Prophylaxe


Ergänzende Therapieansätze für Risikopatienten

15.09.2017

Für Menschen mit gesundheitlichen Defiziten oder Einschränkungen ist eine zahnmedizinische Versorgung besonders anspruchsvoll. Dies betrifft auch die häusliche Mundhygiene. Der Zahnarzt muss diesen Patienten individuell Empfehlungen geben, wenn klassische Verordnungen evtl. Wechselwirkungen auslösen können. Die Autorin beschreibt dies ausführlich anhand eines Patientenfalls.

Entzündungen im Mundraum gehen oft mit bekannten Symptomen wie Rötung, Schwellung, Blutung und vor allem Schmerzen einher. Daher werden diese Stellen bei der häuslichen Mundhygiene nur allzu gern geschont oder teilweise ganz vernachlässigt. In den meisten Fällen stellt sich jedoch schon nach der professionellen Zahnreinigung ein Behandlungserfolg ein. Im Rahmen der Situationsaufklärung erhalten die betroffenen Patienten entsprechende Mundhygieneinstruktionen und werden – auch durch regelmäßige Recalltermine – zur Einhaltung dieser motiviert. Falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, bedienen sich viele Behandler(-innen) adjuvanter Methoden, wie Antibiotikagabe oder (Low-Level-)Laser, um den pathogenen Biofilm wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Bei manchen Patientenfällen stellt die Therapieauswahl jedoch eine besondere Herausforderung dar, wenn beispielsweise – wie nachfolgend geschildert – „klassische“ Verordnungen wegen der Gefahr von Wechselwirkungen nicht zu empfehlen sind.

Patientenfall

Bei einem 56-jährigen Patienten wurde vor 30 Jahren Leukämie diagnostiziert. Trotz Stammzellentransplantation und regelmäßiger Tumornachsorge musste er in der Zwischenzeit mehrfach operiert werden, da Reizfibrome, Fernmetastasen, Leukoplakien und mehrere intraorale Plattenepithelkarzinome (Zungenrücken/-rand, Oberlippe, Nasolabialfalte) aufgetreten waren. Die Nahrungsaufnahme gestaltete sich zunehmend schwieriger, da der Patient aufgrund der zugrunde liegenden Erstdiagnose und der Folgeerkrankungen viele Medikamente einnehmen musste, die Begleiterscheinungen wie Xerostomie sowie ein ständiges Brennen mit Schmerzen in der Mundhöhle nach sich zogen. Chlorhexidin-haltige Produkte lehnte er aus diesen Gründen vehement ab. Gängige Mundspüllösungen konnten ihm nicht empfohlen werden, da er nach seiner letzten Operation seine Lippen nicht mehr schließen konnte und ein Mundspülen nicht mehr möglich war. (Abb. 1 u. 2).

  • Abb. 1: Xerostomie und Entzündung der Mundschleimhaut.
  • Abb. 2: Anzeichen für fortgeschrittene Gingivitis.
  • Abb. 1: Xerostomie und Entzündung der Mundschleimhaut.
  • Abb. 2: Anzeichen für fortgeschrittene Gingivitis.

Wissenschaftlich belegte Wirksamkeit

Unser Patient erscheint seit über 20 Jahren regelmäßig alle drei Monate zur PZR, welche nur unter schwersten Bedingungen durchzuführen ist. Als er erneut mit akuten Schmerzen und den bekannten Entzündungsmerkmalen unsere Praxis aufsuchte, entschieden wir uns neben der vorsichtigen manuellen Handinstrumentierung für die häusliche Unterstützung mit dem pflanzlichen und gut verträglichen Kamillan® aus der Apotheke. Dieses Arzneimittel enthält Extrakte der Echten Kamille und Schafgarbe. Der aus der Schafgarbe gewonnene Extrakt ist dem der Kamille verwandt und hat antibakterielle und wundheilungsfördernde Eigenschaften. Zusätzlich haben die enthaltenen Gerbstoffe auch blutstillende und adstringierende Effekte. Die Wirkung des antiinflammatorischen, wundheilungsfördernden und antibakteriellen Phytotherapeutikums ist wissenschaftlich belegt [1] und hat sich schon jahrelang im Praxisalltag bewährt. Die Anwendung erfolgt topisch, also verdünnt als Mundspülung oder zum Gurgeln. Man kann die farb- und geschmacksneutrale Lösung aber auch mit einem Pinsel oder Wattestäbchen direkt auf die einzelnen betroffenen Stellen auftragen.

Natürlich verträglich

  • Abb. 3: Applikation von Kamillan® mit dem Pinsel.

  • Abb. 3: Applikation von Kamillan® mit dem Pinsel.
Nach einer kurzen praktischen Einweisung mit lokaler Applikation (Abb. 3) zeigte sich der Patient mit dem gustatorischen Test zufrieden, auch stellte er kein zusätzliches Brennen fest. Wir gaben ihm die Anweisung, bis zum nächsten Kontrolltermin in zehn Tagen Kamillan ® im Rahmen der häuslichen Mundpflege mindestens dreimal täglich aufzutragen.

Unser Praxisservice sieht es vor, Patienten in besonderen Fällen zwischenzeitlich telefonisch zu kontaktieren. Dabei wollen wir die Akzeptanz der gewählten Empfehlung und natürlich die konsequente Handhabung bestätigt wissen. Der Patient erwies sich als sehr kooperativ und versicherte uns, die verdünnte Schafgarben-Kamillen-Lösung mehrmals täglich aufzupinseln. Er bestätigte zudem die gute Verträglichkeit und berichtete auch über erste positive Veränderungen.

  • Abb. 4: Deutliche Verbesserung nach zehn Tagen konsequenter Anwendung.

  • Abb. 4: Deutliche Verbesserung nach zehn Tagen konsequenter Anwendung.
Bei der folgenden Kontrolluntersuchung waren klinisch zwar immer noch leichte Rötungen und Schwellungen zu erkennen, aber das Entzündungsgeschehen war deutlich gebremst, die Blutungsneigung stark vermindert und die Mundschleimhaut moderat beruhigt. Der Patient war sehr zufrieden, nach so langer Zeit endlich ein annehmbares wirksames Mundhygieneprodukt „gefunden zu haben“. Sein Mundbrennen war deutlich reduziert und die Zunge klebte nicht mehr am Gaumen, was der Wirkkombination aus der entzündungshemmenden Kamille und der wundheilungsfördernden Schafgarbe zuzuschreiben ist (Abb. 4).

Fazit

Zusammenfassend kann im vorliegenden Fall ein positives Behandlungsergebnis gezogen werden. Der Patient möchte Kamillan® zukünftig weiterhin zu Hause anwenden, da es nicht nur einfach anzuwenden ist, sondern – für ihn ganz wichtig – eine beruhigende und schützende Wirkung auf Schleimhaut und Mukosa hat. Auch aus medizinischer Sicht spricht nichts gegen eine dauerhafte Anwendung, denn die arzneiliche Schafgarbe-Kamille-Kombination löst in unbeschädigtem, gesundem Gewebe keinerlei Veränderung aus.

Literatur:
[1] Wollina U: Moderne Wissenschaft bestätigt Tradition. Naturamed 25 (3), 32–35 (2010). 

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: DH Vesna Braun

Bilder soweit nicht anders deklariert: DH Vesna Braun


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