Anzeige

Prophylaxe

Die Patientenzufriedenheit in der Prophylaxe

Die Guided Biofilm Therapy (GBT) ist ein modulares System für den zeitgemäßen Ablauf einer Prophylaxesitzung. Acht einzelne Module von GBT können individuell an die Behandlungs- und Patientensituation angepasst werden, ob für die Ersttherapie oder Erhaltungstherapie. Ein Autorenteam, das die GBT in der Praxis einsetzt, hat sein Prophylaxekonzept um neue Schritte ergänzt und eine Patientenbefragung durchgeführt, um die Zufriedenheit dieses Systems zu ermitteln.

. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
.
.

Die „Guided Biofilm Therapy“ (GBT) ist ein standardisiertes, systematisches, risiko- und bedarfsorientiertes Prophylaxekonzept und beruht auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und technischen Fortschritten zum erfolgreichen Biofilmmanagement.

Die GBT wurde gemeinsam von der Firma EMS, von der Swiss Dental Academy (SDA), von Hochschulen (v.a. Universität Brescia, Prof. M. Mensi) und verschiedenen Praktikern (Abb. 1) erarbeitet. Die Therapieziele sind, nebst einer effektiven Reinigungsleistung und einer hohen Substanzschonung ein maximaler Patienten- und Behandlerkomfort.

Abb. 1: Die 8 Module der GBT. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 1: Die 8 Module der GBT.

Der Ablauf der Therapie ist im Hinblick auf die Technik und der Materialien gut untersucht und die Wirksamkeit ist evidenzbasiert nachgewiesen. Dies gilt auch für die Patientenzufriedenheit der einzelnen Schritte wie AIRFLOW® und PIEZON® PS [7–14]. Es gibt jedoch noch keine Daten zur Patientenzufriedenheit für das gesamte GBT-Protokoll. Da es sich dabei aber um ein wichtiges Element eines gut funktionierenden Recallsystems und unseres praxisinternen Qualitätsmanagements handelt, war es unser Ziel, durch eine Befragung von 50 Patienten, diese Lücke zu schließen.

Anzeige

Das Guided-Biofilm-Therapy-Protokoll

Die GBT ist ein systematisches, standardisiertes Ablaufprotokoll auf der Grundlage der „Recallstunde von Axelsson/Lindhe“ [1–3]. Die GBT basiert auf 8 Modulen und ist sowohl bei Neupatienten als auch bei Patienten in der Erhaltungstherapie einsetzbar [5,6]. Die nachstehend beschriebenen Ausführungen beziehen sich auf die Erhaltungstherapie. Die Module sind entsprechend der altersspezifischen, risikoorientierten Diagnose individuell anwendbar. Im Folgenden werden nur die neuen Schritte der GBT (Veränderungen gegenüber der Recallstunde von Axelsson/Lindhe) erläutert:

  • Die Behandlung beginnt mit der Begrüßung des Patienten und dem Infektionsschutz für unsere Mitarbeiter. Vor jeder Behandlung lassen wir unsere Patienten mit einer 0,1%igen CHX-Lösung spülen. Dadurch ist eine Keimreduktion im Aerosol um ca. 60% möglich [15]. Durch eine gute Absaugtechnik mit einer Hochvakuum-Absauganlage lässt sich dieser Wert auf ca. 95% Keimreduktion erhöhen [16].
  • Anfärben des supragingivalen Biofilms zur Bestimmung eines exakten Plaque-Index, um die Patienten zur gezielten Verbesserung der häuslichen Mundhygiene zu motivieren und um den Biofilm professionell und systematisch zu entfernen. Zum Schutz der Zahnhartsubstanzen werden nur die Stellen bearbeitet, die durch das Anfärben sichtbar gemacht wurden [17–19].
  • Biofilmmanagement: Da Biofilm heute eindeutig als Hauptursache der häufigsten Erkrankungen des Zahnhalteapparates feststeht, beginnen wir mit der subgingivalen und supragingivalen Biofilmentfernung. Wir arbeiten ausschließlich mit dem AIRFLOW® Prophylaxis Master und Erythritol-Pulver (AIRFLOW® PLUS Pulver). Nur in seltenen Fällen, bei extrem starken Verfärbungen, wenden wir Natriumhydrogenkarbonat-Pulver (AIRFLOW ® CLASSIC Comfort Pulver) an. Wichtig ist aber, bei der Biofilmentfernung immer zuerst mit dem AIRFLOW® PLUS Pulver zu beginnen, um sicher zu sein, dass das Natriumhydrogenkarbonat- Pulver nur auf gesundem Schmelz angewendet wird [20–26]. Supragingival und in Taschen bis 4 mm wird mit dem AIRFLOW®-Handstück gearbeitet. In tieferen Resttaschen > 4 mm kommt ein spezielles Handstück (PERIOFLOW®) mit einer tiefenmarkierten Nozzle und dem AIRFLOW® PLUS Pulver, Erythritol, zum Einsatz. [13].
  • Management der mineralisierten Beläge: Es folgt die gezielte supragingivale und subgingivale Zahnsteinentfernung [14]. Hier steht die Substanzschonung ganz stark im Vordergrund, das heißt, dass wir supragingivalen Zahnstein nur entfernen, wo wirklich Zahnstein zu sehen ist. Subgingival orientieren wir uns an unseren PA-Befunden und an den Ergebnissen unseres Kontroll-Tastbefundes (Hu-Friedy Explorer 11/12). Wir arbeiten mit piezokeramischem Ultraschall wegen der besonders substanzschonenden parallelen Bewegungsrichtung (PIEZON®/PS Instrument) [7,26–30].

Material und Methode

Die Umfrage wurde in den ersten 3 Monaten 2019 durchgeführt. Im Rahmen der Umfrage wurden 50 Patienten eingebunden, die bereits vor der Umstellung auf GBT (2005 bis 2011 bzw. 2012 bis 2015) einige Jahre regelmäßig zum Recall kamen. Der jüngste Patient war 28 Jahre alt, der älteste 79. Der alte Behandlungsstandard entsprach dem Protokoll in der Abbildung 2: Jahre 2005 bis 2011 bzw. 2012 bis 2015. Die Patienten wurden über die geplante Befragung informiert. Sie mussten eine schriftliche Einverständniserklärung abgeben und konnten an der Verlosung einer elektrischen Zahnbürste teilnehmen. Die Fragebogen und Losnummern wurden anonymisiert. Die Fragen 1 bis 5 wurden mit visueller Analogskala (VAS) von 0 bis 10 erhoben. Die Fragen 6 bis 8 wurden durch Ankreuzen beantwortet (Abb. 3). Die Patienten wurden gebeten, den Fragebogen direkt nach der GBT-Behandlung im Wartezimmer auszufüllen. Die Auswertung erfolgte numerisch und die Resultate wurden deskriptiv dargestellt.

Abb. 2: Die zeitliche Entwicklung der GBT. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 2: Die zeitliche Entwicklung der GBT.
Abb. 3: Insgesamt 8 Fragen wurden von 50 Patienten durch Ankreuzen beantwortet. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 3: Insgesamt 8 Fragen wurden von 50 Patienten durch Ankreuzen beantwortet.

Die ermittelten Ergebnisse

Subjektives Empfinden

95% der Befragten gaben an, die Behandlung als angenehm (Wert > 5) empfunden zu haben; bei 5% lag die Bewertung genau in der Mitte zwischen angenehm und unangenehm (Abb. 4).

Abb. 4: Die Beantwortung der Fragen wurden grafisch dargestellt: hier die Auswertung des subjektiven Empfindens. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 4: Die Beantwortung der Fragen wurden grafisch dargestellt: hier die Auswertung des subjektiven Empfindens.

Einfärben des Biofilms

100% der Befragten (Wert > 5) bewerteten das Anfärben als sinnvolle Motivation für die häusliche Mundhygiene (Abb. 5).

Abb. 5: Das Anfärben der Zähne wurde einstimmig als sinnvolle Motivation empfunden. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 5: Das Anfärben der Zähne wurde einstimmig als sinnvolle Motivation empfunden.

Behandlungsergebnis

94% (Wert besser als 5) gaben an, dass sich ihre Zähne nach der Behandlung glatt anfühlten.

Zeitaufwand

98% der Befragten (Wert besser als 5) hielten den Zeitaufwand für angemessen; ein Patient konnte sich nicht entscheiden (Wert = 5) (Abb. 6).

Abb. 6: Der zeitliche Behandlungsaufwand empfanden nahezu alle Patienten gerechtfertigt. Dr. K.-D. Bastendorf und EMS
Abb. 6: Der zeitliche Behandlungsaufwand empfanden nahezu alle Patienten gerechtfertigt.

Weiterempfehlungsrate

98% (Wert > 5) würden dieses Behandlungskonzept weiterempfehlen, davon 80% sogar „unbedingt“ (Wert 10). Auch bei dieser Frage konnte sich ein Patient nicht entscheiden (Wert = 5).

Vergleich zur früheren Methode

Die Akzeptanz der aktuellen „Guided Biofilm Therapy“ war durchwegs positiv. 100% der Befragten finden die neue Vorgehensweise besser. Die Kommentare lauteten unter anderem: „schneller und effektiver, gefühlt schonender, sensationelle Zahnreinigung, gutes Gefühl, sehr viel angenehmer, weniger schmerzhaft“.

Schmerzintensität

60% hatten keine Schmerzen; 38% gaben an, weniger Schmerzen, und nur 2% (ein Patient), gleiche Schmerzen im Vergleich zu früheren Behandlungen empfunden zu haben.

Wann traten die Schmerzen auf?

Besonders positiv waren die Resultate für die Anwendung des AIRFLOW®-Gerätes, die kein Patient als schmerzhaft empfunden hat. 7 Patienten gaben Schmerzen bei der Taschenmessung an und 14 bei der Anwendung des Ultraschalls. Leider wurde keine weitere Differenzierung (VAS) der Schmerzen durchgeführt.

Die Ergebnisse sind als sehr gut zu bewerten. Das zeigt sich vor allem bei der Frage nach der Weiterempfehlung und Patientenzufriedenheit: 98% würden die Behandlung weiterempfehlen und 100% finden das neue Konzept besser als die Behandlung nach dem alten Ablaufprotokoll. Es gab außerdem keine negative Äußerung zum Einsatz des AIRFLOW®-Gerätes.

Diskussion

Eine effiziente und schonende Entfernung von Biofilmen und mineralisierten Ablagerungen sind wesentliche Bestandteile der Prävention, der Erst- und der Erhaltungstherapie. Lange Zeit stand allein die Reinigungsleistung im Vordergrund. Im modernen Recall kommt der Substanzschonung eine immer größere Bedeutung zu. Bereits 1997 forderte Flemmig [30–32], in der Erhaltungstherapie einen Verlust von mehr als 0,5 mm Zement/Dentin über einen Zeitraum von 10 Jahren unbedingt zu vermeiden. Auch der Patientenkomfort hat an Bedeutung gewonnen, da in der Regel nur zufriedene Patienten ihre Recalltermine einhalten.

Studiendaten über den Einsatz unterschiedlicher Hilfsmittel und dem daraus resultierenden Patientenkomfort liegen seit Längerem vor. Wennström [7] verglich den Einsatz von Handinstrumenten vs. PIEZON®-Ultraschall in der Initialtherapie (Scaling Root Planing). Die Vorteile lagen eindeutig beim PIEZON®-System: Bei gleichen klinischen Ergebnissen war die Behandlungszeit 3-mal kürzer, der Anästhetikumverbrauch 2,5-mal geringer und der Patientenkomfort viel besser. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Aslund et al. [8]: Beim Vergleich von Küretten vs. PIEZON® bei der nicht chirurgischen PA-Therapie hinsichtlich Schmerzen und Zahnhals-Überempfindlichkeiten verbesserten sich in beiden Gruppen die klinischen Parameter gleichermaßen positiv.

Nach 1, 4 und 8 Wochen verursachte der Einsatz von PIEZON® jedoch deutlich weniger Schmerzen und Überempfindlichkeiten. Wennström et al. [9] führten eine vergleichende Untersuchung in der Erhaltungstherapie (PIEZON® vs. AIRFLOW®/Glycin) durch. Bei den klinischen und mikrobiellen Werten gab es keine Unterschiede, der Patientenkomfort war in der AIRFLOW®-Gruppe allerdings viel höher. Bühler et al. [10] veröffentlichten eine systematische Übersichtsarbeit zum Thema Missempfindung bei der nicht chirurgischen parodontalen Therapie. Das Ergebnis zeigte eine geringere Missempfindung beim Einsatz von AIRFLOW® als bei Ultraschallgeräten und Handinstrumenten.

Sultan et al. [11] kamen in ihrer kritischen Literaturzusammenfassung zu folgender Schlussfolgerung: AIRFLOW® mit geringabrasiven Pulvern (Glycin, Erythritol) ist ein zuverlässiger, hoch- effizienter und praktischer Behandlungsansatz für das sub- gingivale Debridement. Es scheint dem konventionellen Behandlungsansatz in Bezug auf Patientenkomfort, Sicherheit und Zeitaufwand überlegen zu sein. Ethan et al. [12] kamen in ihrem systematischen Review zu folgenden Ergebnissen: Die Vorteile von AIRFLOW® mit geringabrasiven Pulvern (Glycin, Erythritol) liegen in der effizienten Biofilmentfernung ohne Schädigung von parodontalem Weich- und/oder Hartgewebe. Weitere Vorteile bestehen beim Patientenkomfort und Zeitaufwand.

Moene et al. [13] verglichen in der Erhaltungstherapie bei Patienten mit Taschentiefen > 4 mm Ultraschall vs. PERIOFLOW® PLUS Pulver. Die Patienten bevorzugten eindeutig PERIOFLOW®PLUS Pulver, da bei der Behandlung weniger Schmerzen auftraten. Auch die Umstellung der Biofilmentfernung vor der Entfernung der mineralisierten Ablagerungen im Ablauf der GBT erhöht den Patientenkomfort erheblich [14]. Diese Ergebnisse stimmen auch mit den Ergebnissen unserer Umfrage überein.

In unserer Praxis arbeiten wir in der Recallstunde schon länger mit den schonenden Hilfsmitteln wie AIRFLOW® und PIEZON® PS. Da wir GBT als einen weiteren Fortschritt im Ablauf des Recallprotokolls unseren Patienten angeboten haben, wollten wir uns mit der vorliegenden Patientenbefragung einen Eindruck über die Akzeptanz dieser Methode verschaffen. Die Befragung wurde bei einem Patientenkollektiv durchgeführt, das bereits über viele Jahre regelmäßig in unser Recall eingebunden war. Die Untersuchung lieferte überwiegend deskriptive Aussagen und die Ergebnisse waren durchweg sehr positiv. Dies führen wir vor allem auf die schonende, schmerzarme, angstabbauende und gezielte Behandlung zurück. Welche einzelnen Schritte der GBT (Anfärben, zuerst Biofilmentfernung mit AIRFLOW®/PERIOFLOW®/PLUS Pulver [Erythritol, dann PIEZON® PS] zu der sehr hohen Patientenzufriedenheit geführt haben, konnte mit dieser Befragung nicht endgültig geklärt werden. Sicher ist, dass vor allem die AIRFLOW®-Technologie und auch der durch die Umstellung geringere Zeitaufwand bei der Anwendung von Ultraschall wesentliche Faktoren für die hohe Patientenzufriedenheit sind.

Zusammenfassung

Mit der Umstellung des Ablaufprotokolls der Prophylaxesitzung auf die oben beschriebene Guided Biofilm Therapy, die die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und den technischen Fortschritt widerspiegelt, ist es uns gelungen, einen hohen Standard im Bereich der Struktur- und Prozessqualität zu erreichen. Darüber hinaus spielt die Patientenzufriedenheit (Ergebnisqualität) eine sehr große Rolle für den Erfolg der Prophylaxe, der stark mit der langfristigen Patientenbindung korreliert. Diese wiederum hängt mit der Qualität der durchgeführten Behandlung bzw. den empfundenen Schmerzen/ dem Wohlfühlen zusammen, da nur zufriedene Patienten gern wiederkommen.

Um die Zufriedenheit unserer Patienten nach der Umstellung auf die Guided Biofilm Therapy zu ermitteln, haben wir 50 von ihnen gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Die Rückmeldungen waren in allen Fragen durchweg positiv. Insbesondere der Vergleich zu früheren Behandlungen fiel eindeutig aus: Alle 50 befragten Patienten würden der neuen Methode gegenüber der alten Vorgehensweise den Vorzug geben.

Interessenskonflikt

Dr. K.-D. Bastendorf hat aufgrund seiner Spezialisierung auf die Prophylaxe eine Beratertätigkeit für die Firma E.M.S., Electro Medical Systems S.A., 1260 Nyon – Schweiz.

Näheres zu den Autoren des Fachbeitrages:

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige