Prothetik


Fluoridlack-Applikation zum Schutz der Restzähne bei abnehmbaren prothetischen Teilversorgungen

Abb. 1 Gezielter Schutz natürlicher Restzähne mit Fluoridlack. (© Dr. F. Zimmerling)
Abb. 1 Gezielter Schutz natürlicher Restzähne mit Fluoridlack. (© Dr. F. Zimmerling)

Für Passform, Funktion und Ästhetik abnehmbarer Teilprothesen spielen verbliebene natürliche Zähne eine Schlüsselrolle. Sie benötigen daher besonderen Schutz gegen Überempfindlichkeiten, Karies und Erosionen. Die Applikation eines Fluoridlackes gehört zu den anerkannten präventiven Maßnahmen gegen diese Risiken [1]. Verschiedene Qualitätsmerkmale erleichtern es, das geeignete Präparat für den Einsatz bei prothetisch versorgten Patienten auszuwählen.

Bedeutung der Restzähne für herausnehmbaren Zahnersatz

Der Erhalt der Restzähne bildet die Voraussetzung für die langfristige Qualitätssicherung abnehmbarer prothetischer Versorgungen. Als Trage- und Halteelemente sind die Zähne für die konzipierte Versorgung unverzichtbar. Als Antagonisten oder Nachbarn spielen sie eine zentrale Rolle für Passform, Funktionalität und Ästhetik.

Fluoridlack: Das Zusammenspiel verschiedener Eigenschaften fördert die Wirksamkeit

Die Applikation eines fluoridhaltigen Lacksystems gehört zu den effektiven Methoden, die Zahnhartsubstanz professionell zu schützen (Abb. 1). Dabei entscheidet nicht die Fluoridkonzentration allein über die Wirksamkeit. Es kommt vielmehr auf das Zusammenspiel verschiedener Eigenschaften an. So sollte die Fluoridquelle im Trägermedium vollständig gelöst vorliegen, um eine kontrolliert dosierte Anwendung zu ermöglichen. Gute Fließ- und Benetzungseigenschaften fördern die Versorgung schwer zugänglicher Stellen. Eine niedrige Viskosität begünstigt das Aufbringen einer feinen Schicht, die weder die Passform der Prothese beeinträchtigt, noch vom Patienten als störender Fremdkörper empfunden wird. Die Verfügbarkeit des Fluorids aus der Lackmatrix und der Fluoridierungseffekt sind weitere zu betrachtende Qualitätsmerkmale. Ein farblos transparenter Lack erfüllt das Bedürfnis nach einer ästhetischen Lösung.

Kontrollierte Fluoridapplikation

  • Abb. 2: Die homogene Lösung des Fluoridlackes ist unmittelbar applikationsbereit. Ein gründliches Durchmischen wie bei einer Suspension ist nicht nötig.

  • Abb. 2: Die homogene Lösung des Fluoridlackes ist unmittelbar applikationsbereit. Ein gründliches Durchmischen wie bei einer Suspension ist nicht nötig.
Ein Fluoridlacksystem, das seine schützende Wirkung durch das optimale Zusammenspiel dieser Eigenschaften entfaltet, steht zum Beispiel mit Fluor Protector S von Ivoclar Vivadent zur Verfügung [2-4]. Die Fluoridquelle Ammoniumfluorid liegt von vornherein vollständig gelöst im Gemisch aus Lackbasis und Lösungsmittel vor [5]. Damit ist dieses Präparat mit 7.700 ppm Fluorid sofort applikationsbereit und ermöglicht ein kontrolliert dosiertes Auftragen (Abb. 2). Andere Lacke, die Natrium- oder Calciumfluorid als ungelöste Feststoffe enthalten, bilden Suspensionen mit ungleichmässig verteilten Partikeln. Vor der Applikation sind sie unbedingt gründlich zu durchmischen, wobei sich eine gleichmässige Verteilung der festen Inhaltsstoffe nicht garantieren lässt und Konzentrationsschwankungen daher nicht auszuschliessen sind.

Versorgung schwer zugänglicher Risikostellen

  • Abb. 3: Das fliessfähige Lacksystem Fluor Protector S dringt tief in offene Dentintubuli ein und sorgt für einen schützenden Verschluss. REM-Aufnahme, 1.000-fache Vergrösserung [5].

  • Abb. 3: Das fliessfähige Lacksystem Fluor Protector S dringt tief in offene Dentintubuli ein und sorgt für einen schützenden Verschluss. REM-Aufnahme, 1.000-fache Vergrösserung [5].
Eine niedrige Viskosität, wie zum Beispiel bei Fluor Protector S, begünstigt das optimale Fließ- und Benetzungsverhalten.

Im Gegensatz zu zähfließenden Produkten lässt sich dieses Lacksystem schnell und einfach verteilen und dringt gut in komplexe Oberflächenprofile ein. Risikozonen an Haltezähnen, freiliegende Zahnhälse, Fissuren, Approximalflächen, Füllungs- und Kronenränder oder initial poröse Zahnhartsubstanz erhalten so die gewünschte Fluoridzufuhr. Das Lacksystem sorgt für einen dichten Verschluss offener Dentintubuli bei freiliegenden Zahnhälsen und schützt damit vor unangenehmen thermischen und mechanischen Reizen (Abb. 3).

Fluoridierungseffekt

  • Abb. 4: Fluoridablagerung auf demineralisiertem Schmelz 1 Stunde bzw. 4 Stunden nach der Behandlung mit verschiedenen Fluoridlacken [4].

  • Abb. 4: Fluoridablagerung auf demineralisiertem Schmelz 1 Stunde bzw. 4 Stunden nach der Behandlung mit verschiedenen Fluoridlacken [4].
Die vollständig gelöste Fluoridquelle fördert die sofortige Verfügbarkeit des Fluorids und die unmittelbare Versorgung des Zahnschmelzes (Abb. 4) [2-4]. Trotz einer geringeren Fluoridkonzentration liefert Fluor Protector S der Zahnhartsubstanz deutlich mehr Fluorid als höher konzentrierte Präparate mit 22.600 ppm Fluorid. Es zeigt sich auch, dass sich verschiedene Fluoridlacke mit gleich hoher Konzentration untereinander unterscheiden. Diese Resultate verdeutlichen, dass die Fluoridkonzentration nicht allein das ausschlaggebende Kriterium für die Wirksamkeit sein kann, sondern weitere Eigenschaften den Fluoridierungseffekt beeinflussen. Eine entscheidende Rolle für die Remineralisations-Prozesse spielt die Bildung einer Calciumfluorid- ähnlichen Schicht auf dem Zahnschmelz. Sie stellt einen wirksamen Schutzschild gegen Säureangriffe dar. Je dicker und dichter diese Deckschicht ausfällt, umso besser übernimmt sie diese wichtige Funktion. Ehe Schmelz oder Dentin angegriffen werden, setzt sie Calcium- und Fluoridionen frei. In Folge der Applikation von Fluor Protector S lagern sich dicht an dicht Calciumfluorid-ähnliche Partikel auf der Zahnoberfläche ab [3]. Sie bilden ein ergiebiges Depot, das über einen längeren Zeitraum Fluorid und Calcium zur Verfügung stellt.

Schnelle Anwendung

  • Abb. 5: Das einmalige Auftragen einer sehr feinen Lackschicht ist optimal. (© Dr. F. Zimmerling)

  • Abb. 5: Das einmalige Auftragen einer sehr feinen Lackschicht ist optimal. (© Dr. F. Zimmerling)
Die Lackapplikation verläuft sehr zügig: Kommt eine professionelle Zahnreinigung nicht in Frage, reicht gründliches Zähneputzen. Da das Lacksystem von Fluor Protector S auch Wasser als Lösungsmittel enthält und bis zu einem gewissen Grad Feuchtigkeit toleriert, genügt relatives Trockenlegen der Zahnoberflächen. Das einmalige Auftragen einer ganz feinen Schicht reicht vollkommen aus, um die Zähne zu schützen (Abb. 5). Der Lack überzieht den Zahn gleichmäßig und passt sich sehr gut der Zahnfarbe an. Nach kurzem Trocknen sollten die Patienten nicht spülen, damit das Lacksystem seine Wirkung voll entfalten kann. Bis zum Essen und Trinken sollten 60 Minuten vergehen. Bei anderen, zähfließenden Lacksystemen, die in dickeren Schichten aushärten, sollten feste Nahrungsmittel erst nach 4 Stunden konsumiert werden.

Risikoorientierte Applikation

Normalerweise erfolgt die Fluoridlack-Applikation halbjährlich, bei hohem Kariesbzw. Erosionsrisiko empfehlen sich kürzere Intervalle. So hat sich während sehr kritischer Phasen eine Behandlung im 6-wöchigen Abstand bewährt [6]. Zeigt die Befundaufnahme eine sehr hohe kariogene Keimbelastung, ist diese zu reduzieren, damit Fluorid seine Wirkung voll entfalten kann [7,8]. Hierfür eignet sich die kombinierte Behandlung mit einem chlorhexidinhaltigen Schutzlack wie Cervitec Plus von Ivoclar Vivadent.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Gabriele David

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Gabriele David


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