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Kieferorthopädische Extraktionstherapie bei Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH)

Dr. med. dent. Christian Kirschneck, Prof. Dr. Dr. Peter Proff
ZMK 7-8/2016, S. 457-467


1
Welche Aussage zur Ätiologie der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) trifft zu?
Sie wird durch eine chronisch-systemische Fluoridüberdosierung verursacht.
Eine erblich-genetische Komponente ist wahrscheinlich.
Ein Zahntrauma ist meist ursächlich für die Entstehung einer MIH.
Die Ursache ist bisher nicht bekannt, es handelt sich um eine idiopathische Störung.
Die MIH ist stets eine unifaktoriell induzierte Störung der Schmelzstruktur.


2
Welche Aussage zur Diagnose der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) trifft nicht zu?
Die MIH ist charakterisiert durch z. T. ausgedehnte, jedoch klar umschriebene weißgelbe bis gelb-bräunliche Schmelzopazitäten, die neben unbetroffenen Schmelzarealen auftreten und deren Oberfläche eine matte, kreidig-poröse Struktur aufweist.
Betroffen sind hauptsächlich die ersten Molaren und die Inzisiven.
MIH-Zähne haben eine geringe Empfindlichkeit gegenüber thermischen und mechanischen Reizen.
Der klinische Schweregrad der MIH kann u.a. nach Wetzel und Reckel in drei Stufen eingeteilt werden.
Unter Kaubelastung können Schmelzfragmente absplittern, was zu einer Freilegung des Dentins führen kann.


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Welche Aussage zur Differentialdiagnose der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) trifft nicht zu?
Im Gegensatz zu medikamentösen Schmelzbildungsstörungen handelt es sich bei der MIH um eine Schmelzhypomineralisation/-dysplasie.
Im Gegensatz zum Amelogenesis imperfecta sind bei der MIH alle Zähne betroffen.
Im Gegensatz zur MIH treten bei einer Fluorose diffuse Opazitäten mit Akzentuierung der Perikymatien auf.
Im Gegensatz zu Turner-Zähnen tritt die MIH nicht an Prämolaren auf.
Im Gegensatz zur MIH treten traumatisch induzierte Störungen nahezu ausschließlich lokal, d.h. v.a. bei den Inzisiven auf.


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Welche Aussage zu den Prophylaxe- und Therapiemöglichkeiten der Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) trifft nicht zu?
Eine MIH im Frontzahnbereich muss aus funktionellen Gründen meist therapeutisch versorgt werden.
Eine MIH im Molarenbereich muss aus funktionellen Gründen meist therapeutisch versorgt werden.
Fluoridhaltige Zahnpaste, Fissurenversiegelungen und regelmäßige Fluoridapplikationen haben sowie kariesprotektive Mundspüllösungen sich prophylaktisch bei einer MIH bewährt.
Prophylaktische Maßnahmen sollten bei allen MIH-Schweregraden so früh wie möglich, d.h. gleich nach Zahndurchbruch, initiiert werden.
Ab einem MIH-Schweregrad von 2 ist in der Regel eine konservativ-restaurative Versorgung der Zähne, z. B. durch Füllungstherapie, notwendig.


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Welche Aussage zur kieferorthopädischen Indikation einer Molarenextraktion trifft nicht zu?
Die Extraktionsentscheidung und -therapie sollte in interdisziplinärer Kooperation von Zahnarzt, Kieferorthopäde und Pädiater erfolgen und erfordert eine umfassende kieferorthopädische Diagnostik.
Eine Extraktion von Molaren ist kieferorthopädisch selten indiziert und setzt nahezu immer eine pathologische Veränderung voraus.
Ein Kriterium für die Extraktion der Sechsjahrmolaren ist, wenn ihre Erhaltung bis zum 3. Lebensjahrzehnt unwahrscheinlich erscheint.
Sie kann bei Patienten mit offenem Biss und alleiniger Abstützung auf den ersten Molaren indiziert sein, da die somit erreichte Bisssenkung meist erfolgreich und langzeitstabil ist.
Ein tiefer Biss bei horizontalem Wachstumsmuster kann eine relative Kontraindikation für eine Molarenextraktionstherapie darstellen.


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Eine Extraktion von MIH-Molaren ist meist nicht indiziert,
wenn der Verlust der Zahnhartsubstanz durch mechanisch bedingte Abplatzungen rasch voranschreitet
wenn ein (primärer oder sekundärer) Platzmangel im Zahnbogen vorliegt
wenn Nichtanlagen/Zahnverluste vorliegen (Prämolaren, Weisheitszähne)
bei nicht kontrollierbarer endodontischer oder parodontaler Problematik
bei Vorliegen günstiger genereller, lokaler und sekundärer Extraktionsparameter, z. B. eines vertikalen Wachstumsmusters mit Tendenz zum offenen Biss


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Welche Aussage zum idealen Zeitpunkt einer MIH-Molarenextraktionstherapie trifft nicht zu?
Mit Ausnahme eines deutlichen anterioren oder sekundären Engstandes sowie der Angle-Klasse II/1 ist eine Extraktion zwischen 8 und 11,5 Jahren zu empfehlen.
Im Unterkiefer möglichst erst nach Durchbruch der 2. Prämolaren, um deren distale Keimwanderung zu vermeiden.
Bei einem deutlichen anterioren oder sekundären Engstand sowie der Angle-Klasse II/1 im Oberkiefer erst nach Durchbruch der zweiten Molaren, wenn der Platz ausschließlich für die Auflösung des Engstandes bzw. Retraktion der Front genutzt werden soll.
Bei Angle-Klasse II/2 mit horizontalem Wachstumsmuster möglichst spät.
Bei ausgeglichenen Platzverhältnissen vor dem 8. Lebensjahr.


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Welche Aussage zur Prognose einer MIH-Extraktionstherapie trifft nicht zu?
Die Einstellung der Weisheitszähne in eine gute Position wird erleichtert.
Ein guter bis akzeptabler Lückenschluss kann in der Mehrzahl der Patienten erreicht werden.
Eine zusätzliche kieferorthopädische Therapie ist meist nicht erforderlich, da eine Spontaneinstellung bei anteriorem und sekundärem Engstand erfolgt.
Aufgrund der Durchbruchsrichtung der zweiten Molaren ist eine Extraktion der ersten Molaren im Oberkiefer bezüglich der Einstellung günstiger.
Der Extraktionszeitpunkt ist für die Prognose einer MIH-Extraktionstherapie essentiell.