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Behandlung unter medizinischem Standard: Zahnärztekammer Nordrhein warnt vor gewerblichen Aligner-Start-ups

Viele Kunden von gewerblichen Aligner-Start-ups beschweren sich über Komplikationen nach der Behandlung mit unsichtbaren Zahnschienen. Grund dafür ist die meist unzureichende zahnärztliche Betreuung – die zu teuren Nachbehandlungen oder gar Zahnverlust führen kann.

Patient prostooleh/freepik.com

Gerade Zähne für wenig Geld – mit diesem Versprechen werben Aligner-Start-ups in Castingshows oder sozialen Netzwerken um Kundschaft. Durch eine Fern-Behandlung mit Alignern (auch bekannt als unsichtbare Zahnschienen) könne jede Fehlstellung leicht korrigiert werden, so die Botschaft der Anbieter.

Doch oft geht dieses Versprechen nicht auf. Im Gegenteil. Kunden berichten von Wunden im Zahnfleisch, starken Schmerzen im Kiefer und neuen Zahnlücken.

Die Qualität leidet unter dem günstigen Preis

Denn der günstige Preis hat einen Haken: die Qualität. Eine zahnärztliche Betreuung findet in den meisten Fällen nicht statt. Nach der Anfertigung eines Gebiss-Scans in einer Partnerpraxis des Unternehmens wird der Behandlungsverlauf als Simulation am Computer errechnet.

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Etwaige Fortschritte werden nicht durch einen approbierten Zahnarzt kontrolliert, sondern vom Patienten mit der Selfie-Kamera seines Smartphones dokumentiert. „Was diese Unternehmen machen, hat nichts mit Zahnmedizin zu tun“, sagt Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kam kürzlich ein Bericht des NDR-Formats „Markt“, indem eine Kieferorthopädin die Behandlungspläne von Aligner-Start-ups analysierte – und dabei ein vernichtendes Urteil fällte: „Ich bin geschockt […], wie mit diesem sensiblen Kausystem und der Gesundheit von Menschen umgegangen wird.“

Denn bei den Zahnschienen handelt es sich nicht um Kosmetik. Bei Aligner-Behandlungen wirken enorme Kräfte auf den Kiefer, weshalb eine zahnärztliche Betreuung unerlässlich ist.

Weitere Kosten können entstehen

Folglich führt die Fernbehandlung der Aligner-Start-ups häufig zu Komplikationen: Zahnlücken tun sich auf, im schlimmsten Fall droht der Verlust einzelner Zähne. Um Schäden zu korrigieren, sind oft Nachbehandlungen bei Kieferorthopäden notwendig – mit Folgekosten von bis zu 10.000 Euro.

Viele der Kunden wenden sich dann an die Zahnärztekammer Nordrhein, die die Betroffenen bei der Überprüfung von vermuteten Behandlungsfehlern unterstützt. Gleichzeitig werden im Rahmen der Berufsaufsicht rechtliche Handlungsmöglichkeiten gegen die gewerblichen Aligner-Start-ups geprüft.

Denn nach Auffassung der Zahnärztekammer Nordrhein darf das Angebot von zahnärztlichen Leistungen in dieser Form überhaupt nicht existieren. „Wir benötigen klare gesetzliche Vorgaben auf Bundesebene, damit nicht berufsfremde Dritte Zahnheilkunde anbieten“, sagt Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, „denn Zahnheilkunde gehört nicht in einen Kiosk.“

Patienten sollten daher unter keinen Umständen ihre Zähne außerhalb der Verantwortung eines Zahnarztes oder Kieferorthopäden korrigieren lassen.

Quelle:
Zahnärztekammer Nordrhein

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