bessere Schichtlage und/oder -neigung wählt, als dies die Software automatisch getan hat. Die dabei angebotenen Tools scheinen allerdings noch nicht ganz ausgereift, und die Darstellung und Bedienung eines „Drehreglers“ ist etwas ungewöhnlich (Abb. 11a und b). An anderer Stelle im gleichen Programm traut man offenbar dem traditionellen Schieberegler mehr, auch wenn primär ein Drehregler angezeigt wird.

Bei DVT-Aufnahmen muss man wesentlich mehr Aufwand beim Befunden betreiben. Einen 3D-Datensatz muss man sich dynamisch ansehen, und dabei spielt die Software eine ganz wesentliche Rolle. Deswegen gab es bislang auch in aller Regel zusätzlich zur eigentlichen Röntgensoftware separate Programme zur 3D-Darstellung der DVT-Aufnahmen. In letzter Zeit gehen die Hersteller allerdings dazu über, bei der Modernisierung ihrer Software die 3D-Komponente zu integrieren. Ob dies ein kluger Schritt ist, sei dahingestellt. Es hat auf jeden Fall den Effekt, dass die neuen Programme deutlich höhere Anforderungen an die PCs stellen, Empfehlungen für Arbeitsspeicher von 32 GB sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Wer die 3D-Komponente eigentlich gar nicht braucht, weil er nur zweidimensionales Röntgen betreibt, aber bei einer Neuanschaffung eines Röntgengeräts an der neuen Software nicht vorbeikommt, wird von den Kosten und der teilweise nicht überzeugenden Geschwindigkeit beim Starten des Programms nicht begeistert sein. Ganz abgesehen von der notwendigen Beschäftigung mit der neuen Software.

Von den umfangreichen Möglichkeiten, die die 3D-Programme bieten, kann hier nur auf einige wenige grundlegende eingegangen werden, allein schon, weil die dynamischen Prozesse in einem gedruckten Artikel schwer darzustellen sind. Aus Sicht des Autors ist der wichtigste Aspekt bei der dynamischen Befundung eines DVTs, dass die Visualisierung des Volumens so erfolgen kann, dass man mit möglichst wenigen Tastatur- und Mausaktionen jeden Bereich des Volumens schnell und sicher erfassen kann. Die Gefahr, etwas in einem DVT zu übersehen, ist weitaus größer als bei 2D-Aufnahmen. Deswegen sind die Werkzeuge, mit denen die Ansichten ausgerichtet und „durchfahren“ werden können, Qualitätsmerkmal solcher Programme.

  • Abb. 12: Panoramaansicht beim DVT (Sidexis 4).

  • Abb. 12: Panoramaansicht beim DVT (Sidexis 4).
    © Dr. W. Betz
Eine von der Software automatisch generierte OPG-Simulation aus dem Datensatz ist zur Orientierung erst einmal sicherlich hilfreich. Hier überzeugt den Autor die Lösung bei Sidexis 4 am meisten (Abb. 12). Man kann in der OPG-Ansicht am Zahnbogen „entlangfahren“ und bekommt dabei kleine Ansichten der drei Raumebenen in der unteren Bildhälfte dynamisch angezeigt. Da die Ausrichtung dabei aber nicht automatisch die relevanten Bereiche optimal darstellt und die Schnittebenen-Ansichten auch relativ klein sind, kommt man nicht umhin, das Volumen in der Ansicht der multiplanaren Rekonstruktion (MPR), also der synchronen Darstellung aller 3 Raumebenen (meist mit coronal, axial und sagittal bezeichnet), zu befunden. Bei anderen Programmen wird diese Panoramaansicht nicht automatisch angeboten und muss erst manuell erstellt werden (byzz 3D, One Volume Viewer, On Demand 3D). Bei Vistasoft und Romexis sind die Panorama-Darstellungen nicht ganz so vielfältig wie bei Sidexis 4.

Bilddarstellung und Bedienerfreundlichkeit

Bei der Betrachtung der MPR-Ansichten (multiplanare Reformatierung oder multiplanare Rekonstruktion) verfolgen die Hersteller unterschiedliche Prinzipien und es gibt erhebliche Unterschiede in der Bedienerfreundlichkeit. Da das primäre Ergebnis einer MPR-Darstellung je nach gewähltem Volumen nicht unbedingt das Field of Interest (FOI) zeigt, müssen die Achsen bzw. die angezeigten Bilder erst so ausgerichtet werden, dass man das oder die FOI gut beurteilen kann. Meist wird zusammen mit den 3 Raumebenen auch eine Oberflächendarstellung (Volumen Rendering, VR) angezeigt, die die Orientierung erleichtern kann. Es gibt für das „Manövrieren“ dabei 2 grundsätzlich unterschiedliche Ansätze:

Das eine Verfahren besteht darin, jeweils die Achsen vor den Bildern zu verändern und an den anatomischen Proportionen auszurichten. Hilfreich ist es dabei, wenn an den Achsen im Randbereich erkennbar ist, wo die Achse „angefasst“ werden muss, damit es zu einer Rotation kommt und nicht zu einer Verschiebung der Achse. Dies ist bei Vistasoft gut gelöst, wo bei Erreichen der entsprechenden Position das Maussymbol umspringt und die Achsenrotation symbolisiert (Abb. 13). Dabei ergibt sich eine Änderung in der Ansicht, aber nicht in der Raumebene, in der man die Achsenverschiebung vornimmt, sondern in einer anderen Raumebene. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig.

  • Abb. 13: Rotation der Achse vor dem Bild (Vistasoft).
  • Abb. 14: Rotation des Bildes hinter den Achsen bei One Volume Viewer.
  • Abb. 13: Rotation der Achse vor dem Bild (Vistasoft).
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 14: Rotation des Bildes hinter den Achsen bei One Volume Viewer.
    © Dr. W. Betz

Ein anderes Prinzip besteht darin, nicht die Achsen zu bewegen, sondern das Bild quasi hinter den Achsen zu verschieben oder zu rotieren (Abb. 14). Auch mit dieser Methode kommt man letztendlich zum gleichen Ergebnis. Bemerkenswert ist, dass 2 Programme beide Optionen haben (Vistasoft und Romexis). Dies hat den Vorteil, dass mit diesem Viewer Anwender beider „Richtungen“ sofort zurechtkommen können.

  • Abb. 15: Unklare Raumorientierung bei OnDemand 3D.

  • Abb. 15: Unklare Raumorientierung bei OnDemand 3D.
    © Dr. W. Betz
Bei beiden Prinzipien ist es wichtig, dass die Raumorientierung der dargestellten Ebene gut erkennbar ist, sonst kann es zu Seitenverwechslungen kommen. Die meisten Programme bedienen sich dazu eines symbolisierten Kopfes in einer der Bildecken, dessen Position die Raumorientierung anzeigt. Weniger klar sind Darstellungen mit X-Y-Z-Achsen oder andere Ebenen-Darstellungen (Abb. 15). Auf jeden Fall sollte es möglich sein, die sagittale Ansicht so auszurichten, dass sie von vestibulär gesehen (wie beim OPG) präsentiert wird, ohne dass sich dabei die anderen Raumansichten verändern.

Weitere Aspekte sind zum Beispiel die Möglichkeit, die Achsen ein- und auszublenden (am besten teilweise, damit noch etwas Orientierung verbleibt), Helligkeit und Kontrast zu optimieren, zu zoomen und Messungen durchzuführen. Diese Funktionen sollten wahlweise für alle 3 Raumansichten oder auch einzeln angewendet werden können: Je mehr man dabei mit einer Kombination von Maustasten und Tastatur (Strg, Shift, Alt) bewerkstelligen kann, desto effektiver ist es. Sehr störend findet es der Autor, wenn man ständig irgendwelche Buttons mit der Maus anklicken muss, um eine Funktion umzuschalten. Auch sollten automatisch beim Bewegen der Maus über eine der 3 Raumebenen die Funktionen in dieser Ansicht aktiviert werden, um nicht extra die Ansicht anklicken zu müssen. Bei Aktionen, die sich vielfach wiederholen, ist eine solche „Kleinigkeit“ sehr zeitsparend. Eine gute Software ahnt gewissermaßen, was der Anwender typischerweise in einer bestimmten Situation als nächstes tun wird, und unterstützt ihn dabei.

Da das Einstellen bestimmter Ansichten beim DVT relativ zeitaufwendig sein kann, ist es wichtig, dass diese Ansichten gespeichert werden können. Ebenso wichtig wäre es nach Ansicht des Autors, wenn diese Ansichten auch beim Export eines DVTDatensatzes mit auf den Datenträger gespeichert werden könnten, damit beispielsweise derjenige, der eine DVT-Aufnahme in Auftrag gegeben hat, nicht nur den Datensatz mit Befundbericht erhält, sondern gleichzeitig die Ansichts-Einstellungen, die der durchführende und befundende Kollege erstellt hat. Screenshots im Befundbericht sind hier ein schlechter Kompromiss, denn das Öffnen des Datensatzes in den Voreinstellungen ermöglicht es, die FOI rasch und dynamisch zu betrachten.

Bilddaten speichern und exportieren

Damit kommt der letzte Punkt der Liste von Softwarefunktionen, die hier zur Sprache kommen sollen: die Speicherung und das Exportieren von Bilddaten – ein heikles Thema! Die Speicherung der Rohdaten moderner OPG-Aufnahmen und besonders bei DVTs ist sehr speicherintensiv und erfolgt deswegen je nach Programmeinstellungen nur temporär oder gar nicht. Die Sicherung der Daten gemäß Aufbewahrungspflicht muss natürlich gewährleistet sein. Das Augenmerk soll hier aber mehr auf den Export gerichtet werden, da sich nach der Erfahrung des Autors bei seiner Tätigkeit in der Klinik und in der Röntgenstelle sehr oft Probleme ergeben, die im Übrigen auch regelmäßig von niedergelassenen KollegInnen beklagt werden. Dabei könnte alles ganz einfach sein, wenn die Bilder als DICOM-Datensätze in standardisiertem Format exportiert würden. Die Default-Einstellungen der Röntgenprogramme sind aber (noch) nicht auf DICOM ausgerichtet (Abb. 16), meist erfolgt der Export unter dem Aspekt, eine relativ kleine Datei für den E-Mail-Versand zu erzeugen. Das Ergebnis sind dann komprimierte Dateien (intraorale Aufnahmen mit unter 100 KB und OPGs mit deutlich weniger als 1 MB), die eigentlich nicht befundungsfähig sind. Die Export-Optionen sind mitunter sehr vielfältig und es ist nicht auf Anhieb zu erkennen, welche Exporteinstellung welche Art von Datei erzeugt (Abb. 17). Dabei können alle Röntgenprogramme DICOM-Dateien generieren und exportieren, man muss diese Funktion nur kennen, finden und anwenden.

  • Abb. 16: Exporteinstellungen mit Default-Anzeige (Autoexport) in Vistasoft.
  • Abb. 17: Exportoptionen in Sidexis 4.
  • Abb. 16: Exporteinstellungen mit Default-Anzeige (Autoexport) in Vistasoft.
    © Dr. W. Betz
  • Abb. 17: Exportoptionen in Sidexis 4.
    © Dr. W. Betz

Bei DVT-Datensätzen, die aufgrund der Datenmenge nicht per E-Mail verschickt werden können, kann für den Export meist ein Betrachtungsprogramm (Viewer) mit auf die CD gebrannt werden. Dabei handelt es sich in der Regel um das „abgespeckte“ 3DProgramm, mit dem die Aufnahme auch befundet werden könnte, wenn nicht beim Laden der Software als erstes die Mitteilung angezeigt würde, dass das Programm nicht zur Befundung geeignet sei (Warum – rechtliche Gründe der Programmzulassung?). Diese Viewer gibt es in 2 unterschiedlichen Varianten: einmal per webbasiertem Browser, sodass das Programm nicht auf dem PC installiert werden muss und relativ unkompliziert eingesetzt werden kann, zum anderen als auf dem PC zu installierendes und auszuführendes Programm, was oft nur mit Administratorrechten funktioniert und damit eine erhebliche Einschränkung bedeutet. Wer selbst über 3D-Betrachtungssoftware verfügt, wird diese gerne zur Darstellung des Datensatzes verwenden, um sich nicht mit einer fremden Software auseinandersetzen zu müssen. Der Import von Fremd-DVTs in das eigene 3D-Programm erweist sich meist als schwierig bis unmöglich, weil die Datensätze mitunter ohne sogenanntes DICOMDIR gespeichert werden und die einzelnen Bilddateien nicht immer als DICOM-Dateien (.dcm) auf der CD vorliegen. Man muss dabei noch zwischen Dateien unterscheiden, die alle Einzelbilder in einer Datei enthalten (sog. Multiframe) und der Variante, dass jedes Einzelbild als eigene Datei gespeichert wird (Singleframe). Es gibt „unabhängige“ 3D-Betrachtungssoftware, die Datensätze unterschiedlicher Hersteller verarbeiten und in einer akzeptablen Qualität und mit guten Bildbearbeitungs-Tools darstellen können und zu bearbeiten erlauben (z.B. OsiriX für Mac, Radiant, Reveal). Leider klappt dies noch nicht immer problemlos, und man muss sich eine solche Software zusätzlich zu der kaufen, die man ohnehin auf seinem PC hat.

Fazit und Anregung

Wer sich ein Röntgengerät zulegt, kauft natürlich auch die Software dazu. Doch auch die schönste und beste Hardware kann Schwächen der Software nicht kompensieren. Deswegen sollte man sich vor dem Kauf mit der Software beschäftigen. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan, denn die Option, dass man temporäre Lizenzen bekommt, hatte der Autor dankenswerterweise von den Herstellern zugestanden bekommen. Den engagierten MitarbeiterInnen dieser Unternehmen gilt mein herzlicher Dank. „Normal-Kunden“dürfte diese Option eher nicht offenstehen, sie müssen wirklich darauf hoffen, dass ihr Dentaldepot sie gut berät. Der Zeitaufwand ist enorm, verschiedene Programme zu installieren und zu testen. Vielleicht gibt dieser Artikel den Zahnarztkollegen und -kolleginnen Hinweise, worauf vor einer Kaufentscheidung besonders geachtet werden sollte. Die Industrie soll der Artikel anregen, beim einen oder anderen Punkt über Verbesserungen nachzudenken und dabei vor allem die Anwender im Blick zu haben. Den dentalen Software-Herstellern kaum anzulasten ist, dass bisweilen nach Windows-Updates Röntgenprogramme nicht mehr reibungslos funktionieren. Der Autor hat es aber auch schon erlebt, dass nach einem Update der Röntgensoftware einzelne, in der Vorversion einwandfrei laufende, sinnvolle Funktionen plötzlich nicht mehr verfügbar waren. So etwas sollte eigentlich nicht passieren.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Werner Betz