IDS-Rückblick


Die IDS 2023 - Produkthighlights für Sie entdeckt

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Und schon ist sie vorbei, die Jubiläums-IDS in Köln: 100 Jahre IDS, das bedeutete die 40. Ausgabe der Weltleitmesse der Dentalbranche und der Test, wie es nach der Corona-Pandemie weitergeht. Gut, würde ich sagen, denn hier ist die Messe kein Auslaufmodell, wie man es aus anderen Branchen hört. Die IDS lebt vom persönlichen Austausch aller Beteiligten, und den gab es reichlich an den Ständen der 1.788 Unternehmen aus 60 Ländern auf einer Ausstellungsfläche von 180.000 qm, aber auch bei Gesprächen und Veranstaltungen abseits der Messehallen für und mit den rund 120.000 Fachbesuchern.

Die Digitalisierung prägt weiter die Dentallandschaft z. B. in dentalen Prozessen in der Zahnarztpraxis und im Labor, auch in Unternehmensabläufen der Dentalindustrie, in Vertrieb und Logistik. Effizienz durch Optimierung von Abläufen und Prozessen ist weiter gefragt, Digitalisierung auch im Bereich Reparatur, Wartung bis hin zu Beratung und Bestellung. Cloud Services und cloudbasierte Plattformen, auf der IDS 2019 noch eher Stichwörter der Zukunft, bieten nun Möglichkeiten, über physische Grenzen hinaus zusammenzuarbeiten, z.B. mit der Cloud-Plattform AG Live (Amann Girrbach), der digitalen Design- und Kollaborationsplattform Smile Cloud, die über die digitale Plattform „Straumann AXS“ den Kunden zur Verfügung gestellt wird oder die cloudbasierte Monitoring- und Serviceplattform Iodent von W&H etc.

Das Geschäftsvolumen bleibt oder steigt, Fachkräfte fehlen, auch hier hilft Digitalisierung, trotz der vielen Regulierungen, davon ist Dr. Wolfgang Reim, CEO Amann Girrbach überzeugt. „Jeder mag Vorzüge eines geschlossenen Systems,“ so Reim, „es ist aber nicht mehr State of the art, dass man das vom Hersteller her vorschreibt“.

Das sah und hörte man in den Hallen allerorten. So etwa bei der CS Imaging 8-Software (Carestream Dental Germany, Stuttgart), bei der sich dank der neuen Funktion IO Scanner Link das Interface zu anderen IOS-Herstellern wie Medit und Dexis öffnet. Über die Software würde in den nächsten Monaten die Öffnung für viele weitere IOS folgen.

Die angesprochenen Regulierungen, so hörten wir an manchen Ecken, könnten die Entwicklungen oder den digitalen Fortschritt künftig schwieriger machen, denken wir nur an die neue MDR. Es scheint nicht von ungefähr, dass heute bestimmte Produkte und Materialien zunächst auf dem deutschen bzw. europäischen Markt nicht zur Verfügung stehen.

An unterschiedlichen digitalen Ansprüchen der Anwender in den verschiedenen Ländern wird es wohl nicht liegen. Auch hörte ich von Kollegen, dass bestimmte Nischenprodukte aufgrund der sich nicht lohnenden Rezertifizierung in Deutschland bereits nicht mehr lieferbar sind.

Der Digitale Workflow war bereits Thema mehrerer vorausgegangener IDS-Messen und gehörte auch dieses Jahr wieder dazu. Hier wurde von den Firmen insbesondere die Komplettlösung ihrer Angebote betont. So formulierte Dr. Robert Gottlander, CEO & Präsident der Neoss Group (Zürich, Schweiz): „Bei Neoss finden Sie alles, was Sie für die Behandlung Ihrer Patienten mit Implantaten benötigen. Alles unter dem Dach unseres effizienten digitalen Workflows und intelligenter Einfachheit“.

Zur Einfachheit zähle z.B., dass mit einem Einsetzwerkzeug, einem Instrumentenkit, einem prothetischen Interface und einer Abdruckkappe 70 Neoss Implantate bedient werden können. Bei Amann Girrbach (Pforzheim) setzt man „auf Full-Service in der digitalen Dentalprothetik und bietet einen offenen, aber validierten kompletten Workflow vom Patienten bis zum Patienten“, so Dr. Wolfgang Reim.

Die große Dynamik im Bereich CAD/CAM ist ungebremst, neue Angebote kommen und gehen oder bleiben auch. Jeder fokussiert auf verschiedene Dinge, manche nur auf eines.

  • Abb. 1: Der 10-Minuten-Druck einer Keramikkrone.

  • Abb. 1: Der 10-Minuten-Druck einer Keramikkrone.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
SprintRay ist ein Beispiel für eine Firma, die sich nur dem dental printing verschrieben hat (SprintRay Europe GmbH, Weiterstadt). Um eine schnellere Marktakzeptanz der Technik zu erreichen, ergänzt nun ein neues, auf der Bühne einer Pressekonferenz vorgestelltes Produkt das Portfolio: Die Herstellung einer Keramikkrone in 10 Minuten mit dem Pro S Crown Print Kit im Pro S 3D-Drucker (Abb. 1).

„Mit AI Cloud Design und einem Polierset zur Individualisierung der Kronen kann der gesamte Arbeitsablauf von der Datenerfassung bis zur Bereitstellung für die Patientinnen und Patienten innerhalb einer Stunde erledigt werden, was dies zur ersten echten Chairside-3D-Drucklösung macht", so Amir Mansouri, CEO SprintRay Inc. Um die digitalen Arbeitsabläufe noch weiter zu vereinfachen, seien derzeit die Softwarepartner 3Shape, Medit, Dexis (envista), exocad und Dental Monitoring bei SprintRay integriert.

Eine digitale Dentallösung, die von Künstlicher Intelligenz (KI) angetrieben wird, ist die Software Dentbird Solution (Imagoworks, Südkorea). Das webbasierte CAD-Programm automatisiert das Design von Zahnersatz mithilfe von KI. Ich habe mir an einem von acht am Stand installierten Bildschirmen die Dentbird Lösung zeigen lassen: Für eine Dentbird Crown benötigt man zunächst einen PC, ein Laptop oder ein mobiles Gerät, um auf die Dentbird-Lösung im Internet zugreifen zu können, Programminstallationen und Dongles sind nicht notwendig und man zahlt nur für Designs, die man nach dem Online-Design exportieren möchte.

Es besteht dabei z. B. auch die Möglichkeit, Ränder zu zeichnen. Nach nur wenigen Klicks wird in 10 Sekunden das Ergebnis präsentiert. Dentbird Crown ist auch auf Medit Link verfügbar. KI-basiert geht es auch hier zu (3exocad): Mit TrueSmile Video wird in einem kurzen Video dem Patienten ein neues Frontzahndesign präsentiert und eine 3D-Gesichtsscan-App ermöglicht außerdem in Zukunft 3D-Scans vom Patientengesicht nur über eine Handykamera. 

  • Abb. 2: Im Extraoralscanner PrograScan PS7 lassen sich zwei Modelle in 10 Sekunden auf einmal scannen.

  • Abb. 2: Im Extraoralscanner PrograScan PS7 lassen sich zwei Modelle in 10 Sekunden auf einmal scannen.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Auch im Labor wird der digitale Workflow noch effektiver. Zum Beispiel lassen sich jetzt im Extraoralscanner PrograScan PS7 (Ivoclar, Schaan) 2 Modelle in nur 10 Sekunden (reine Scanzeit, Genauigkeit 5µ) auf einmal scannen, insbesondere attraktiv für Dentallabore mit erhöhtem Produktionsvolumen (Abb. 2). Das System ist offen, hat aber einen Link mit der exocad DentalCAD Software.

Ein weiteres Produktbeispiel auf Basis von KI ist AI Insights (Carestream Dental Germany), ein Tool, mit dem sich unvollständige Röntgenbild-Ergebnisse zuverlässiger und genauer interpretieren lassen: Die Software (auf Basis des in Zusammenarbeit mit der Charité Universität Berlin entwickelten Algorithmus) erkennt automatisch eine Vielzahl von pathologischen Zuständen und nicht-pathologischen Strukturen auf Panoramaröntgenbildern, hebt diese Ergebnisse farblich auf dem Bild hervor und zeigt sie in einem interaktiven Diagramm an. Auch liefert sie in Sekundenschnelle erweiterte Qualitätsberichte und stellt Dokumentationen bereit. Weiteres Beispiel ist das DVT Gerät CS 9600, das über eine KI-gestützte Patienten-Positionierung verfügt.

Digitaler Workflow auch im Bereich Dentaleinheit: Die XO Flow (XO Care, Kopenhagen) mit integriertem PC und Netzwerkanschluss bietet auf dem Navigator, einem berührungsaktiven Bildschirm Dental-Apps an (gleich Apps auf einem iPhone zu bedienen). Auf diese Weise können externe Geräte oder Softwarelösungen an die dentale Einheit angebunden werden. Öffnet man beispielsweise die entsprechende App, verbindet sich die Einheit direkt über das Internet mit dem Intraoralscanner.

Mit dem intraoralen Kameramodul kann dann direkt am Stuhl gescannt werden, ohne dass weitere externe Geräte benötigt werden. Auch fachfremde Apps wie Streaming Dienste Netflix können hinzugefügt werden, um bspw. Kinder von der Behandlung abzulenken. Zusätzlich ist in die Instrumentenbrücke ein Dashboard mit einer berührungsaktivierten grafischen Benutzeroberfläche integriert.

  • Abb. 3: Die XO Flow mit Navigator für Apps und Instrumentenbrücke mit Dashboard.

  • Abb. 3: Die XO Flow mit Navigator für Apps und Instrumentenbrücke mit Dashboard.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Hier können Einstellungen von Instrumenten getätigt werden, entweder als Standard-Voreinstellung oder ganz individuell, auch verschiedene Benutzerprofile, hinterlegt werden (Abb. 3). In der Implantatchirurgie bietet das computergestützte Navigationssystem Falcon die 3D Visualisierung in Echtzeit, eine präzise Positionierung der Implantate entsprechend dem Behandlungsplan war damit noch nie einfacher.

Digitale Lösungen, wohin man blickt ‒ das betrifft z.B. auch die computergesteuerte Anästhesie mit dem Wand STA Gerät (Hager&Werken, Duisburg). Hierbei fließt das Anästhetikum sozusagen der Nadel voraus, sodass die Gewebeoberfläche bereits vor dem Einstich betäubt ist. Dazu wird die Kanüle nur auf die Schleimhaut angesetzt und zunächst nicht perforiert.

  • Abb. 4: Wand STA Gerät für die computergesteuerte Anästhesie.

  • Abb. 4: Wand STA Gerät für die computergesteuerte Anästhesie.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Mit einem Fußschalter startet das gewünschte Programm, durch Loslassen des Schalters wird automatisch aspiriert. In Abhängigkeit vom gewählten Applikationssystem können die klassische Infiltrations- oder Leitungsanästhesie oder auch intraligamentäre oder intraossäre Anästhesietechniken durchgeführt werden (Abb. 4).

Klar kann man eine Zahnfarbe auch mit dem Farbkranz aussuchen – schön schnell und angenehm finde ich die digitale Variante beim Test von VITA Easyshade® LITE direkt am 11er eines Standmitarbeiters (VITA, Bad Säckingen). Mit dem Spektrometer ist eine praktische und genaue Bestimmung des natürlichen Zahns anhand der Zahnfarbreferenzwerte VITA classical A1-D4 und VITA SYSTEM 3D-MASTER mit einem Klick möglich. 

  • Abb. 5: Das neue Warenwirtschaftssystem DENTYTHING.

  • Abb. 5: Das neue Warenwirtschaftssystem DENTYTHING.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Digitale Technologie unterstützt das neue Warenwirtschaftssystem DENTYTHING (Komet Dental, Lemgo). Es ist ein automatisiertes System zur Materialverwaltung in Form eines Instrumentenschrankes mit dem individuellen Bestand der meistverwendeten Instrumente einer Praxis (Abb. 5). Fast erinnert es an einen digital vernetztes Setkastensystem unserer Jugend mit Schubladen.

Jedes Produkt hat sein eigenes Fach, gekennzeichnet mit Produkt-Bild und der Artikelnummer. Sobald eines der Fächer geöffnet wird, um ein Produkt zu entnehmen, wird über das dazugehörige Tablet abgefragt, wie viele Produkte benötigt werden.

Nach Eingabe der Anzahl auf dem Tablet ist die Entnahme gebucht und sobald der definierte Mindestbestand erreicht wird, wird automatisch eine Nachlieferung ausgelöst. Bezahlt wird monatlich für die Instrumente, die tatsächlich verbraucht werden (bei 25% Festrabatt auf DENTY-Produkte) sowie eine Bereitstellungsgebühr für Schrank und Tablet.

  • Abb. 6: Hands-on-Kurs Endo am Coltene Stand.

  • Abb. 6: Hands-on-Kurs Endo am Coltene Stand.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Digital geworden sind auch viele Angebote in der dentalen Weiterbildung, so z.B. E-Learning-Plattformen und On-Demand-Webinare der Firmen. In Köln selbst gab es unzählige Vorträge und Demonstrationen der klinischen Anwendung der Instrumente und wer nicht da war, der konnte das Programm teilweise auch per Live-Streaming verfolgen. Sehr beliebt waren auch wieder die kleinen Workshops bzw. Hand-on-Sessions an den Ständen mit bis zu jeweils 10 Teilnehmern (Abb. 6).

Gelesen (aber leider keinen gesprochen) habe ich auch von einem interessanten Angebot für an der Gründung interessierte Zahnmediziner (Die ZA, Düsseldorf). Ein Gründungsexperte lud zu einem gemeinsamen Gang über die IDS ein, um Unternehmen, Hersteller und Dienstleister vorzustellen, die vielleicht für die eigene Praxisgründung interessant werden könnten, Fragemöglichkeiten an den Experten und Austausch zwischen den Teilnehmern inklusive.

Nach wie vor vielfältig bis unübersichtlich ist das Angebot an Intraoralscannern. Gefühlt fast jedes namhafte Dentalunternehmen und auch viele unbekannte ausländische Aussteller führen in ihrem Programm einen Intraoralscanner. Im Jahr 2023 sind sie noch einfacher und intuitiver zu bedienen, das Preis-Leistungsverhältnis ist besser geworden und die Offenheit des Systems eigentlich auch keine Frage mehr. Unterschiede gibt es z.B. in der Aufnahmeperformance, in der Größe des Scankopfes, des Gewichtes, den funktionellen Möglichkeiten etc.

So ist z.B. der Trios 5 (3 Shape, Düsseldorf) kleiner und leichter als sein Vorgänger und Artefakte werden vom System beim Scannen erkannt und entfernt. Primescan Connect ist die neue Laptop-Variante des Intraoralscanners Primescan (Dentsply Sirona, Bensheim) und eignet sich besonders für beengte Behandlungsräume oder Behandlungen in verschiedenen Räumen und Etagen. Eines ist sicher: Es war die ganze Vielfalt digitaler Lösungen in Köln zu sehen.

Und apropos Workflow, dieser ist nicht nur digital belegt, wie das Motto „Let´s workflow it“ bei Busch&Co. Engelskirchen, auf die Frage nach Neuheiten besagte: Im Angebot ist das Zirkon Workflow Set, in dem von der Weißlingsbearbeitung bis zu Politur alle rotierenden Instrumente und eine Polierpaste enthalten sind.

  • Abb. 7: Putzen mit der TePe PureTM und DailyTM Linie.

  • Abb. 7: Putzen mit der TePe PureTM und DailyTM Linie.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Fleißig geputzt mit einer Handzahnbürste: Das habe ich, um eine Zahnpasta-Reihe kennenzulernen, die neu im Sortiment von TePe D-A-CH, Hamburg) ist. Zum einen aus der TePe PureTM Linie zur Verwendung bei empfindlicher Mundschleimhaut, sensiblen Zahnfleisch, Aphten oder dem Sjörgen Syndrom einmal die Variante ohne Geschmacksverstärker, einmal mit mildem Minzgeschmack, beide ohne SLS, ohne Farbstoffe und ohne Konservierungsmittel und mit 1.450 ppm Fluorid (Abb. 7).

Nicht schäumend ist dabei erwartungsgemäß zunächst ungewohnt im Mund, aber nicht schlecht. Zum anderen versuchte ich aus der DailyTM Reihe die Erwachsenen Pasta: schaumarm und mit mildem Minzgeschmack.

  • Abb. 8: Das Universalfüllungsmaterial Admira Fusion mit nur 5 vorzuhaltenden Cluster-Shades.

  • Abb. 8: Das Universalfüllungsmaterial Admira Fusion mit nur 5 vorzuhaltenden Cluster-Shades.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Im Bereich der Füllungstherapie ist der Trend zur Vereinfachung weitergegangen. Das betrifft u.a. auch die Reduzierung der Farbpalette für Komposite. Ein Beispiel ist Admira® Fusion 5 (Voco, Cuxhaven), ein keramisch basiertes Universalfüllungsmaterial (Füllstoffe und Harzmatrix auf Siliziumoxidbasis), bei dem mit 5 vorzuhaltenden Cluster-Shades alle 16 VITA classical Farben abgedeckt werden (Abb. 8).

Dabei ist eine Mehrfarbschichtung sowie die Nutzung eines Blockers oder Opakers nicht erforderlich. Direkt aus der Applikatorpistole in den Kunststoff-Zahn: das Material ließ sich sehr gut in der Kavität adaptieren und klebte nicht am Instrument . Nettes Nebenerlebnis – die Celalux 3 zum Aushärten meiner gelegten Füllung.

Vorher noch nie in der Hand gehabt, überzeugte dieses Hochleistungs-LED-Lichthärtegerät durch sein geringes Gewicht (Handstück inkl. Akku und Lichtleiter 70gr), Kabellosigkeit, Vibration ohne akustische Signale und dass die Polymerisationslampe wie ein Stift für die 10 Sekunden in der Hand liegt, bis meine Admira-Füllung ausgehärtet ist.

Ein weiteres Beispiel erhielt ich am Tokuyama Stand (Tokuyama Dental Deutschland, Altenberge): Omnichroma Flow BULK ist ein neues lichthärtendes röntgenopakes Komposit niedriger Viskosität mit einer Farbe „für alle Farben“. Das liege daran, dass auch hier Farben nicht durch zugesetzte Pigmente, sondern durch gezielt erzeugte strukturelle Farben, kombiniert mit der Reflexion der umgebenden Echtzahnfarbe entstehen. Auch die Flow BULK Variante erscheint wie die anderen Omnichroma Produkte vor dem Aushärten opak-weiß, anschließend ergibt sich die Anpassung an die umgebende Zahnfarbe. 

Eine Farbe für alles heißt es auch bei DMG, Hamburg, mit Ecosite One – das Seitenzahn-Schicht-Composite mit One-Shade-Farbe ist neues Mitglied in der Ecosite Familie. Beim Legen der Füllung im Frasaco-Zahn wurde auch hier deutlich, wie einfach das Material auszubringen und zu handhaben ist, es zog sich an den Kavitätenrändern nicht heraus. Kleine Bläschen im fließfähigen Komposit soll es nicht mehr geben – das verspricht 3M für seine fließfähigen Materialien der 3M Filtek Produktfamilie durch eine dafür speziell entwickelte Entlüftungsfunktion im Kolben und einer sich im Inneren der Kanüle verjüngenden Form der neu designten Spritzen (3M, Seefeld).

Eines der sicher mit am meisten gehörten Wörter auf der IDS: Sustainability. Was umfasst Nachhaltigkeit in der Dentalbranche? Z.B. die industrielle Herstellung von Produkten mit bis zu 100% Ökostrom, 100.000 Bienen auf dem Dach der Produktion, pflanzenbasierte Materialien, die Umstellung von Luft- auf Seefracht, Kreislaufwirtschaft mithilfe Partnerschaften und Kooperationen, recyclebare Verpackungen, Verzicht auf Umverpackungen etc.

Das betrifft auch Produkte selbst, wie z.B. FD green Desinfektionstücher (Dürr Dental, Bietigheim-Bissingen), die nun aus plastikfreien Naturfasern aus zertifizierten nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Ein weiteres Beispiel ist TePe Dental Floss (TePe, Hamburg), eine aus recycelten Wasserflaschen hergestellte, PFAS-freie, leicht gewachste sowie mit Avocado-Öl beschichtete Zahnseide in einem Spender aus recycelten Materialien mit einer Umverpackung aus FSC-Papier.

  • Abb. 9: Zahnbürste mit wiederverwendbarem Holzgriff.

  • Abb. 9: Zahnbürste mit wiederverwendbarem Holzgriff.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Oder die neue Zahnbürste ChoiceTM mit wiederverwendbarem Holzgriff aus lokal angebautem Buchenholz wie austauschbaren Bürstenköpfen mit pflanzenbasiertem Kunststoff (Abb. 9). Ich bin gespannt, wie sie angenommen wird, immerhin hatte ein Wettbewerber vor Jahren ja bereits einmal die Idee des austauschbaren Kopfes, allerdings ohne einen Teil des Stiels. 

Nachhaltigkeit auch beim Pressematerial: statt Sticks gab es oft eine virtuelle Pressemappe mit einem QR-Code auf einem Stück Papier, den QR-Code auf der Leinwand zum Abfotografieren oder auf der recyclebaren Postkarte, die hinterher bewässert zum Blumenfeld wird. Und zu den Ständen selbst: Es wurden z.B. wiederverwendbare Requisiten verwendet. W&H (W&H, Bad Reichenhall) z.B. präsentierte sich mit einem klimaneutralen Messestand.

  • Abb. 10: Das aufblasbare Give-away für glückliche Praxismitarbeiterinnen aus der Nähe von Paderborn.

  • Abb. 10: Das aufblasbare Give-away für glückliche Praxismitarbeiterinnen aus der Nähe von Paderborn.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Hier warb man auch für nachhaltige Produkte und Serviceleistungen wie z.B. den W&H ProService. Laut Unternehmen sorgen 250 Servicepartner weltweit für umfassende Betreuung und schnelle Lösungen bei den auf Reparaturfähigkeit ausgelegten Produkten, Ersatzgeräte im Fall der Fälle inklusive. Warum es beim W&H Stand dann allerdings riesige aufblasbare Turbinen aus Plastik als Give-away gab, die zweifelsohne Besucher happy machten (Abb. 10) und Blicke auf sich zogen, verstehe ich im Sinne der Nachhaltigkeit allerdings nicht.

Insgesamt fiel aber wie schon in den letzten IDS-Ausgaben auf, dass, entgegen früheren Zeiten, ich denke da an die Messen Anfang der 2000er Jahre folgende, weniger Aktionen mit Gedröhne und diversen Aufsehen erregenden Attraktionen stattfanden. Dazu gehörte auch, dass weniger große (und auch kleine) Give-aways durch die Gegend geschleppt wurden. Klar fehlten auch jetzt bspw. nicht Gewinnspiele, Nicht-Zahnmedizinische Aktionen am Stand (das Glücksrad, eine „Schnitzeljagd“, die Experience mit VR- und 3 D Brille, Photobox und Co., Live-Bleaching, große Namen (wie Usain Bolt als Werbeträger des 3D Drucks) und der Oldtimer einer Firma am Messeeingang Ost, aber alles herrlich unaufdringlich. Stattdessen setzte man auf Kundendialog an den Ständen in Cafè-Ecken, Lounges und an der Bartheke.

Die Biologisierung der Zahnmedizin ist ein weiterer Trend. So verspricht z.B. NOVAMag® (botiss biomaterials, Berlin) mechanisch stark, aber innerhalb weniger Monate komplett biologisch resorbierbar zu sein: NoVAMag® membrane besteht aus formstabilem und resorbierbarem Magnesium, kann zugeschnitten und geformt werden, schützt Knochendefekthohlräume während der Knochenregeneration und erhält die Positionierung von körpereigenem Knochen und Knochenaufbaumaterialien. Die NOVAMag® fixation screw hilft bei der Fixierung von Membranen, Knochentransplantaten und Knochenaufbaumaterial und besteht aus einer resorbierbaren, biologisch abbaubaren Magnesium-Legierung. Bei cerabone® plus handelt es sich um ein xenogenes (bovines) Knochenersatzmaterial mit Hyaluronsäure, das nach Hydrierung einen „Sticky Bone“ bildet.

Hyaluronsäure spielt hier deshalb eine Rolle, weil diese nachweislich die Proliferation, Migration und Wundheilung von Zelltypen, die an der Wundheilung von Weichgewebe beteiligt sind, fördert. botissCARE geht auf die Bedeutung des Vitamin D für den Knochenstoffwechsel ein und soll den Erfolg implantologischer Behandlungen fördern: Das Vitamin D3/K2 Spray auf Ölbasis kann im Fall eines zu niedrigen Vitamin D Spiegels als Nahrungsergänzungsmittel komfortabel für den Patienten angewendet werden.

Smart geht es auch rund um die MSI® Technologie zu, die ich am Stand von pro3dure medical entdeckte. MSI steht für Multi Species Inhibition. Hier werden von der Rotalge Delisea gebildete Naturstoffe (Furanone) bei biomimetischen Polymeren für additive und subtraktive Verfahren (vom Fräsblank über Prothesenunterfütterungsmaterial bis zu 3D Druckmaterialien) eingesetzt.

Dadurch soll die Anhaftung und Bildung von Biofilmen auf Produkten vermieden bzw. signifikant reduziert werden, indem die Naturstoffe das Quorum sensing, also die Kommunikation zwischen Bakterien, stören. Anders als bei Antibiotika werden damit die Keime nicht getötet, sondern von ihren Informationskanälen abgeschnitten und damit keine Bakterienresistenzen gebildet.

  • Abb. 11: Ein selbst-verflüchtigendes, Titandioxid-freies, extraorales 3D Scan Spray.

  • Abb. 11: Ein selbst-verflüchtigendes, Titandioxid-freies, extraorales 3D Scan Spray.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Nicht unbedingt neu, aber trotzdem interessant für das Praxislabor ist das selbst-verflüchtigende, Titandioxid-freie, extraorale 3D Scan Spray Scantist 3D (Scanningspray Vertriebs GmbH, Recklinghausen) (Abb. 11). Nach dem Aufsprühen bildet sich eine homogene und sehr feine Mattierungsschicht auf dem zu scannenden Objekt. Die Beschichtung verdunstet nach dem Scanvorgang selbstständig; die Reinigung des Scanobjektes und eine mögliche Verunreinigung des Equipments durch Kontamination entfallen.

Ebenfalls nicht neu und ein System von mehreren zur Vermeidung von Recapping in der Zahnarztpraxis ist Needleoff (Sharpfield Company BV, Niederlande). Gesammelt werden nur Kanülen (keine Kappen oder leere Kapulen). Der Sharptainer hat einen elektronischen Überfüllungsschutz und verschließt sich bei Entfernung vom Needleoff automatisch, das Display liefert Benutzeranweisungen (Abb. 12).

  • Abb. 12: Für den Schluss mit Recapping.

  • Abb. 12: Für den Schluss mit Recapping.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame

Ab der Markteinführung im Mai wird vielleicht dieser kleine Helfer in der Guided Biofilm Therapy (GBT) groß herauskommen? Die neue GBT Flowcontrol (EMS, Schweiz) soll als Saugkanüle mit einer besonderen Schürze aus thermoplastischen Elastomeren Aerosole und Spritzer reduzieren. Korpus und Schürze sind vor jeder Aufbereitung zu trennen und für bis zu 250 Aufbereitungsprozesse geeignet (Abb. 13).

  • Abb. 13: Ein kleiner Helfer gegen Aerosole und Spritzer.

  • Abb. 13: Ein kleiner Helfer gegen Aerosole und Spritzer.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame

Interessant auch die Rollstuhlaufnahme Libra, die jede Art von Rollstühlen, auch elektronische ermöglicht. Sie ist kombinierbar mit allen Wassereinheiten als Säulenversion (OMS, Caselle di Selvazzano, Italien).

Als Linkshänderin spricht mich die Behandlungseinheit Pro50 (Planmeca, Helsinki) an. Die Funktionen der Einheit sind symmetrisch und ermöglichen eine vollständige Links-Rechts-Umstellung. So lässt sich die Speisäule auf jeder Seite des Patienten positionieren. Angenehm ist auch, dass der vertikal anhebbare Stuhl der Behandlungseinheit von 390 bis 890 mm höhenverstellbar ist. 

Bei KaVo Biberach, seit 31.12.2021 unter dem Dach der Planmeca-Familie, kann die neue Behandlungseinheit KaVo uniQa jetzt auch mit dem Softwaremodul CONNECTlink ausgestattet werden. Damit sind die Daten aus der Praxisverwaltungssoftware direkt an der Behandlungseinheit verfügbar und umgekehrt. Neu ist die NeoGen® Cape PTFE Membran (Neoss, Köln), eine implantatgetragene Einzelzahnmembran mit vorgestanzten Löchern für die Implantatbefestigung, die aufgrund ihrer Form nur selten manuell angepasst werden muss und Flexibilität in der Höhe dank zwei Abstandshaltergrößen aufweist.

Willkommen an der Bohrbar hieß es bei Morita: Das neue rote Winkelstück TorqTech UM (Ultra Mini) hat eine nochmals reduzierte Kopfgröße (Breite 8 mm, Länge 12,1mm) für besonders beengte Situationen und lag beim Test gut in der Hand.

Prophylaxeprodukte  

  • Abb. 14: Neue Wirkstoffkombination bei meridol®.

  • Abb. 14: Neue Wirkstoffkombination bei meridol®.
    © Dr. Ulrike Oßwald-Dame
Ebenfalls neu, weil mit neuer Technologiegeneration ausgestattet, ist die meridol® Mundspüllösung (CP GABA, Hamburg), die statt Aminfluorid und Zinnfluorid nun die Kombination Aminfluorid und Zinklaktat enthält. Die neue Formulierung betrifft auch die meridol® Zahnpasta und soll gemäß 6-Monats-Daten eine 12 x stärkere Plaque-Reduktion und 5,9 x stärkere Gingivitis-Reduktion als eine herkömmliche Fluorid-Zahnpasta (1.450 ppm F – als NaMFP/NaF) bewirken. Darüber hinaus setze die Meridol Zahnpasta signifikant weniger Lactat-Dehydrogenase, ein Biomarker für Zellschäden, frei als zwei angewendete Bicarbonat-Zahnpasten im Vergleich, was weniger Zellschäden nahelegt (Abb. 14).

Auch die meridol® Parodont Expert Zahnpasta wurde verändert und zusätzlich um eine Mundspülung erweitert. Speziell für Patienten in der PA-Therapie bzw. mit periimplantärer Mukositis ist die Konzentration der antibakteriellen Wirkstoffe (Zinnpyrophosphat und Zink) in der Zahnpasta erhöht. In der Mundspüllösung ist neben dem antibakteriellen Wirkstoff Cetylpyridiniumchlorid nun auch Hyaluronsäure für die Zahnfleischregeneration enthalten. 

Auch weniger bekannte Marken der Mundpflege machten auf sich aufmerksam, wie ApaCare (Cumdente, Tübingen). OraLactin ist eine pre- & postbiotische Zahnpasta (1.450 ppm F-) und auch Mundspülung (250 ppm F–). Bei der Spülung z.B. sollen prebiotischen Substrate die Entwicklung gesundheitsfördernder Mundbakterien fördern.

Postbiotika (Lactobazillus plantarum Heal 19 - inaktiviert) sowie bioaktive Kommunikationsstoffe sind für die Stabilisierung, Regulation und Regeneration der gesunden Mundflora gedacht, Kaliumnitrat zur Förderung nitratreduzierender und blutdruckregulierender Bakterien, L-Arginin zum Schutz vor Sensibilitäten und Hyaluronsäure zur Unterstützung der Feuchtigkeitsregulation der Mundschleimhaut und Linderung von Entzündungen.

Mehr als nur eine Polymerisationsleuchte mit 5 zugehörigen Zubehörlinsen will VALOTM X sein (UltradentProducts, Köln), denn neben den Polymerisationsmodi Standard Power und Xtra Power gibt es die Diagnosemodi mit Weiß- und Schwarzlicht. Weitere Kennzeichen sind u.a. eine größere Linse mit 12,5 mm Durchmesser, der flache Kopf, ein Beschleunigungssensor zum Wechseln zwischen den Modi (Diagnosemodi mit Weiß- und Schwarzlicht) per Handbewegung, langlebiges Aluminiumgehäuse und ein Adapter, der die kabelgebundene wie kabellose Verwendung ermöglicht (Abb. 15). Die Handhabung ist wirklich einfach.

Es wurden in Köln viele Käufe getätigt, vielleicht aufgrund der Anwesenheit vieler Entscheider, der Nach-Corona-Stimmung oder auch dank attraktiver Messerabatte. Erstaunlich, in welcher Höhe der bekannte 10 bis 15% Messerabatt an einigen Ständen wieder einmal überboten wurde.

20% bis 35% Messerabatt (sogar 50% mit einem Vorabgutschein auf ein Angebot) waren möglich. Verschiedene Unternehmen bieten übrigens auch jetzt noch diverse Messerabatte an, fragen Sie vor Kauf unbedingt nach – das von mir gesichtete längste Datum ist der 30. April 2023.

In jedem Fall gibt es nach wie vor keinen anderen Ort, an dem man wie auf der IDS so geballt Informationen rund um dentale Herstellerangebote erhalten und miteinander vergleichen kann. Wir könnten unzählige Seiten damit füllen. Das Rad der Zahnmedizin oder Zahntechnik wurde nicht neu erfunden, musste es aber auch nicht.

Oft sind es die Vereinfachungen für den Praxisalltag, die uns besonders interessieren. Es gab wieder einmal viele interessante und innovative Produkte und Dienstleistungen oder Serviceangebote, die ihre Innovationskraft bzw. ihre verbesserten Eigenschaften unter Beweis stellen müssen und werden. Und wer noch nicht genug von der IDS hat, der kann sie in den kommenden Wochen und Monaten auch noch weiter besuchen und networken – nämlich auf der digitalen Eventplattform IDSconnect.

Dr. Ulrike Oßwald-Dame, München


Weitere Informationen

Selbstverständlich werden Sie auf diesem Portal die Neuprodukte verschiedener Dentalfirmen detailliert erklärt finden.

Die obigen Ausführungen geben eine geringe Auswahl von Produktinnovationen wieder, die auf der IDS in den 5 Tagen in Augenschein genommen werden konnten. Es besteht kein Interessenskonflikt. Eine Haftung ist ausgeschlossen.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Ulrike Oßwald-Dame