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Digitale Praxis

Der Intraoralscanner – heutzutage ein Muss?!

Die Digitalisierung in der Zahnmedizin und Zahntechnik war auf der IDS das Hauptthema und wird der Motor weiterer Produktentwicklungen bleiben. Man erfuhr, dass zahlreiche Firmen nunmehr einen Intraoralscanner in ihr Portfolio aufgenommen haben, sodass der Zahnarzt nicht mehr umhin kann, sich mit der digitalen Abformung zu beschäftigen. Aber immer noch sehen viele Zahnärzte die Notwendigkeit nicht, sich mit dieser Technik anzufreunden bzw. ihr gut funktionierendes System zu verlassen, um einen neuen Workflow zu erlernen und in den Praxisalltag zu integrieren. Wir haben Herrn Dr. Baresel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung, nach seiner Sicht auf die Dinge befragt.

Dr. Baresel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung. Dr. Baresel
Dr. Baresel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung.
Dr. Baresel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für digitale orale Abformung.

Herr Dr. Baresel, weshalb haben noch viele Zahnärzte die Scheu vor der digitalen Abdrucknahme, obwohl die Präparation durch die digitale Abformung signifikant verbessert werden kann?

Dr. Baresel: Es gibt nicht den einen Grund, um die immer noch niedrige Zahl der Nutzer eines Intraoralscanners in Deutschland zu erklären. Zunächst herrscht noch eine große Unwissenheit und Unsicherheit über die tatsächlich extrem hohe Genauigkeit der heutigen Geräte. Dies ist historisch begründet, denn die ersten Cerec-Modelle haben das Ansehen der digitalen Abformung lange Zeit negativ beeinflusst. Zum anderen glauben viele Kolleginnen und Kollegen, die benötigte Dauer für einen Intraoralscan wäre länger als die für eine konventionelle Abformung. Das Gegenteil ist richtig; jeder Intraoralscan ist um ein Vielfaches schneller, jedoch bedarf dies einer gewissen Übung. Die Lernkurve ist aber sehr steil. Ein weiteres Argument ist natürlich der teilweise hohe Anschaffungspreis. Allerdings gibt es viele Faktoren, wie Zeitersparnis, Materialersparnis, weniger Neuanfertigungen etc., die sich nicht quantifizieren und gegenrechnen lassen.

In welchen Bereichen stellt die digitale Abformung eine große Erleichterung für den Zahnarzt dar und wo gibt es eventuell noch Probleme?

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Für mich erleichtert die digitale Abformung die Arbeit in der Praxis in jedem einzelnen Fall. Die Qualität meiner Arbeit hat sich deutlich verbessert, einfach weil ich meine Präparationen am Monitor begutachten und nachträglich verbessern kann. Heute ist nahezu alles scanbar, von Einzelzahnrestaurationen bis zu Ganzkieferversorgungen, von großen Implantatversorgungen bis hin zum Modellguss. Lediglich große verschraubte Implantatarbeiten müssen momentan noch gelegentlich passiviert werden. Für Totalprothesen ist eine Ausformung des Funktionsrandes nötig, dies geschieht im analogen Workflow.

Sie als Experte kennen sicherlich zahlreiche Scan-Systeme. Welche Kriterien sollte man beim Kauf eines Scanners als Einsteiger zugrunde legen?

Dies in einige Worte zu fassen ist nahezu unmöglich; es gibt viele Kriterien, nach denen die Auswahl eines Intraoralscanners erfolgen kann. Natürlich spielt für mich die Genauigkeit die wichtigste Rolle, gefolgt von der Scanstrategie und der Geschwindigkeit Es gibt jedoch viele weitere Kriterien wie Datenverfügbarkeit, Scannerform (Cart/Laptop), Farbdarstellungsmöglichkeit und natürlich auch die Preispolitik, die entscheidend sind. Momentan ist die Tendenz zu beobachten, dass es Scanner gibt, die die analoge Abformung ersetzen, und Scanner, die mit vielen Zusatzfunktionen wie Kariesdiagnostik, Monitoringfunktionen oder Bewegungsaufzeichnung des Unterkiefers ausgestattet sind und für den Einsatz an nahezu jedem Patienten geeignet sind.

Viele Firmen mit neuen Scannern preisen die Schnelligkeit ihres Scanners an. Ist dies ein wirklich wichtiges Kriterium?

Die Schnelligkeit des Scanners ist ein Kriterium und natürlich unterscheiden sich die Modelle hier. Nicht nur die Geschwindigkeit der Bilderfassung ist hier entscheidend, sondern auch, wie einfach der Scanner abreißt, z.B. durch sich bewegende Schleimhaut, und wie schnell er wieder in den Scanvorgang zurückkehrt. Wichtig ist deshalb, dass man ausreichend trainiert, um den Scanprozess flüssig durchzuführen, ohne abreißen zu lassen. Die Datenqualität sinkt zum Beispiel, wenn man mit einem sehr schnellen Gerät zu langsam scannt. Beherrscht man den Scanvorgang aber, ist es nicht mehr relevant, ob das Ergebnis eines Ganzkieferscans nach 2:30, 3:00 oder 3:30 Minuten vorliegt. Dies ist immer um ein Vielfaches schneller als jede analoge Abformung.

Sie haben am Kulzer-Messestand den Scanvorgang an einer Person mit dem cara i500 demonstriert. Wie beurteilen Sie das Handling dieses Scanner bzw. den Scanner selbst?

Der cara i500 ist ein Scanner, der die analoge Abformung digital ersetzen möchte. Er hat den Scannermarkt gerade in Bezug auf seinen niedrigen Preis aufgewirbelt. Die Updatezyklen sind sehr gering und die Motivation des Teams, sich zu verbessern, sehr hoch.

Hersteller des cara i500 ist Medit. Sie selbst haben an der Entwicklung dieses Scanners mitgewirkt. Er ist für Einsteiger konzipiert. Was war der Grund hierfür und werden Sie an dessen Weiterentwicklung mitarbeiten?

Gerade als Nutzer mit sehr viel Erfahrung im Scannerbereich mit verschiedenen Modellen habe ich diese gerne geteilt. Dies ist auch meine Aufgabe als Präsident der Deutschen Gesellschaft für digitale Abformung (DGDOA). Wichtig war mir dabei immer, den Scanprozess so einfach wie möglich zu gestalten. Sollte mein Rat weiter gefragt sein, werde ich gerne an Verbesserungen mitarbeiten. Das Wort „Einstiegsmodell“ bei zahnmedizinischen Geräten finde ich nicht passend, nur weil es günstiger als andere ist. Wenn man diese Summe für einen Scanner ausgibt, wird man nicht nach kurzem Training auf ein teureres Gerät umsteigen. Zudem sind die „Expertenmodelle“ nicht schwieriger zu handhaben, ganz im Gegenteil, sie haben nur zusätzlich andere Möglichkeiten. Folglich muss jeder Einsteiger für sich selbst entscheiden, wie er den Scanner einsetzen möchte, und sich für das entsprechende Modell entscheiden.

Vielen Dank für das Gespräch.

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