Komposit-Schichttechnik: Gestaltung weißlich transluzenter Oberflächenstrukturen
Die Gestaltung weißlicher Bereiche auf der Oberfläche einer Kompositrestauration stellt sich scheinbar als eine besondere Herausforderung dar. Sie ist jedoch recht einfach zu bewältigen, wenn ein passendes Material verwendet wird. Die Bemalung mit speziellen Malfarben gestaltet sich als schwierig, weil durch den Farbauftrag die Vermittlung einer Tiefenwirkung respektive der Dreidimensionalität fehlt. Hingegen wird dank der Weiterentwicklung heutiger Komposite, insbesondere der Flows und deren hoher Abrasionsbeständigkeit sowie einer Mischung von transluzenten- und hochopaken Farben, die Schaffung von natürlichen farblichen Effekten ermöglicht.
Grundsätzlich erzeugen transluzente Schichten gräuliche Farbbereiche. Dies wird durch eine geringere Füllung von reflektierenden Füllkörpern bewirkt. Durch transluzente Schichtbereiche wird eine räumliche Tiefe vermittelt. Eine höhere Reflexionskraft wird von weißlich reflektierenden Füllkörpern in der Matrix erzeugt. Um eine individuelle Gestaltung der vestibulären Füllungsbereiche zu ermöglichen, können ungleich gefüllte Flowfarben direkt auf der Füllungsoberfläche oder in einem Dappenglas gemischt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass unterschiedliche Trübungsgrade entstehen, um ein Wechselspiel von hell und gräulich wirkenden Bereichen erzielen zu können. Um einzelne Areale zu akzentuieren, kann auch ein reines Weiß (Baseliner, Venus Diamond-Flow, Kulzer) in transluzente Flowschichten eingearbeitet werden. So werden weiße Wolken oder schleierartige Verziehungen auf der Oberfläche geschaffen. Um dagegen die als Perikymatien bekannten, weißen Linien auf der Oberfläche zu gestalten, empfiehlt sich der direkte Auftrag des Materials mit der Sondenspitze. Werden dabei mit geringstem Materialauftrag noch wellenartige Bewegungen ausgeführt, erscheint das Ergebnis wesentlich natürlicher.
Das Cut-back
Soll ein bestimmter Bereich korrigiert werden, kann das entsprechende Areal durch einfachen Rückschliff reduziert werden. Das anschließende Abstrahlen mit Aluminiumoxid ist sinnvoll, da eine mikroretentive Oberfläche den Haftverbund mit dem nachfolgend aufgeschichteten Komposit wesentlich verbessert. Die aufgeraute Oberfläche kann zusätzlich mit Ätzgel gereinigt werden, bevor sie mit einem adäquaten Universaladhäsiv (iBond Universal, Kulzer) weiter konditioniert wird. Die darauffolgende korrigierende Überschichtung mit einem oder unterschiedlich eingefärbten Flow erleichtert durch dessen Fließfähigkeit einen kontrollierten Auftrag mit einer möglichst blasenfreien Schicht. Um dies zu erreichen, empfiehlt es sich, mit der Sondenspitze im Material zu verbleiben, um es ohne weiteres Eintauchen (cave: Einbringen von Luftblasen) zu verteilen.
Die Neuanfertigung eines distalen Kantenaufbaus am rechten Schneidezahn wird im Folgenden anhand eines Fallbeispiels mittels Bildunterschriften erklärt. Die Gestaltung der weißlichen Bereiche, wie sie im inzisalen Drittel des Nachbarzahnes zu sehen sind, wird nach dem oben beschriebenen Verfahren dargestellt.
Patientenfall
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Abb. 1: Im vorliegenden Fall handelt es sich um einen insuffizienten Kantenaufbau an Zahn 11, der inzisal gering frakturiert ist. In Schwarz-Weiß lassen sich die weißlichen Areale und die abweichenden Helligkeitsgrade des bestehenden Füllungsbereichs besser darstellen.
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Abb. 2: Eine deutliche farbliche Diskrepanz ist zu erkennen.
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Abb. 3: Zustand nach Entfernung des Komposits.
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Abb. 4: Zur besseren Konditionierung der Oberfläche und Gestaltung abgerundeter Kanten soll der Zahn mittels Pulverstrahl Al(2)O(3) (Aqua Care, American Dental Systems) abgestrahlt werden. Dazu wird zum Schutz der Nachbarzähne ein vorgebogener Metallstreifen (Matirizenband) um den Zahn positioniert.
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Abb. 5: Zustand nach Abstrahlen mit AL(2)O(3).
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Abb. 6: Klassische Verarbeitung des Komposits. Unter Zuhilfenahme eines Silikonschlüssels (Flexitime, Kulzer) und Schichtung direkt auf den Schlüssel wird die palatinale Fläche mit einem opaken Flowable (Venus Diamond Opaque Medium Cromatic [OMC], Kulzer) aufgebaut.
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Abb. 7: Die fabrizierte stabile primäre palatinale Wand dient als „Verschalung“ und steht bereit zum Aufschichten weiteren Materials.
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Abb. 8: Sollte der Kontaktpunktbereich verklebt sein, kann zur Öffnung des Interdentalraumes ein einseitig diamantierter Streifen (perforierter Streifen, blau [Edenta, AU/CH]) verwendet werden. Die unbelegte Seite weist dann nach mesial, um die Inhibitionsschicht nicht zu beschädigen, da noch weiteres Komposit aufgetragen werden soll.
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Abb. 9: Als Vorbereitung vor dem Auftragen einer weiteren Schicht des opaken Komposits (Venus Diamond, OMC, Kulzer) wird im Interdentalraum ein Klarsichtstreifen (Epitex, GC) positioniert, um die distale Kontur gestalten zu können. Die Gestaltung der distalen Kontur erfolgt durch Materialauftrag an den Streifen und durch dessen Zug nach palatinal mit gleichzeitiger Krümmung nach vestibulär.
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Abb. 10: Es wurde ein einfarbiges opakes Material (Venus Diamond, OMC, Kulzer) benutzt. Wesentliches Augenmerk wurde vorerst auf die Form und Gestaltung des distalen Aufbaus gelegt. Die Konturmerkmale wurden spiegelbildlich ausgearbeitet und eine weitgehend monochromatische Füllung aufgebaut.
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Abb. 11: Nach Konditionierung mit dem Pulverstrahlgerät wurde mit einer weiteren Überschichtung von weißlich eingetrübtem Flow (Venus Diamond, Bleach Extra Light [BXL], Kulzer) eine erste Farbanpassung vorgenommen.
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Abb. 12: Ergebnis: Zur finalen Farbanpassung konnte die wolkige Struktur nach weiterer Konditionierung mit AL(2)O(3) und nach bereits beschriebenen Kriterien (einer Mischung aus BXL, Baseliner und CL-clear, Venus Diamond, Kulzer) angefertigt werden. Die Mischung wurde direkt auf der Zahnoberfläche vorgenommen. So konnten Bereiche mit geringerer oder intensiverer Einfärbung als auch Bereiche mit transluzenterer Eigenschaft gestaltet werden.
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Fazit
Hochästhetische Versorgungen zeichnen sich durch die Gestaltung einer passenden Form und Farbe aus. Durch das Cut-back- Verfahren können bestimmte Bereiche exakt nachgebildet werden. Das Verfahren ist einfach, effektiv und perfektioniert das Gesamtergebnis.