Zahnerhaltung


Amalgamalternativen im Blick

04.07.2023

Abb. 1: Lediglich 1 Fraktur nach einem Jahr verzeichneten Forscher aus den USA bei der Untersuchung von Füllungen mit Surefil one. Die Überlebensrate bewege sich dementsprechend auf dem Niveau von Komposit.
Abb. 1: Lediglich 1 Fraktur nach einem Jahr verzeichneten Forscher aus den USA bei der Untersuchung von Füllungen mit Surefil one. Die Überlebensrate bewege sich dementsprechend auf dem Niveau von Komposit.

Obwohl bislang keine Studie Amalgamfüllungen zweifelsfrei mit gesundheitlichen Schäden in Verbindung bringen konnte [1], steht die Quecksilberlegierung schon seit langer Zeit unter scharfer Beobachtung. Dass das Thema nach wie vor hochaktuell ist, zeigt ein UN-Beschluss von März 2022 [2], nachdem seit dem 25. Juni weltweit keine Amalgamfüllungen mehr bei Kindern, Schwangeren und stillenden Frauen verwendet werden sollten. Doch welche Alternativen stehen der zahnärztlichen Praxis zur Verfügung?

Als Füllungsmaterial spielt Amalgam in der Zahnheilkunde seit vielen Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Heute umfasst der Indikationsbereich okklusionstragende Klasse-I- und Klasse-II-Füllungen [3], zudem gilt es den Krankenkassen hier als Ausgangspunkt für die Kostenübernahme bei der Verwendung anderer Materialien.

In diesem Zusammenhang sind insbesondere Komposite zu nennen. Dank ihrer stetigen Weiterentwicklung reicht ihr Anwendungsspektrum heute bis zu bleibenden kaulasttragenden Seitenzähnen [4].

„Alternativen“ mit Einschränkungen

Als zahnfarbene Werkstoffe, die außerdem ohne Unterschnitte verarbeitet werden können, bieten sie gegenüber Amalgam konkrete Vorteile. Auf der anderen Seite bringt der für ihren Einsatz notwendige Adhäsivschritt eine gewisse Techniksensitivität mit sich. Darüber hinaus geht die Verwendung von Kompositen im Seitenzahnbereich für die Patienten mit einer Zuzahlung einher, da die Kassen im Regelfall nur die Kosten einer Amalgamfüllung übernehmen [5].

Diese Problematik entfällt bei den Glasionomerzementen, denn hier werden die Gesamtkosten von der Kasse übernommen [6]. Allerdings lässt diese Werkstoffklasse in puncto Langlebigkeit und Abrasionsstabilität zu wünschen übrig, weshalb sie nicht als dauerhafte Amalgamalternative gelten kann [7].

Angesichts der aktuellen Entwicklungen rund um das Thema Amalgam gewinnt die Frage nach einer echten, permanenten Alternative jedoch global gesehen an Bedeutung. Als passende Lösung präsentiert sich in diesem Zusammenhang seit rund 2 Jahren das Komposithybrid Surefil one (Dentsply Sirona). Dabei handelt es sich um ein zahnfarbenes, zuzahlungsfreies Füllungsmaterial, das ohne einen Adhäsivschritt oder separaten Primer auskommt.

Damit empfiehlt sich diese Werkstoffklasse insbesondere für jene „nicht idealen“ Situationen, in denen Patienten aus Zeitgründen keine Kompositfüllung zugemutet werden kann oder eine Zuzahlung von Patientenseite keine Option darstellt. In beiden Fällen würde das Pendel dann entweder in Richtung Amalgam oder in Richtung Glasionomerzement ausschlagen – jeweils unter Inkaufnahme entsprechender Kompromisse.

Keine Kompromisse bei Langlebigkeit oder Substanzschonung

Denn klar ist: Kommt Amalgam zum Einsatz, müssen nicht nur Abstriche bei der Ästhetik gemacht werden, die Präparation mit Unterschnitten versperrt auch den Weg zur minimalinvasiven Füllungstherapie. Bei Glasionomerzementen wiederum sind die zuvor angeführten Nachteile bei Langlebigkeit, Abrasionsfestigkeit und Kaukrafttragfähigkeit zu beachten. So sind aufgrund der Limitationen dieser Materialien unter anderem Versorgungen mit Höckerersatz oder mit okklusalen Ausarbeitungen oder sogar jegliche langfristige Versorgung von der klinischen Indikation ausgeschlossen.

Komposithybrid hingegen kann in allen genannten Kategorien überzeugen. Ästhetisch ist das zahnfarbene Material Amalgam deutlich überlegen – wenn auch nicht auf dem Niveau von Komposit. Auch in puncto Substanzschonung hat Komposithybrid die Nase vorn, da ohne Unterschnitte defektorientiert präpariert werden kann.

  • Abb. 1: Lediglich 1 Fraktur nach einem Jahr verzeichneten Forscher aus den USA bei der Untersuchung von Füllungen mit Surefil one. Die Überlebensrate bewege sich dementsprechend auf dem Niveau von Komposit.

  • Abb. 1: Lediglich 1 Fraktur nach einem Jahr verzeichneten Forscher aus den USA bei der Untersuchung von Füllungen mit Surefil one. Die Überlebensrate bewege sich dementsprechend auf dem Niveau von Komposit.
    © Dr. C. Alonso, Missouri City, TX, USA
Im Vergleich zu Glasionomerzement überzeugen letztlich die klinischen Daten zur Langlebigkeit. So bewegt sich das Komposithybrid Surefil one einer aktuellen Studie [8] zufolge in puncto Frakturfestigkeit auf dem Niveau konventionell gebondeter Komposite – nach einer simulierten Verweildauer von 5 Jahren im Mund (Abb. 1).

Eine klinische Studie aus den USA konnte über einen Beobachtungszeitraum von 12 Monaten hinweg zudem eine mit Komposit vergleichbare niedrige Verlustrate von 2% nachweisen [9]. So lassen sich mit Surefil one definitive und langlebige Füllungen legen, die überdies zahnfarben sind. 

Effektivität durch schnelle Arbeitsweise

Für die Praxis erweist sich Komposithybrid zudem aus einem weiteren Grund als attraktiv: Nicht zuletzt durch den Wegfall des Adhäsivschritts lässt sich das Material schnell applizieren. So gibt der Hersteller für eine mittelgroße Klasse-II-Versorgung eine Gesamtbehandlungsdauer von weniger als 10 Min. an (Abb. 2).

  • Abb. 2: Schnelle Verarbeitung, optionale Lichthärtung – die Füllung einer mittelgroßen Klasse-II-Kavität mit Surefil one nimmt insgesamt weniger als 10 Min. in Anspruch.
  • Abb. 2: Schnelle Verarbeitung, optionale Lichthärtung – die Füllung einer mittelgroßen Klasse-II-Kavität mit Surefil one nimmt insgesamt weniger als 10 Min. in Anspruch.
    © Dentsply Sirona

Im Gegensatz zu Amalgam kann außerdem die komplette Versorgung inklusive Finieren und Polieren in nur einer Sitzung erfolgen. Aufgrund der kurzen Verarbeitungszeit ist dabei eine zügige Arbeitsweise ebenso empfehlenswert wie eine Reduzierung des Umgebungslichts (Wegdrehen des OP-Lichts oder Wechsel in den Kompositmodus). Anders als bei anderen Materialien ist darüber hinaus ein leichtes Überfüllen der Kavität und ein Ausstreichen zum Rand hin sinnvoll.

Fazit für die Praxis

Weltweit rücken aktuell Alternativen zu Amalgam in den Fokus. Die bisherigen Ersatzwerkstoffe selbst waren und sind jedoch mit Kompromissen bei Langlebigkeit, Techniksensitivität, Ästhetik oder Zuzahlungsfreiheit verbunden.

Mit Komposithybrid steht der Praxis heute allerdings eine ästhetischere Alternative zu Amalgam zur Verfügung, die Langlebigkeit mit einer schnellen, defektorientierten Verarbeitung verbindet. Damit erweist sich das Material insbesondere für jene Fälle als attraktiv, in denen die Entscheidung bislang aus Zeit- oder Kostengründen gegen Komposit und für Amalgam oder Glasionomerzement gefallen ist.


Literatur

[1] Stellungnahme der Bundeszahnärztekammer zur EU-Quecksilberverordnung (EU) 2017/852 vom Juni 2018, www.bzaek.de/service/positionen-statements/einzelansicht/amalgam-eu-quecksilberverordnung-eu-2017-852.html (Abruf am 21.04.2022).
[2] Meldung der IgUZ Interessengemeinschaft Umwelt-ZahnMedizin: UN-Beschluss: Weltweiter Schutz von Kindern und Schwangeren vor Amalgamfüllungen. www.ig-umwelt-zahnmedizin.de/amalgam/un-beschluss-weltweiter-schutz-von-kindern-und-schwangeren-vor-amalgamfuellungen/ (Abruf am 04.08.2022).
[3] Bundesinstitut für Arzneimittelforschung (BfArM), Amalgame in der zahnärztlichen Therapie. Bonn, 2005: S. 17.
[4] Barfuß A. Expertenzirkel: Die richtige Basisversorgung. Dental Magazin 2020; 38 (8): 14-24.
[5] Welche Zahnfüllung soll es sein? Patienteninformationen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. www.kzbv.de/welche-zahnfuellung-soll-es-sein.191.de.html (Abruf am 22.04.2022).
[6] Ebd.
[7] Barfuß A. Expertenzirkel: Die richtige Basisversorgung. Dental Magazin 2020; 38 (8): 14-24.
[8] Frankenberger R, Dudek MC, Winter J et al. Amalgam Alternatives Critically Evaluated: Effect of Long-term Thermomechanical Loading on Marginal Quality, Wear, and Fracture Behavior. Journal of Adhesive Dentistry 2020; 22 (1): 107-116.
[9] Clinical Study, Practice Based Research Network approach Houston, TX, USA, Auftragsstudie Dentsply Sirona. Daten auf Anfrage erhältlich.


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