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Die Guided Biofilm Therapy (GBT) bei erhöhter Infektionsgefahr

Biofilm ergonomisch und sicher entfernen

Wirksamer Infektionsschutz ist wichtiger Teil der täglichen Routine – auch in Prophylaxe und Biofilm-Management. Wenn Absaugtechnik, Schutzausrüstung und Sitzposition stimmen, ist ein modernes Biofilm-Management ohne Einschränkungen möglich.

. Swiss Dental Academy/SDA
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Entzündungen in der Mundhöhle können sich auf den gesamten Körper auswirken. Durch das Reduzieren von Bakterien, bakteriellen Belägen und Entzündungen im Mundraum lässt sich daher ein sehr wichtiger Beitrag zur Stärkung des Immunsystems leisten. In Studien konnte konkret nachgewiesen werden, dass eine saubere und gesunde Mundschleimhaut das allgemeine Infektionsrisiko reduziert [1–3]. Daher ist die Biofilmentfernung in Zeiten erhöhter Infektionsgefährdung sehr wichtig. Der orale Biofilm sollte deshalb bei nicht vorbelasteten Patienten 2 x im Jahr professionell entfernt werden, bei parodontalen Risikopatienten alle 3 Monate.

Auch gibt es bisher keine Hinweise, dass in zahnärztlichen Praxen ein erhöhtes Infektionsrisiko für COVID-19 besteht [4]. Zu beachten sind jedoch die empfohlene Schutzausrüstung (Mund- Nasen-Maske, möglichst nach FFP2-Standard, bei Bedarf zusätzliches Visier), eine gute Lüftung und die bekannte AHA-Regel (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken) [5,6]. Alle Patienten sollten zudem wie bisher, ebenfalls zum Schutz des Praxisteams, vor der Behandlung mit einer antimikrobiellen Flüssigkeit spülen. Dafür eignet sich zum Beispiel ein Produkt, das Chlorhexidindigluconat (CHX, 0,1%) und die in vitro auch gegen Viren wirksame Substanz Cetylpyridiniumchlorid (CPC, 0,01%) enthält (BacterX® PRO, EMS). Die empfohlene Spüldauer beträgt 60 Sekunden.

Aerosolmenge wirksam reduzierbar

Als Stand der Technik beim supra- und subgingivalen Biofilm- Management kann die Guided Biofilm Therapy (GBT) gelten [7]. Dabei wird zunächst Airflowing und erst anschließend für verbleibende harte Beläge Ultraschall eingesetzt. Die GBT-Methode ist besonders schonend [8,9] und zugleich wirksam – sowohl in der präventiven Anwendung (PZR) als auch in der parodontalen Therapie [10,11]. Zusätzlich hat sich gezeigt, dass Patienten die GBT gegenüber konventionellen Methoden eindeutig bevorzugen [12].

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Um zu prüfen, ob ein modernes professionelles Biofilm-Management sicher ist, ließ die Firma EMS eine klinische Studie durchführen, die in der „zm – Zahnärztliche Mitteilungen“ vorgestellt wurde. Sie zeigt, dass die Praxisluft nach fachgerechter Anwendung von AIRFLOW® und AIRFLOW® PLUS Pulver, Erythritol (EMS) bakteriell nicht höher belastet ist als normale Praxisluft nach gründlichem Lüften (Abb. 1) [13]. Dies gilt in Bezug auf den Medianwert* auch für piezokeramischen Ultraschall (PIEZON®, mit PS Instrument, EMS). In dieser zweiten Studie lagen die Werte insgesamt niedriger als bei AIRFLOW® (Publikation in Vorbereitung). Gemessen wurde in einem seitlichen Abstand von 20 cm vom Patientenkopf (Abb. 2).

Abb. 1: Vergleich der bakteriellen Luftkontamination bei einer AIRFLOW® Behandlung mit (rechts) und ohne effektive Absaugtechnik (Mitte) [13]. Bei Standardbehandlung (Guided Biofilm Therapy/GBT) mit Mundspülung (BacterX® PRO) gibt es keinen signifikanten Unterschied zu normaler Praxisluftbelastung. EMS
Abb. 1: Vergleich der bakteriellen Luftkontamination bei einer AIRFLOW® Behandlung mit (rechts) und ohne effektive Absaugtechnik (Mitte) [13]. Bei Standardbehandlung (Guided Biofilm Therapy/GBT) mit Mundspülung (BacterX® PRO) gibt es keinen signifikanten Unterschied zu normaler Praxisluftbelastung.
Abb. 2: Zweihändige AIRFLOW® Behandlung mit Hochvakuum-Absaugung und Lippen-Wangen-Halter (vgl. Diagramm Abb. 1). Holger Homberg/EMS
Abb. 2: Zweihändige AIRFLOW® Behandlung mit Hochvakuum-Absaugung und Lippen-Wangen-Halter (vgl. Diagramm Abb. 1).

In der aktuellen DGZMK-Leitlinie zum Thema Aerosole in der Zahnmedizin wird festgestellt, dass „eine konsequente und hochvolumige Absaugung gewährleistet“ werden soll [14]. Diese entfernt mehr als 80% der feinen Aerosolpartikel, die bei einer AIRFLOW®-Behandlung entstehen (interne Daten, EMS). Die ebenfalls austretenden Tröpfchen sinken aufgrund ihres Gewichts schnell zum Boden, sodass sie Luft und Oberflächen nur nahe am Patienten erreichen [15]. Tröpfchen verlassen korrekt aufbereitete Prophylaxe-Geräte in hygienisch unbedenklichem Zustand. Sie können daher erst nach Kontakt mit oralen Oberflächen durch Mikroorganismen belastet sein, werden zudem von der Absaugung stark reduziert und zusätzlich von der Mund-Nasen-Maske aufgefangen.

Gute Arbeitstechnik für Übersicht und Schutz

Umfassende Vorschläge für eine fachgerechte Absaugung wurden bereits in den 1960er- Jahren entwickelt [16]. Die beschriebene vierhändige Arbeitstechnik wurde primär für rotierende Präparationen ausgearbeitet. Im Gegensatz dazu werden die meisten Prophylaxe- Behandlungen ohne Assistenz durchgeführt, mit entsprechend modifizierter Führung von Gerät und Absaugkanüle.

Abb. 3: Geeignete Sitzpositionen reduzieren weiter die Menge freigesetzter Aerosole und Tröpfchen. Mit tieferer Patientenlagerung als im Bild gezeigt lassen sich Haltung und Spraynebel-Exposition der Behandlerin weiter optimieren. Swiss Dental Academy/SDA
Abb. 3: Geeignete Sitzpositionen reduzieren weiter die Menge freigesetzter Aerosole und Tröpfchen. Mit tieferer Patientenlagerung als im Bild gezeigt lassen sich Haltung und Spraynebel-Exposition der Behandlerin weiter optimieren.

Die oben zitierte Studie zur bakteriellen Belastung der Luft in der Patientenumgebung zeigt aber, dass die Kontamination auch bei fachgerechter zweihändiger Behandlung gering ist [13]. Vierhändiges Arbeiten mit Assistenz ist daher keine Voraussetzung für sichere Behandlungen, es sind aber folgende ergonomische Grundsätze zu beachten (Abb. 3):

  • Flache Patientenlagerung, geeignete Beleuchtung und ein Lippen-Wangen-Halter sorgen für gute Sicht über den Arbeitsbereich.
  • Systematische Führung von Behandlungsinstrument und Absaugkanüle unterstützt die Hygiene und ist die Basis für effektives Arbeiten.
  • Eine Lupenbrille sichert eine gesunde Haltung und einen korrekten Abstand zum Arbeitsbereich.

Da die freigesetzte Aerosolmenge in der Oberkieferfront am größten ist [17], wird die Absaugkanüle in diesem Bereich am besten wie ein Schirm auf der bukkalen Seite eingesetzt (Abb. 4a). Eine gute Arbeitstechnik kann einfach kontrolliert werden: Ist das Gesichtsvisier nach der Sitzung sauber, hat die Absaugung Spritzer und wahrscheinlich auch Aerosole weitgehend verhindert (Abb. 4b).

Abb. 4a u. 4b: Die großvolumige Absaugung sollte in der Oberkieferfront aufgrund der erhöhten Aerosolbelastung „dachartig“ erfolgen. Bei geeigneter Arbeitstechnik sind nach Ende der GBT auf dem Gesichtsschild keine Tröpfchen zu erkennen (Screenshot Livebehandlung Adina Mauder, DH). SDA
Abb. 4a u. 4b: Die großvolumige Absaugung sollte in der Oberkieferfront aufgrund der erhöhten Aerosolbelastung „dachartig“ erfolgen. Bei geeigneter Arbeitstechnik sind nach Ende der GBT auf dem Gesichtsschild keine Tröpfchen zu erkennen (Screenshot Livebehandlung Adina Mauder, DH).
Abb. 4b. SDA
Abb. 4b.

Sitzposition und gerätebezogener Workflow

Die Aerosolbelastung wird auch von der Sitzposition des Behandlers im Verhältnis zum Patienten beeinflusst. Einen erheblichen Effekt hat eine möglichst horizontale Patientenlagerung mit überstrecktem Kopf [18]. Aufgrund der oben gelisteten Grundsätze eignen sich seitliche Positionen zwischen 8 und 10 oder 2 und 4 Uhr. Alternativ sind für optimale Sicht auch Positionen zwischen 10 und 2 Uhr möglich.

Abb. 5: Die Guided Biofilm Therapy (GBT) ist ein systematisches, evidenzbasiertes Protokoll für die oralmedizinische Prävention, Prophylaxe und Therapie. Sie ist modular aufgebaut und lässt sich daher indikationsbezogen für alle Patienten anwenden EMS
Abb. 5: Die Guided Biofilm Therapy (GBT) ist ein systematisches, evidenzbasiertes Protokoll für die oralmedizinische Prävention, Prophylaxe und Therapie. Sie ist modular aufgebaut und lässt sich daher indikationsbezogen für alle Patienten anwenden

Nach den Schritten Beurteilung (Indizes, Risiko-Ermittlung) und Infektionsschutz (antimikrobielle Mundspülung), Anfärben und Motivation ist AIRFLOW® der vierte Schritt im 8-Schritte-Protokoll der Guided Biofilm Therapy (Abb. 5). Hier ist immer die maximale Wassermenge einzustellen. Das austretende Puver-Luft-Gemisch sollte stets von intaktem Wasserspray umhüllt sein (Gerätewartung!). Das Spray reduziert zusätzlich die Aerosol-Ausbreitung in der Umgebungsluft.

Bei der Entfernung harter Beläge ist zu beachten, dass die Aerosolmenge bei Ultraschall-Scalern deutlich (statistisch signifikant) geringer ist als bei Schallscalern [19]. Diese sollten daher vermieden werden.

Fazit

Regelmäßiges professionelles Biofilm-Management ist wichtig für die orale und systemische Gesundheit. Studien zeigen, dass die Luftbelastung durch Airflowing- und Ultraschall-Anwendung bei geeigneter Absaug- und Arbeitstechnik im Bereich normaler Praxisluft liegt. Patienten und Praxisteams können also weiterhin von einem supra- und subgingivalen Biofilm-Management nach dem Stand der Technik Guided Biofilm Therapy (GBT) und in klinisch angezeigter Recall-Häufigkeit profitieren.

Interessenskonflikt:

Der Autor ist als externer Berater unter anderem für die Firmen EMS und Philips tätig.

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