Mit Digital Smile Design und Komposit zur dentofazialen Harmonie
Smile Design ist ein innovatives Konzept bzw. eine spezielle Analyse- und Planungsmethode, die das gewünschte Lächeln des Patienten bereits vor der Behandlung simuliert und veranschaulicht. Entscheidend ist die Herstellung einer Harmonie zwischen Zähnen, Lippen und Gesicht. An einem Fallbeispiel zeigt Dr. Julian Hieronymus die Vorgehensweise und den Einsatz der Materialien auf.
Ungleichmäßige Zahnformen, Substanzverlust und Diastemata im Frontzahnbereich können ein optisches Ungleichgewicht erzeugen, das sich häufig negativ auf die gesamte faziale Ästhetik auswirkt. Nicht selten wünschen die betroffenen Patienten darum eine zahnmedizinische Behandlung, mit der sich die dentofaziale Harmonie wiederherstellen lässt. Besonders bei ansonsten gesunden Zähnen sind in diesem Zusammenhang minimalinvasive Verfahren gefordert, welche die gesunde Zahnhartsubstanz erhalten und gleichzeitig ästhetische Resultate liefern. Grundsätzlich kommt hierfür die Behandlung mit direkten Komposit- Restaurationen oder indirekten Keramik-Restaurationen in Betracht. In unserer Praxis wird häufig der direkten Versorgung mit Komposit der Vorzug gegeben, da es sich hierbei um eine minimalinvasive, zeitsparende und vergleichsweise kostengünstige Behandlung handelt. Eine mögliche Vorgehensweise zeigt das folgende Fallbeispiel.
Ausgangssituation
Der 30-jährige Patient stellte sich aufgrund einer Empfehlung seiner Schwester in unserer Praxis vor. Bei ihr waren bereits eine kieferorthopädische Korrektur ihrer Zahnfehlstellungen sowie ein Diastemaschluss mit Komposit erfolgt. Der Bruder war seit vielen Jahren mit dem Erscheinungsbild seiner Oberkiefer-Frontzähne unzufrieden: Ihn störten speziell die zu kleinen 2er und die sehr dominanten, spitzen Eckzähne, die ihm wie „Vampirzähne“ erschienen (Abb. 1 bis 3). Von dem bei der Schwester erzielten Ergebnis positiv überrascht, entschied auch er, eine Behandlung in Angriff zu nehmen. Eine minimalinvasive Behandlung war ihm sehr wichtig und auch die Zahnfarbe sollte etwas heller erscheinen.
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Abb. 1: Ausgangssituation: Frontalansicht: Die Zähne 12 und 22 sind unterschiedlich geformt, aber beide unterdimensioniert. Die Eckzähne wirken dominant.
© Dr. Julian Hieronymus -
Abb. 2: In der Lateralansicht des 1. Quadranten fallen interdentale Lücken sowie die Länge des Zahns 13 auf.
© Dr. Julian Hieronymus
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Abb. 3: In der Lateralansicht des 2. Quadranten ist der Zapfenzahn 22 besonders auffällig. Hinzu kommen ein leicht rotierter Zahn 21 und ein vergrößerter interdentaler Abstand zwischen den Zähnen 23 und 24.
© Dr. Julian Hieronymus
Planungsphase
Die Planung erfolgte mittels Digital Smile Design und einem Wax-up im zahntechnischen Labor. Dafür wurden zunächst intraund extraorale Fotos und Videos erstellt, eine konventionelle Abformung des Ober- und Unterkiefers durchgeführt und im zahntechnischen Labor Gipsmodelle angefertigt. Grundlage für die Planung der dentofazialen Harmonie ist das Digital Smile Design (Abb. 4). Als Software hierfür eignen sich Keynote von Apple oder die kostenpflichtige DSDApp. Zur ästhetischen Planung werden folgende Linien auf das Portraitfoto des Patienten eingezeichnet: die Patientenvertikale/Mittellinie, die Bipupillarlinie, die Lachlinie (parallel zur Unterlippe verlaufend) und Breitenproportionen im Goldenen Schnitt.
Diese Hilfslinien ermöglichen es, abgestimmt auf das Gesicht und die Lippendynamik die ideale Position und Proportion der Zähne zu ermitteln und so ein sympathisches Lächeln zu planen. Das kalibrierte digitale Lineal ermöglicht die Kommunikation mit dem Zahntechniker. Dazu wird im Mund oder auf dem Modell ein definierter Abstand (z.B. die Distanz zwischen den distalsten Punkten der 1er) gemessen und das digitale Lineal genau auf diese Länge kalibriert. Nun kann man die für das Wax-up notwendigen Informationen auf dem DSD ablesen.
Auf Grundlage der Planung wurde im zahntechnischen Labor ein diagnostisches Wax-up erarbeitet und anschließend von palatinal ein Silikonschlüssel hergestellt (Shorehärte: 90), der die Übertragung der gewünschten Anatomie in den Patientenmund erleichtert (Abb. 5).
Klinische Vorgehensweise
Um dem Wunsch des Patienten nach hellen Zähnen zu entsprechen, wurde nicht nur eine professionelle Zahnreinigung, sondern zusätzlich ein In-Office-Bleaching durchgeführt. Nach 6 Wochen war dann der Behandlungstermin. Die Zahnhartsubstanz wurde nur minimal angeraut. Dies betraf einen Bereich von rund 2 mm an den Randleisten sowie die gesamten Zähne 12 und 22, welche ein Komposit-Veneer erhalten sollten. Lediglich der Zahn 13 wurde leicht eingekürzt. Der Aufbau erfolgte Zahn für Zahn. Das Ätzgel aus 35-prozentiger Phosphorsäure wurde für 40 Sekunden appliziert (Abb. 6). Die Nachbarzähne wurden zum Schutz mit PTFE-Klebeband isoliert. Zahn 12 zeigt eine weißlich-opake Oberfläche nach der Schmelzkonditionierung (Abb. 7).
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Abb. 6: Schmelzätzung an Zahn 12 nach Isolierung der Nachbarzähne mit PTFE-Klebeband. Im Sulkus liegt ein Retraktionsfaden der Größe 000.
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Abb. 7: Situation nach gründlicher Entfernung des Phosphorsäure-Gels.
© Dr. Julian Hieronymus
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Abb. 8: Die verwendeten Materialien.
© Dr. Julian Hieronymus
Danach wurde Scotchbond Universal Adhäsiv (3M) für 20 Sekunden einmassiert, luftgetrocknet und für 10 Sekunden lichtgehärtet. Für den Kompositaufbau wurden die Materialien 3M Filtek Supreme XTE Flowable Composite und 3M Filtek Supreme XTE Universal Composite verwendet (Abb. 8).
Flowable eignet sich besonders gut für den Diastemaschluss, da es zuverlässig in die Zwischenräume fließt und eine sehr gute farbliche Anpassungsfähigkeit besitzt (Chamäleon-Effekt). Hinzu kommt, dass sich vor der Lichtpolymerisation verschiedene Farbtöne des Materials leicht miteinander vermischen lassen, sodass die Farbübergänge noch unauffälliger gestaltet werden können.
An den Zähnen 12 und 22 wurden die Farbtöne A1 und A2 des fließfähigen Komposits sowie die Farben A2E und AT (transparent) des Universalkomposits kombiniert. Für die Zähne 13, 14, 23 und 24 wurde ausschließlich fließfähiges Komposit in den Farbtönen A3 und A4 verwendet (Abb. 9 a u. b). Die Applikation der ersten Schicht Filtek Supreme XTE Flowable Composite erfolgte unter Einsatz des im Labor gefertigten Silikonschlüssels, der von palatinal an die Zähne gehalten wurde. Für den Aufbau der approximalen Wände eignen sich nach eigenen Erfahrungen horizontal positionierte Kunststoffmatrizen sehr gut.
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Abb. 9 a und b: Farbliche Gestaltung der Komposit-Restaurationen.
© Dr. Julian Hieronymus -
Abb. 10 a u. b: Behandlungsergebnis im Vorher-Nachher-Vergleich.
© Dr. Julian Hieronymus
Für die Ausarbeitung und Politur wurden 3M Sof-Lex Polierscheiben, Finierstreifen und Gummipolierer eingesetzt, für die Hochglanzpolitur die Diamantpolierpaste „Enamelize“ mit einem Ziegenhaarbürstchen. Abbildung 10 a u. b zeigt das Behandlungsergebnis im Vorher-Nachher-Vergleich.
Fazit
Durch die Kombination aus einer präzisen Planung mit dem Digital-Smile-Design-Konzept und der Umsetzung mit einer minimalinvasiven Komposittechnik ist es gelungen, die zuvor unzufriedenstellende dentofaziale Harmonie herzustellen. Möglich ist dies durch die gezielte Gestaltung der Zahnformen, die nun optimale Proportionen aufweisen und im korrekten Verhältnis zueinander stehen. Die Eckzähne erscheinen weniger dominant und zuvor bestehende interdentale Dunkelräume wurden erfolgreich geschlossen. Zusätzlich wurde die geplante natürliche Farbgestaltung erfolgreich umgesetzt und die Restaurationen weisen einen schmelzähnlichen Glanz auf, der sich positiv auf die Gesamtästhetik auswirkt.