Workflow-Option: Digitale Abformung + Presstechnik
Die digitale Abformung macht sowohl dem Patienten als auch dem Zahnarzt das Leben leichter: für den Patienten
gestaltet sie sich komfortabler und für den Zahnarzt ist dieses Verfahren schneller als die konventionelle
Abformung. Interessant für den Zahnarzt, der diese relativ neue Technologie in seinen Praxisalltag integrieren
möchte, ist die Tatsache, dass eine digitale Abformung nicht grundsätzlich einen komplett digitalen Workflow
erfordert. Möglich ist auch eine Kombination mit konventionellen Fertigungsverfahren, wie das folgende Fallbeispiel
zeigt. Produktangaben zum benutzten Scanner fließen in die Ausführungen ein.
Ein 35-jähriger Patient kam mit insuffizienten Amalgamfüllungen in regio 26 und 27, 36 sowie 46 und 47 in unsere Praxis. Teilweise waren die Höcker bereits frakturiert. Geplant wurde daher eine Neuversorgung mit vollkeramischen Teilkronen (s. Abb. 7–9).
Kontrollierbarer Intraoralscan
Die Präparation erfolgte unter Kofferdam. Für eine eindeutige virtuelle Darstellung der Präparation wurde anschließend auf die Aufnahmebereiche der systemzugehörige Scanspray appliziert. Hierdurch werden Reflexionen verhindert, sodass die Oberfläche besser durch das im Handstück des Lava™ C.O.S. (der Lava™ Chairside Oral Scanner C.O.S. ist der Scaner von 3 M ESPE, Seefeld) integrierte optische System erfasst werden kann (Abb. 1). Neu ist das Feature der virtuellen Bissregistrierung, bei dem zusätzlich zur Aufnahme der Präparation und des Gegenkiefers beide Kiefer in Okklusion gescannt werden.
Zudem kann – falls während des Scannens versehentlich z. B. ein Teil der Zunge mit aufgenommen wird – der letzte Schritt im Scanprozess rückgängig gemacht werden (ab Version 3.0 der Lava C.O.S. Software). Ebenfalls können abschließend störende Elemente entfernt werden.
Das Ergebnis der digitalen Abformung ist am Touchscreen der Arbeitsstation sofort kontrollierbar (Abb. 2 u. 3). Bei Bedarf ist auch eine Wiederholung des gesamten Intraoralscans, ggf. nach Nachpräparation, effizient möglich. Hierdurch ist eine optimale Wiedergabe der klinischen Situation mit reproduzierbarer Qualität gewährleistet, und es können somit personenunabhängig gute Ergebnisse erzielt werden.
Kiefermodell aus Kunststoff
Nachdem die Aufnahmedaten beim Zahntechniker angekommen sind, bereitet er sie für die Fertigung des Kiefermodells mit der Lava™ C.O.S. Laborsoftware auf. Hierzu gehört das virtuelle Markieren von Bissebene, Sägeschnitten und Präparationsgrenzen (Abb. 4 u. 5). Die Fertigung erfolgt dann in einem speziellen Modellzentrum mittels Stereolithografie (SLA), einem Rapid-Prototyping-Verfahren. Hierbei wird der 3D-Datensatz des Kiefers zunächst in viele einzelne Schichten aufgeteilt. Dieser Arbeitsschritt wird auch als Slicen (engl., schneiden) bezeichnet. Die Schichten werden dann nach und nach aus Kunststoff aufgebaut, indem flüssiges Material mit einem computergesteuerten Laserstrahl entsprechend der Slice-Datensätze auf einer Bauplattform zum dreidimensionalen Objekt ausgehärtet wird.
Fertigungsoptionen
Der Zahntechniker kann den Zeitraum bis zur Anlieferung des SLA-Modells nutzen, um mit der Lava™ Design Software bereits die erforderlichen Restaurationen zu konstruieren und aus Lava™ Zirkonoxid zu fräsen. Seit der Öffnung der Lava™ Präzisions-Lösungen können die Scandaten außerdem mit den CAD-Systemen von 3Shape und Dental Wings weiterverarbeitet werden. Die Konstruktionsdaten können für die frästechnische Umsetzung wieder in das System von 3M ESPE zurückgeführt werden, gleichzeitig besteht so aber auch Zugang zu den CAM-Lösungen anderer Hersteller. Neben der computergestützten Fertigung besteht mit Vorliegen des Kunststoffmodells zusätzlich die Option, ein konventionelles Fertigungsverfahren wie Guss- oder Presstechnik zu nutzen.
In diesem Fall wurde auf dem Modell manuell aufgewachst, um nach dem Einbetten Lithiumdisilikat-Glaskeramik zu verpressen. Finalisiert wurden die Teilkronen durch Applikation von Malfarben und einen Glasurbrand (Abb. 6). Die Eingliederung erfolgte adhäsiv (Abb. 7–9).
Fazit
Ob digitaler oder konventioneller Workflow – unsere Erfahrung hat gezeigt, dass auf Grundlage der Scandaten des Lava C.O.S. prinzipiell Ergebnisse von hoher Passgenauigkeit erzielt werden. Dies bestätigte sich auch in dem hier vorgestellten Fall. Somit können wir fast jedem Patienten eine digitale Abformung und den damit verbundenen Komfort anbieten. Deren Reaktion auf dieses Paradebeispiel moderner Zahnheilkunde fiel bislang stets überaus positiv aus.