Parodontologie

Evidenzbasierte Indikationen und Techniken in der Initialtherapie

Depuration der Wurzeloberfläche – Teil 3

Tab. 7: Ergebnisse für Parodontitistherapie mit Er:YAG Laser (nach Cobb32).
Tab. 7: Ergebnisse für Parodontitistherapie mit Er:YAG Laser (nach Cobb32).

Fortsetzung

Ist der Einsatz von GPAP in der Initialtherapie (bei ST von mehr als 3 mm) möglich und sicher?

Hierzu gibt es bislang nur eine klinische Studie, die neben einigen Schwächen (nur 50 Patienten, Studiendauer 7 Tage, Split- Mouth-Design) den Einsatz bei ST bis max. 9 mm erprobte. Hierbei zeigte sich, dass zwar die Pulverstrahlbehandlung von Patienten als angenehmer empfunden wurde und auch deutlich zeitsparender (30 Sekunden pro Stelle versus 1,4 Minuten) als die händisch durchgeführte Depuration war. Letztere zeigte jedoch signifikant bessere Wirkung auf das BoP und die mikrobielle Taschenflora29.

Zu beachten bei Einsatz von GPAP

  • GPAP eignet sich aufgrund der niedrigen Abrasivität nicht zur Entfernung von Konkrement
  • potenziell gefährliche Luftemphyseme sind möglich und wurden auch beschrieben
  • keine Anwendung bei Patienten mit Asthma und Atembeschwerden

Ebenfalls seit vielen Jahren im Einsatz sind Hard-Laser-Geräte. In der Initialbehandlung der Parodontitis könnten hämostatisch-bakterizide Effekte sowie die Möglichkeit der selektiven Konkremententfernung ein Vorteil sein.

Welchen klinischen Effekt bietet der Einsatz von Lasertherapie verglichen mit konventioneller Depuration in der Initialtherapie?

Zwei systematische Übersichtsarbeiten von 200830,31 ergaben dabei folgendes Bild: Bei insgesamt nur 12 RCTs von ausreichender Studienqualität wurden 6 verschiedene Laserwellenlängen angewandt. Am besten ist bislang die Datenlage für den Er:YAG- Laser (2.940 nm) mit 7 klinischen Studien mit bis zu 2 Jahren (Tab. 7). Dieser Laser ist für die Hart- und Weichgewebsbehandlung geeignet, ein Konkrementabtrag ist prinzipiell möglich und das Risiko thermischer Schädigung ist aufgrund der Wellenlänge relativ gering.

Die Autoren konkludierten

  • Die Anwendung des Er:YAG Lasers bringt bei einer Beobachtungsdauer bis zu 24 Monaten ähnliche klinische Ergebnisse wie ein mechanisches Débridement.
  • Keine längerfristige signifi kante Auswirkung auf die Mikrofl ora.
  • Zu Risiken und Nebenwirkungen der Anwendung dieses Lasers gibt es zurzeit noch wenige Informationen.
  • Derzeit gibt es nicht genügend Evidenz, um die klinische Anwendung von CO2, Nd:YAG, Nd:YAP oder Diodenlaser zu empfehlen.

Zur Beachtung bei der Anwendung von Laser

  • Durchführung nur durch zertifi zierte Anwende
  • Schutzbrille für Patient und Team
  • Einsatz der geringsten wirksamen Leistung zur Vermeidung von Nebenwirkungen
  • Vorsicht vor Reflexionsstrahlung
  • hochvolumige Absaugung der Dämpfe
  • potenzielle Gefahr für Gewebszerstörung and thermische Nebeneffekte
  • sehr hohe Anschaffungskosten

Fazit

Der Goldstandard für eine erfolgreiche Parodontaltherapie ist klassischerweise der Gewinn von klinischem Attachment. Andere Surrogatparameter wie Verringerung der Sondierungstiefe oder Reduktion der Blutung werden ebenfalls zur Qualitätskontrolle herangezogen. Zusätzlich können noch der Erhalt der Ästhetik, die Regeneration des Parodonts und Patientenwünsche hinzukommen.

Grundlegendes Wissen über die Pathogenese der Parodontitis, Einfluss und Risikofaktoren sollten in der Praxis dazu beitragen, nicht auf schrille Marketingmaßnahmen hereinzufallen. Diese versprechen allzu oft – ohne wissenschaftlich genügend abgesichert zu sein – dass durch den Einsatz eines teuren Gerätes die aufwendige, anspruchsvolle und (nur von gut ausgebildeten MitarbeiterInnen) genauestens durchzuführende Depuration der Wurzeloberfläche überflüssig würde. Ein genauer Blick in die vorhandene Evidenz zur Datenlage zeigt jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Bevor neue Technologien die klassische Depuration ersetzen können, müssen noch mehr gut designte Studien vorliegen.

In Hinsicht auf Effizienz ist sicher Potenzial für (Ultra-)Schall und FMD vorhanden. FDT birgt einiges an Potenzial, ist aber sehr zeitaufwendig. Der zukünftige Einsatz von Laser könnte bei deutlicher Veränderung des Kostenniveaus interessant werden.

Die Ausführungen sind die Zusammenfassung eines Vortrages gehalten anlässlich der 57. Winterfortbildungstagung der Niedersächsischen Zahnärztekammer in Braunlage 2010.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Corinna Bruckmann

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Corinna Bruckmann