Implantologie


Sinnhaftigkeit der mikrobiologischen Diagnostik in der Therapie von Parodontitis und Periimplantitis – Teil 2

Abb. 3: Keimspektrum bei refraktärer, Erwachsenen-Parodontitis und Periimplantitis im Vergleich (Graphik nach Listgarten & Lai5).
Abb. 3: Keimspektrum bei refraktärer, Erwachsenen-Parodontitis und Periimplantitis im Vergleich (Graphik nach Listgarten & Lai5).

Fortsetzung

Zunehmende Bedeutung der Periimplantitis

Listgarten und Lai5 konnten im Rahmen eines Vergleichs parodontaler Proben mit Proben von Implantaten mit biologischen Komplikationen zeigen, dass beide Krankheitsbilder ein nahezu identisches Keimspektrum aufweisen4. Hierbei ist die natürliche Restbezahnung des Patienten als Hauptkeimreservoir anzusehen12 (Abb. 3). Vor diesem Hintergrund und im Hinblick darauf, dass pro Jahr über 1 Million neuer Implantate gesetzt werden, ist die mikrobiologische Diagnostik auch in der Prävention und Therapie periimplantärer Infektionen von großer Bedeutung. Gemäß dem ersten implantologischen Imperativ „kein Implantat bei bestehender Parodontitis“ dient die mikrobiologische Diagnostik der Abklärung des subgingivalen Keimspektrums vor der Implantation. Auf diese Weise wird dem drohenden Risiko einer periimplantären Infektion bereits präoperativ vorgebeugt. Bei bereits etablierter Periimplantitis kann die Keimanalyse – analog zur Parodontitis – hilfreiche Unterstützung bei der Wahl der optimalen Therapiemaßnahme bieten8.

Konsensusempfehlungen für die mikrobiologische Diagnostik

Die Empfehlungen der Expertenkommission weisen der Analyse des subgingivalen Keimspektrums in der Therapie von Parodontitis und Periimplantitis klare Indikationen zu. So kann die mikrobiologische Diagnostik helfen (mod. nach Scholz et al.4),

  • die Notwendigkeit einer unterstützenden Antibiotikatherapie zu erkennen bzw. die Compliance des Patienten zu erhöhen,
  • in der Implantologie eine Infektion mit aggressiven parodontalpathogenen Keimen wie A. actinomycetemcomitans und P. gingivalis frühzeitig zu erkennen, um Maßnahmen zur Eliminierung der Keime vor der Implantation ergreifen zu können,
  • Rezidive im Recall besser hinsichtlich ihrer Ursachen zu differenzieren. So erfordern insbesondere Infektionen mit A. actinomycetemcomitans und P. gingivalis in der Regel den Einsatz systemischer Antibiotika,
  • in der Reevaluationsphase Behandlungserfolge zu dokumentieren und eventuelle Rezidive frühzeitig zu erkennen.

Dabei gilt:

  • Eine bei Parodontitis oder Periimplantitis indizierte Antibiotikatherapie sollte unmittelbar nach Abschluss eines mechanischen Débridements erfolgen. Keine Antibiotikatherapie bei Parodontitis und/oder Periimplantitis ohne Kenntnis der mikrobiologischen Situation!

Bezugnehmend auf die praktische Anwendung mikrobiologischer Untersuchung sowie deren Integration in den Behandlungsablauf wird nachdrücklich darauf verwiesen, dass eine antibiotische Therapie nur unmittelbar nach Desintegration des subgingivalen Biofilms, also direkt nach Abschluss des mechanischen Débridements, erfolgen soll. Der schematische Ablauf der bakteriellen Diagnostik im Rahmen der Parodontaltherapie empfiehlt sich gemäß Scholz et al.11 wie in Abbildung 4 dargestellt.

Fazit

  • Abb. 4: Wann sollte die mikrobiologische Diagnostik durchgeführt werden? Die fünf Bausteine der systematischen Parodontaltherapie (nach DGP-Richtlinie) in ihren 4 Behandlungsschritten<sup>11</sup> (nach Scholz et al., 2010).

  • Abb. 4: Wann sollte die mikrobiologische Diagnostik durchgeführt werden? Die fünf Bausteine der systematischen Parodontaltherapie (nach DGP-Richtlinie) in ihren 4 Behandlungsschritten11 (nach Scholz et al., 2010).
Mit dem wissenschaftlichen IHCF-Konsensuspaper haben Scholz et al.11 eine fachliche Empfehlung für die mikrobiologische Parodontaldiagnostik in der Zahnarztpraxis vorgelegt, die im Interesse des Zahnarztes und seiner Patienten in die Praxisroutine integriert werden sollte. So ermöglicht eine diagnostisch fundierte Behandlung einen höheren therapeutischen Erfolg und folglich eine wachsende Zufriedenheit der Patienten. Die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zur Überprüfung des Behandlungserfolges und zur Früherkennung von Reinfektionen im Recall helfen, das klinische Bild auch langfristig stabil zu halten. Da das Keimspektrum bei bakteriell bedingter Periimplantitis analog zu dem von Parodontalerkrankungen ist, gilt die mikrobiologische Analyse auch in der Implantologie als wichtiges Werkzeug zur frühzeitigen Diagnostik und zielgerichteten Prävention4. So sollte die Eingliederung enossaler Implantate erst nach erfolgreicher Keimreduktion bzw. -eliminierung erfolgen. Die im Vorfeld einer Implantation durchgeführte Analyse zeigt, ob ein geplanter Eingriff durch eine bestehende Bakterienbelastung bereits von vornherein gefährdet ist. Erst ein negatives Analysenergebnis signalisiert Keimfreiheit und gibt folglich grünes Licht für die implantatprothetische Versorgung. So erhält der Zahnarzt auf einfachem Wege optimale Behandlungssicherheit, auch und gerade im Interesse des Patienten.


Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Sylke Dombrowa

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Sylke Dombrowa



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