Hygiene


Evidenzbasierte Empfehlung für eine neue Zahncreme-Technologie


Normalerweise steht bei der Empfehlung für eine effektive häusliche Mundpflege die Zahnbürste im Vordergrund. Allerdings spielt auch die Zahncreme eine wesentliche Rolle, sogar eine deutlich komplexere. Darum kann eine Neuentwicklung in diesem Bereich Jahre dauern und eine Vielzahl von Studien umfassen. Bei der Oral-B/blend-a-med Pro-Expert sind es 80; die für die Praxis entscheidenden werden im Folgenden dargestellt.

Die Zahncreme Oral-B/blend-a-med Pro-Expert wurde auf der diesjährigen Internationalen Dental-Schau in Köln vorgestellt und tritt mit einem hohen Anspruch an. Ziel bei ihrer Entwicklung war es, ein Produkt zu schaffen, das für jeden (erwachsenen) Patienten das Richtige ist. Das Ergebnis ist eine neue Technologie: Sie hilft, die Plaqueentfernung zu verbessern, trägt zur Karies- und Gingivitisprävention bei, beugt Schmelzerosionen und schlechtem Atem vor und hemmt darüber hinaus Zahnstein und Verfärbungen. Dafür enthält die neue Zahncreme zwei Wirkstoffe, die im Grunde „alte Bekannte“ sind: Zinnfluorid (SnF2) und Natriumhexametaphosphat (NHMP).

Die neue Formulierung

Das Geheimnis der Zahncreme liegt in ihrer besonderen Formulierung. Mit ihr können die bekannten Vorteile des Zinnfluorids (kariesprotektiv, antimikrobiell, desensibilierend) endlich ohne Kompromisse ausgeschöpft werden – insbesondere unter Vermeidung von Zahnverfärbungen, wie sie bei Verwendung anderer zinnfluoridhaltiger Mundpflegeprodukte auftreten können. Die Forscher haben hierfür ein einzigartiges System aus Zinnfluorid und Natriumhexametaphosphat entwickelt. Das hochreaktive und in wässrigen Formulierungen instabile Metallhalogenid wird stabilisiert. Oxidation, Ausfällung und Adsorption an anderen Inhaltsstoffen werden signifikant vermindert und damit die biologische Wirksamkeit maximiert. Entscheidend ist dafür nicht zuletzt, dass die Formulierung einen Wassergehalt von lediglich 4 % aufweist. Neben den erwähnten Wirkungen von Zinnfluorid kommen die weiterentwickelten Eigenschaften des Natriumhexametaphosphats zur Vorbeugung gegen Verfärbungen wie auch gegen die Bildung von Zahnstein zur Geltung. Dieser Inhaltsstoff liegt in der Tube in Form von Mikroaktivkügelchen vor*, die sich erst im Mund unter dem Einfluss des Speichels zu einer Wirkflüssigkeit auflösen. Diese wird anschließend aktiv, löst oberflächliche Zahnverfärbungen auf, sodass sie durch das Putzen leichter zu entfernen sind, und bildet dann einen unsichtbaren, aber anhaltenden Schutzschild, der Verfärbungen und Zahnstein abweist.

Der überlegene Anti-Karies-Effekt

Zinnfluorid wirkt mit gleich zwei Mechanismen gegen Karies: Das Fluorid wird in die Zahnhartsubstanz integriert und setzt ihre Säurelöslichkeit herab. Auf diese Weise schützt es Schmelz und Dentin vor der Demineralisation durch Säuren, die von Bakterien abgesondert werden, wie etwa von Streptococcus mutans. Gleichzeitig vermag Zinnfluorid dank seiner antimikrobiellen Wirkung die Anzahl der potenziell pathogenen Bakterien zu vermindern.

Die präventive Wirkung von Fluorid ist seit langem anerkannt, selbst wenn über mechanistische Details in der Fachwelt immer wieder einmal diskutiert wird [1]. Auch lassen sich Unterschiede feststellen, je nachdem, in welcher Form der Wirkstoff vorliegt. So verglichen beispielsweise Stookey et al. die Anti-Karies-Wirkung von Zahncreme mit unterschiedlichen Natriumfluoridkonzentrationen (500 bzw. 2800 ppm) bzw. mit SnF2/SHMP (0,454 % SnF2) bei einigen hundert Schulkindern aus Puerto Rico über einen Zeitraum von 2 Jahren [2]. Die entsprechenden drei Gruppen wurden mit einer Positivkontrolle (= 4. T eilnehmergruppe; Zahncreme mit 1.100 ppm Fluorid) verglichen. Nach 2 Jahren wurde sowohl in der Gruppe mit hochdosiertem Natriumfluorid als auch in der SnF2-Gruppe signifikant weniger Karies diagnostiziert – jeweils im Vergleich zur Positivkontrolle. Zwischen ihr und der Gruppe mit niedrig dosiertem Natriumfluorid ergaben sich dagegen keine signifikanten Unterschiede. Es lässt sich schlussfolgern, dass das kariesprotektive Potenzial bei Anwendung der SnF2/NHMP demjenigen einer hoch dosierten Natriumfluorid-Zahncreme entspricht (Abb. 1).

  • Abb. 1: Pro-Expert Zahncremes bieten bis zu 25 % mehr Schutz vor Karies als eine Natriumfluorid-Zahncreme mit 1.100 ppm. Somit lässt sich ihre kariespräventive Wirkung sogar mit einer hochdosierten Natriumfluorid-Zahncreme vergleichen.
  • Abb. 2: Zahncreme auf Basis der Pro-Expert Technologie vermindert Plaque im Vergleich zu einer Standard-Fluorid-Zahncreme um bis zu 29 % besser.
  • Abb. 1: Pro-Expert Zahncremes bieten bis zu 25 % mehr Schutz vor Karies als eine Natriumfluorid-Zahncreme mit 1.100 ppm. Somit lässt sich ihre kariespräventive Wirkung sogar mit einer hochdosierten Natriumfluorid-Zahncreme vergleichen.
  • Abb. 2: Zahncreme auf Basis der Pro-Expert Technologie vermindert Plaque im Vergleich zu einer Standard-Fluorid-Zahncreme um bis zu 29 % besser.

Das Zinn-(II)-Kation bringt im Wesentlichen die gewünschten antimikrobiellen Eigenschaften mit. Sie werden schon seit Jahrzehnten genutzt, insbesondere in Zahncremes und Mundspülungen. Der Nutzen speziell der Pro-Expert-Technologie ist durch Studien belegt. So gaben zum Beispiel Farrell und seine Kollegen [3] insgesamt 40 Erwachsenen entweder eine handelsübliche Anti-Karies-Zahncreme oder eine mit der Pro-Expert-Technologie. Sie wollten die Bakterienentwicklung über Nacht nachvollziehen und legten den Zeitpunkt für die Entnahme von supragingivalen Plaqueproben darum auf jeweils 12 Stunden nach dem letzten Zähneputzen fest. Nach sieben Tagen Anwendung wies die SnF2/NHMP-Gruppe im Vergleich mit der Kontrollgruppe eine im Durchschnitt signifikant geringere Gesamtzahl von fakultativ anaeroben Bakterien auf (Abb. 2). Dies lässt sich als deutlichen Hinweis auf die Überlegenheit der SnF2/NHMP-Technologie bei der Reduktion potenziell pathogener Plaque-Bakterien werten.

Die beispielhaft zitierten Studien belegen die doppelte Wirkung von Zinnfluorid: Sowohl rein physikochemische als auch biologische Effekte tragen zu seinem kariesprotektiven Potenzial bei. Gegenüber herkömmlichen Zahncremes hat es sich – je nach Untersuchungsgegenstand – als mindestens ebenbürtig bis überlegen erwiesen.

Die Wirkung gegen Erosion und Hypersensitivitäten

  • Abb. 3: Auch erosionsbedingten Zahnschmelzverlust verringert die Pro-Expert um 58 % effektiver als eine Standard-Fluorid-Zahncreme.

  • Abb. 3: Auch erosionsbedingten Zahnschmelzverlust verringert die Pro-Expert um 58 % effektiver als eine Standard-Fluorid-Zahncreme.
Neben Karies stellt Erosion, z. B. durch säurehaltige Getränke, eine weitere Gefahr für die Zahngesundheit dar. Dies zählt sogar zu den eher unterschätzten Risiken, sind doch bis zu 82 % der Erwachsenen davon betroffen [4]. Zinnfluorid bildet auf Schmelzoberflächen eine Schicht, die als Schutzschild vor Säureattacken wirkt. So konnten Hooper und Kollegen [5] in einer In-situ-Studie zeigen: Die Zinnfluorid/Natriumhexametaphosphat- Technologie sorgt im Vergleich zu einer Natriumfluorid-Zahncreme für eine signifikante Reduktion des Zahnschmelzverlustes. Im Einzelnen verglich man die Wirkung von Orangensaft auf flache, polierte Schmelz-Probenkörper, die von den Studienteilnehmern im Mund getragen wurden. Zum Schutz gegen die erosive Wirkung des Saftes verwendeten sie eine Suspension von Natriumfluorid- Zahncreme oder – alternativ – SnF2/NHMP-Zahncreme bzw. Wasser (= Kontrollgruppe). Die Ergebnisse legen nahe, so die Autoren, dass Zinnfluorid-Zahncreme mit Natriumhexametaphosphat gegenüber herkömmlichen Fluorid-Zahncremes ein Plus an Erosionsschutz bieten könnte (Abb. 3).

In engem Zusammenhang damit stehen Sensitivitäten, denn sie werden meist durch offene Dentintubuli hervorgerufen. Die eigentliche Ursache liegt in Gingivarezessionen, dem Verlust von schützendem Zahnschmelz und von (Wurzel-) Zement durch Erosionen. Indem Zinnfluorid die Tubuli verschließt, hemmt es die Flüssigkeitsbewegung und so die damit verbundene Stimulation der Nerven. Den Schutz vor Überempfindlichkeiten durch eine SnF2/NHMP-Zahncreme konnten Schiff und seine Kollegen [6] nachweisen: Die Verwendung über 4 oder 8 Wochen resultierte in einer gesteigerten Desensibilisierung, auch im Vergleich zu einer herkömmlichen natriumfluoridhaltigen Zahncreme.

Als schwieriger gegenüber den vorstehend aufgeführten Untersuchungen gelten in der zahnmedizinischen Wissenschaft Studien zur prophylaktischen bzw. therapeutischen Wirkung gegen Erkrankungen der Gingiva, denn hier bedarf es grundsätzlich Langzeitbeobachtungen. Typische Resultate aus der Forschung werden im Folgenden zusammengefasst.

Der Schutz der Gingiva

  • Abb. 4: Zahnfleischprobleme werden im Vergleich zu einer herkömmlichen Fluorid-Zahncreme um 57 % vermindert.

  • Abb. 4: Zahnfleischprobleme werden im Vergleich zu einer herkömmlichen Fluorid-Zahncreme um 57 % vermindert.
In einer klinischen Studie untersuchten Archila et al. [8] die Pro-Expert im Vergleich zu einer handelsüblichen Natriumfluorid-Zahncreme, die neben 0,243 % Natriumfluorid 0,30 % Triclosan und 2,0 % Gantrez-Copolymer enthielt. Aufgeteilt in 2 Gruppen, putzten 186 gesunde Teilnehmer mit jeweils einem der beiden Produkte über einen Zeitraum von 6 Monaten zweimal täglich eine Minute lang mit einer weichen Handzahnbürste. Zu Studienbeginn sowie nach 3 und nach 6 Monaten wurde der Zahnfleischzustand gemäß dem Gingivaindex nach Silness und Löe (GI) bestimmt. Die Ergebnisse der korrigierten GI-Mittelwerte der SnF2/NHMP-Gruppe (nachfolgend SnF2/NHMP-Gruppe genannt) lagen sowohl nach 3 Monaten als auch nach 6 Monaten erheblich niedriger (um 42,6 bzw. 25,8 %) als zu Studienbeginn. Ebenso war hier die Anzahl der Blutungsstellen wesentlich geringer als in der Vergleichsgruppe (nach 3 Monaten um 43,4 %, nach 6 Monaten um 27,4 %).

Mit einem ähnlichen Studiendesign bestätigten Mankodi et al. [9] diese Ergebnisse. Bei 143 erwachsenen Teilnehmern bescheinigten die Wissenschaftler der Zahncreme mit Zinnfluorid/Natriumhexametaphosphat im Vergleich zu einer Natriumfluorid-Zahncreme wesentliche Vorteile zum Schutz vor Zahnfleischproblemen: Gingivititiden waren bei der SnF2/NHMP-Gruppe nach sechsmonatiger Anwendung um bis zu 21 % reduziert, Zahnfleischbluten um bis zu 57 % (Abb. 4).

In einer Metaanalyse von He et al. [10] wurden 2 klinische Sechs-Monats-Studien mit 265 Teilnehmern bezüglich der Frage untersucht, ob die ermittelten Vorteile der SnF2/ NHMP-Gruppe auch für spezielle Areale nachzuweisen seien. Die Kontrollgruppe benutzte eine handelsübliche Zahncreme zum Vergleich. Im Verlauf der Metaanalyse zeigten die korrigierten mittleren modifizierten Gingivaindizes (MGI) der SnF2/NHMP-Gruppe einen Rückgang von anfänglich 2,02 auf 1,79 nach 3 Monaten und 1,58 nach 6 Monaten. Diese MGI unterschieden sich damit hochsignifikant (p < 0,001) von den Werten der Kontrollgruppe und waren auch speziell für den Front- bzw. den Seitenzahnbereich, für den Oberkiefer wie für den Unterkiefer und sowohl vestibulär als auch oral nachweisbar.

Dass die klinischen Vorteile einer Zahncreme mit Zinnfluorid/ Natriumhexametaphosphat auch bei bereits etablierter Gingivitis bestehen, konnten Gerlach et al. [11] in einer Drei-Monats-Studie nachweisen. Im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit handelsüblicher Zahncreme ergab sich eine signifikant stärkere Verminderung der Blutung in der SnF2/ NHMP-Gruppe.

  • Abb. 5: Bereits nach 2 Wochen reduziert die Pro-Expert Zahncreme Verfärbungen um 96 %.

  • Abb. 5: Bereits nach 2 Wochen reduziert die Pro-Expert Zahncreme Verfärbungen um 96 %.
Klukowska et al. [12] zeigten mittels einer digitalen Plaque- Bildanalyse, dass bei kombinierter Anwendung von SnF2/ NHMP-Zahncreme und einer Elektrozahnbürste mit oszillierend- rotierender Technologie (Oral-B Triumph) die Wirksamkeit der Mundhygiene durch diese Zahncreme nochmals signifikant gesteigert wird. Forschungsergebnisse belegen darüber hinaus: Die Verwendung von SnF2/NHMP-Zahncreme bewirkt eine signifikante Verminderung von schlechtem Atem – sowohl kurz- wie auch langzeitig und sogar über Nacht [13].

Der vielseitige Wirkkomplex bietet aber auch ästhetische Vorzüge. So konnten Schiff und Kollegen [14] während einer sechsmonatigen Studie die Wirksamkeit der Pro-Expert-Technologie gegen Zahnsteinneubildung belegen. Dabei zeigte eine Zahncreme mit SnF2/NHMP-Technologie eine überlegene Anti-Zahnstein-Wirkung im Vergleich zu einer marktgängigen Anti-Zahnstein-Zahncreme auf Triclosan/ Natriumfluorid/Gantrez-Copolymer-Basis (= Positivkontrolle). Hier spielt vor allem das Natriumhexametaphosphat eine entscheidende Rolle, indem es eine unsichtbare Schutzschicht über die Zähne legt – diese wirkt zusätzlich Verfärbungen entgegen. Insbesondere verhindert sie, dass Farbstoffe durch das Zinn adsorbiert werden (Abb. 5).

Die Empfehlung

Den hier vorgestellten Studien liegt ein Kompendium von Gerlach et al. [15] zugrunde, das weit über die hier beispielhaft zitierten Literaturstellen hinausgeht. Es belegt, dass die Wirkstoffkombination Zinnfluorid/Natriumhexametaphosphat ein breites Spektrum vorteilhafter Wirkungen aufweist und dabei insbesondere jene Aspekte abdeckt, mit denen die Praxis sich besonders häufig konfrontiert sieht.

So manche Zahncreme wird als „speziell gegen Karies gerichtet“ oder „zum Schutz vor Gingivitis maßgeschneidert“ o. ä. deklariert. Die Oral-B/blend-a-med Pro-Expert basiert auf der SnF2/NHMP-Technologie, eignet sich damit zur Vorbeugung gegen praktisch alle oralen Erkrankungen und lässt sich daher jedem erwachsenen Patienten empfehlen.

* in der Oral-B/blend-a-med Pro-Expert Tiefenreinigung und Oral-B/blend-a-med Pro-Expert Zahnschmelz Regeneration enthalten, dagegen nicht enthalten in der Ausführung Oral-B/ blend-a-med Pro-Expert Sensitiv + Sanftes Weiß

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Christian Ehrensberger

Bilder soweit nicht anders deklariert: Dr. Christian Ehrensberger