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Ästhetik

Zahnaufhellung bei Teenagern – ein Fallbericht

Für viele Patienten, die unzufrieden mit ihrer Zahnfarbe sind, ist Zahnaufhellung die Lösung. Neben ästhetischen Indikationen gibt es dabei durchaus auch medizinische Gründe. Im nachfolgenden Beitrag werden zum einen die Wirksamkeit sowie die möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Zahnaufhellung aufgezeigt, zum anderen wird eine Antwort auf die Frage gesucht, ab welchem Lebensalter diese überhaupt möglich ist.

Zahnaufhellungsmethoden REDPIXEL/fotolia
Zahnaufhellungsmethoden
Zahnaufhellungsmethoden

Das Thema Zahnaufhellung wird oft in eine falsche Schublade gesteckt. Es geht hier nicht nur um Ästhetik, sondern auch um eine schonende Therapieoption für Patienten, die Veneers oder Überkronungen nicht wünschen, jedoch über dunkle oder verfärbte Zähne klagen. Denn ein natürliches Lächeln ist mehr als eine Modeströmung oder gar Kosmetik: So konnte beispielsweise in den USA gezeigt werden, dass der Gebisszustand auch einen Einfluss auf die Jobsuche hat und die Lebensqualität der Patienten positiv beeinflusst. Nachfolgend sollen neben der Wirksamkeit auch die möglichen Risiken und Nebenwirkungen der Zahnaufhellung genauer beleuchtet werden. Außerdem gehen die Autoren der Frage nach, ab welchem Alter eine Zahnaufhellung möglich ist, und stellen anhand eines Patientenfalls den genauen Behandlungsablauf vor.

Wirksamkeit der verschiedenen Zahnaufhellungsmethoden

Aufgrund der aktuellen EU-Gesetzgebung sind frei verkäufliche Produkte so niedrig konzentriert, dass für diese bisher kein überzeugender Nachweis der Wirksamkeit erbracht werden konnte. Selbstverständlich wirken Zähne auch heller, wenn man die extern aufliegenden verfärbten Plaquebeläge entfernt. Aber eine substanzielle Aufhellung des Schmelzes und Dentins kann nur mit Peroxiden erreicht werden. Als Faustregel gilt: Wasserstoffperoxid ist ca. 3-mal so intensiv wie Harnstoffperoxid (= Carbamidperoxid). Wirksam ist dabei immer der freigesetzte Sauerstoff. Bei einem wissenschaftlichen Vergleich der Wirkung sind zwar kleine Unterschiede messbar; aber aus einem Praxisblickwinkel kann man vereinfacht festhalten, dass mit fast allen verfügbaren Systemen eine wirksame Zahnaufhellung erreicht werden kann, sobald eine relevante Peroxidkonzentration verwendet wird.

Ist die Zahnaufhellung wirklich unschädlich?

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Viele Patienten fragen sich, ob die Zahnaufhellung genauso unbedenklich ist wie das Färben von Haaren. Mit ausgefeilten Messmethoden kann man im Detail oxidative Prozesse erkennen, die der Sauerstoff auslöst. Wenn es aber um klinisch feststellbare irreversible Schäden oder Erkrankungen geht, kann man festhalten, dass die Zahnaufhellung unbedenklich für die Zähne ist. Dies gilt auch – und insbesondere – für die Pulpa. In einem klassischen klinischen Versuch wurden Zähne mit der höchsten Konzentration an Bleichmittel (37%) behandelt und in einer Gruppe zusätzlich mit einer Halogenlampe bestrahlt. Nach der Extraktion aus kieferorthopädischer Indikation konnten keine histologischen Veränderungen im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe festgestellt werden. Auch der Einsatz einer Lampe war unbedenklich [5].

Vorteil durch Lichtaktivierung

Der Einsatz einer Lampe erlaubt, auch niedrig konzentrierte Aufhellungsgele (z.B. 6%) wirksam einzusetzen [9]. Für Aufhellungsgele in höheren Konzentrationen (> 25%) bringt der Einsatz einer Lampe allerdings keinen zusätzlichen Aufhellungseffekt [3]. Um unerwünschte Wirkungen der Lampen zu vermeiden, kommen nur modernste LED-Lampen mit einem reduzierten Infrarotstrahlungsanteil infrage.

Über Sensibilitäten aufklären

Allerdings bleibt bei allen Zahnaufhellungsverfahren das bisher nicht vollständig gelöste Problem, dass es direkt nach der Behandlung zu postoperativen Überempfindlichkeiten kommt, welche die Patienten häufig als „Schmerzblitze“ beschreiben. Unser Tipp: Patienten vorher überdeutlich auf dieses Problem aufmerksam machen.

Fazit

Insgesamt konnten zwar im Labor mit feinsten Messverfahren die Oxidationsprozesse durch den Sauerstoff auf verschiedene Parameter gemessen werden. Jedoch ist nach vielen Jahrzehnten der klinischen Anwendung kein wirklich relevanter unerwünschter Effekt in Form eines bleibenden Schadens in Studien beschrieben worden. Selbst in Langzeitstudien waren In-Office-Methoden z.B. für den Schmelz mindestens so unschädlich wie Home- Bleaching-Produkte [8].

Ab welchem Alter ist eine Zahnaufhellung auch bei Jugendlichen möglich?

Prinzipiell steht der Leidensdruck oder der Wunsch des Patienten bei der Indikationsstellung zur Zahnaufhellung im Vordergrund. Oft kann durch eine medizinisch indizierte Zahnaufhellung insbesondere bei starken Zahnverfärbungen eine invasivere restaurative Therapie umgangen oder auf einen späteren Zeitpunkt im Erwachsenenalter verschoben werden [6]. Insbesondere bei Fluorose-bedingten Schmelzflecken stellt eine Zahnaufhellung eine minimalinvasive Lösung dar [7].

Es stellt sich jedoch die Frage, ab welchem Alter eine Zahnaufhellung erwogen werden kann. Die American Academy of Pediatric Dentistry (AAPD) rät von einer kompletten Zahnaufhellung im Wechselgebiss ab [1]. Jedoch sieht die AAPD insbesondere für Jugendliche Vorteile in der In-Office-Behandlung, da hier zunächst eine professionelle Untersuchung stattfindet, eine verbesserte Prozessqualität mit dem Schutz der Weichgewebe möglich ist und schnellere Aufhellungsresultate erzielbar sind. Auch wenn damit nichts Prinzipielles gegen eine Zahnaufhellung bei Jugendlichen spricht, sollte die Indikation im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung sorgfältig mit den Patienten diskutiert werden. In Einzelfällen muss, wie bei Erwachsenen auch, die Indikation kritisch hinterfragt werden, wenn die objektiven Befunde (z.B. Ausgangsbefund Zahnfarbe A1) nicht zu dem berichteten Leidensdruck passen.

Wie kann ich die Zahnaufhellung sinnvoll in den Praxisablauf integrieren?

Viele Zahnaufhellungsprodukte sind für den Gebrauch zu Hause konzipiert. Die aktuelle Gesetzgebung sieht dazu obligat eine erste Instruktion in der Zahnarztpraxis vor. Im Anschluss kann der Patient mit konfektionierten oder individuellen Schienen oder durch direktes Auftragen des Bleichproduktes die Zahnaufhellung zu Hause über mehrere Tage hinweg vornehmen. Vorteil dieses Verfahrens ist sicherlich die niedrigere Konzentration der Home-Bleaching-Produkte. Allerdings ist ein dauerhafter Kontakt zu den Weichgeweben nicht zu verhindern und es besteht das Risiko, etwas Bleichmittel zu verschlucken.

Oft aus einer Unsicherheit heraus wünschen sich unsere Patienten in der Mehrzahl eine professionelle Behandlung in der Zahnarztpraxis. Vielfach gibt es auch einen konkreten, kurzfristigen Termin (Party, Hochzeit, Urlaub etc.), zu dem die Behandlung abgeschlossen sein soll. Dann ist es umständlich, dass eine Aufhellungsbehandlung über mindestens eine Woche erfolgen muss. Außerdem sind etliche Patienten verunsichert, ob nicht doch ein Fehler bei der Selbstbehandlung möglich sei. Daher schätzen sie in der Regel die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren, sodass die Zähne nach weniger als einer Stunde fertig aufgehellt sind und die Zahnaufhellung professionell und damit ohne relevante Risiken erfolgen kann.

Zahnaufhellung in der Zahnarztpraxis

Unsere Vorgehensweise wird an nachfolgendem Patientenfall verdeutlicht. Die Abbildung 1 zeigt die Ausgangssituation beim Beratungsgespräch. Einzelne Fluoroseflecken sind erkennbar. Wie üblich, wurden die Aufnahmen mit den Farbmustern von Vita A1, B1 und B2 erstellt. Die Patientin erkannte entgegen der ursprünglichen Wunschvorstellung, dass ein realistisches Zahnaufhellungsziel der Farbe A1 entspricht.

Abb. 1 Prof. Dr. Noack
Abb. 1
Abb. 2 Prof. Dr. Noack
Abb. 2

Das Philips ZOOM! Zahnaufhellungssystem (Abb. 2) bietet alle notwendigen Materialien und Geräte für eine qualitätsgesicherte Behandlung: Vom Lippenschutz, über den Abdecklack für die Weichgewebe (Liquidam), die Verstibulumwatterollen bis hin zur LED-Lampe und dem desensibilisierendem Relief ACP Oral Care Gel. Dies gewährleistet – insbesondere bei der Delegation von Arbeitsschritten an das Praxisteam – eine gleichbleibende Prozess-, Ergebnis- und Servicequalität.

Es erfolgt zunächst die Vorbereitung der Zähne für die In-Office- Zahnaufhellung. Die Weichgewebe sind vollständig abgedeckt und die Patientin fühlt sich komfortabel geschützt (Abb. 3).

Abb. 3 Prof. Dr. Noack
Abb. 3
Abb. 4 Prof. Dr. Noack
Abb. 4

Mit der Philips ZOOM! LED-Lampe werden die Zähne bis zu drei Mal je 15 Minuten aufgehellt (Abb. 4). In dieser Zeit wird die Patientin niemals allein im Behandlungsraum gelassen. Oft wünschen sich Patienten in dieser Zeit Musik über Kopfhörer – ein Service, den wir gern anbieten.

Nach dem ersten Durchlauf (nach 15 Minuten) kann gemeinsam kontrolliert werden, ob das Aufhellungsergebnis die gewünschte Zielvorgabe (hier A1) erreicht hat (Abb. 5). Wie auch bei der Füllungstherapie unter Kofferdam trocknen die Zähne ein wenig aus und wirken dadurch heller. Daher sollten die aufgehellten Zähne zunächst ein wenig heller wirken als die Farbmustervorlage. Anschließend erfolgte ein weiterer 15-min Durchlauf. Danach wird im Regelfall in Sekundenschnelle mit nur einem Griff die „Polsterung“ komplett entfernt (Abb. 6).

Abb. 5 Prof. Dr. Noack
Abb. 5
Abb. 6 Prof. Dr. Noack
Abb. 6
Abb. 7 Prof. Dr. Noack
Abb. 7

Die Patientin ist mit dem Aufhellungsergebnis zufrieden (Abb. 7 a-c), da der Kontrast zu den Fluoroseflecken weniger auffällt. Sie wurde instruiert, für mindestens 24 Stunden auf gefärbte Speisen und Getränke (Cola, Curry, Rotwein) zu verzichten [4].

Abb. 8 Prof. Dr. Noack
Abb. 8

Sie berichtete, dass bei der Behandlung in der UK-Front die vorhergesagten „Schmerzblitze“ ab und zu auftreten. Beim Recall- Termin gab Sie an, dass die letzten Reize der vorhergesagten postoperative Sensibilität nach 3 Stunden verschwunden waren. Im Anschluss an die In-Office-Zahnaufhellung wird sinnvollerweise ein Gel zur Minderung der Sensibilität aufgetragen und den Patienten zur häuslichen Nutzung mitgegeben (Abb. 8).

Das Produkt wirkt sowohl durch Kaliumsalze, die zu einer Senkung der Depolarisationsschwelle der Nervenenden führen, als auch durch amorphe Calciumphospate (ACP) [2].

Schlussfolgerungen

Wie bei Erwachsenen stellt die medizinische In-Office-Zahnaufhellung auch bei Jugendlichen eine problemlose minimalinvasive Technik dar, die sichere und vorhersagbare Resultate auf Termin liefern kann. Die medizinische Indikation bei Jugendlichen besteht vor allem bei Fluorose oder anderen Zahnverfärbungen. In jedem Fall müssen Jugendliche wie auch Erwachsene eindringlich über die unvermeidbaren, zeitlich begrenzten Überempfindlichkeiten aufgeklärt werden. Dabei muss die Frage, ob eine Zahnaufhellung wirklich notwendig ist oder ob andere Therapieoptionen in Betracht kommen, im Sinne einer partizipativen Entscheidungsfindung gemeinsam mit den Jugendlichen beantwortet werden.

Autoren:
Michael J. Noack,
Michael J. Wicht,
Karolin Höfer

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt: M.J. Noack berät zahlreiche Unternehmen in wissenschaftlichen Fragen, darunter auch das Unternehmen Philips Oral Health Care, von dem der vorliegende Fallbericht honoriert wurde. 

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

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