Das 5-Sterne-Designhotel Giardino Mountain – ein Wintermärchen im Engadin

Atemberaubend ist der Blick von meinem schönen, großen Zimmer auf die verschneite Bergkette unter tiefblauem Himmel. Kofferauspacken hat Zeit. Noch im Mantel, trete ich hinaus auf den Balkon, bin fasziniert von dem sich nun bietenden Panoramablick.
Zwischen verschneiten Dächern schimmert unten der zugefrorene See von St. Moritz. Tief atme ich die frische Schneeluft ein. Schnell mache ich mir einen köstlichen Nespresso-Kaffee und genieße dazu die Willkommensüberraschung – natürlich auf dem Balkon und mit Handschuhen.
Was für ein herrliches Ankommen im Hotel „Giardino Mountain“. Es liegt hoch oben an der Grenze zwischen dem weltberühmten Wintersportort St. Moritz und Silvaplana im schönen Oberengadin.
Später gelange ich nach nur zweimaligem Verlaufen von der Rezeption aus über eine Treppe mit aus Rosen bestehender Wand hinunter zum Restaurant „Stüva“. Aber wieso verlaufen? Nach dem Einchecken hatte mich die reizende Rezeptionistin zu meinem Zimmer begleitet.
Der Weg war nicht einfach: Zunächst per Fahrstuhl abwärts, beim kleinen Elefanten rechts abbiegen, durch einen idyllischen, von Blumen überrankten Gang, also einen „Giardino“, am Ende wieder rechts, vorbei an eleganten Boutiquen und der zum Spa hinunterführenden Treppe wieder bis zu einem Fahrstuhl. Diesmal aufwärts. Jetzt nur noch 2-mal links und schon bin ich da.
Auf einer kleinen Kuhglocke steht die Zimmernummer. Es ist ein schöner Weg. Ich muss natürlich noch etwas üben – vor allem auch rückwärts bis zur Rezeption.
Ein Ort mit faszinierender Vergangenheit
Warum einige der Wege zu den Zimmern und Suiten etwas kompliziert sind, erfahre ich am nächsten Tag bei der erbetenen Hotelführung. Die Geschichte dieses einzigartigen 5-Sterne-Hotels ist sehr interessant: 1718 wurde das Haus erstmals erwähnt, wechselte in den Jahrhunderten mehrmals den Besitzer, fungierte 1886 als Postbüro, danach als Hotel mit Restaurant. Weitere Häuser waren nach und nach dazu gekauft worden. Was für eine Vergangenheit.
Wie ein Phönix aus der Asche erhob sich Ende 2011 das interessante und fast etwas geheimnisvolle „Giardino Mountain“ aus dem zu dieser Zeit losen Ensemble von 7 Häusern. Anfang desselben Jahres hatte die „Giardino Mountain Group“ Hotel und Restaurant gekauft, gründlich umgebaut, geschickt durch Fahrstühle und Flure architektonisch miteinander verbunden und die 77 Zimmer und Suiten nach höchstem Standard ausgestattet.
Das älteste der Gebäude, dessen Fassade mit typisch Engadiner Sgraffiti verziert ist, steht unter Denkmalschutz. Hier befindet sich die ansprechend gestaltete Rezeption, im Untergeschoß das mit der „Rosentreppe“ verbundene urgemütlichen Restaurant „Stüva“. Dort nehme ich mein erstes Abendessen ein, da in der „Stube“ regionale Spezialitäten serviert werden.
Vor dem köstlichen Menü, liebevoll angerichtet und serviert, wird knusprig frisches Brot gereicht, und natürlich stehen Olivenöl, Salz und Pfeffer bereit. Prächtig schlafe ich mit einer Unterbrechung, um vom Balkon aus unter dem mit Sternen übersäten Nachthimmel die schneeweiß leuchtende, fast mystische Bergszenerie zu bewundern.
Lukullisch und vielseitig ist das Frühstücksbuffet im Restaurant „Hide & Seek“ mit großer Außenterrasse sowie Blick auf Garten und Berge – ein perfekter Start vor der herrlichen Wanderung unter tiefblauem Himmel über die zugefrorenen Seen bis Silvaplana – flankiert von 2 Bergkulissen. Nur Hunde, die ihre Herrchen oder Frauchen energisch an der Leine hinter sich herziehen (so wirkt es) und schnell dahin spurtende Skiläufer begegnen mir.
Überwältigender Blick von oben auf Seen und verschneite Gipfel
Kurz vor der Brücke Silvaplana bei der „Tenda“, einem Zelt-Restaurant auf dem See, erwartet mich der sympathische Guide Antoine von der Langlaufschule Sandoz. Er soll mir auf dem zugefrorenen, verschneiten See beibringen, wie man heute „modern“ Skilanglauf macht: Man „skatet“. Doch mein rechter Arm streikt.
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Eine Gondelfahrt hinauf zum Piz Corvatsch über die Seen bis Maloja beschert dieses Panorama.
© Dr. phil. Renate V. Scheiper -
Abfahrt vom Corvatsch.
© Dr. phil. Renate V. Scheiper
Was nun? „Besteigen wir den bewaldeten Berg gleich beim See?“ Prima Idee! Als Begrüßung flitzen 2 rotbraune Eichhörnchen einen Fichtenstamm hinauf und verschwinden in der Baumkrone.
Je höher wir kommen, desto prächtiger ist der Blick über den See bis Silvaplana vor dem Bergmassiv mit dem Julierpass, auf der anderen Seite zum Gipfel des 3.451 m hohen Piz Corvatsch. Zu lange genießen wir die immer wieder faszinierenden Ausblicke.
Ein junges Paar aber wartet unten, um Langlauf-Skaten zu lernen. So schneidet und schmiert Antoine sich kurz entschlossen beim Abwärtswandern ein Käsebrötchen mit seinem Schweizer Messer. Denn er will pünktlich sein.
Auch ich muss mich sputen. Denn um 12 Uhr will ich von Surlej mit der Gondel hinauf fahren zum Piz Corvatsch. Immer grandioser wird während der Fahrt der Blick ins Tal.
Tief unten schmiegt sich zwischen 2 Bergketten die ab St. Moritz bis Silvaplana zugefrorene, Richtung Sils Maria bis Maloja aber noch offene Seenlandschaft. Oben auf 3.303 m genieße ich von der Aussichtsterrasse den überwältigenden Blick auf die unendlich vielen verschneiten Gipfel. Die Luft ist so klar, dass in der Ferne sogar das Matterhorn im Kanton Wallis zu sehen ist.
Der eisige Wind setzt meine Kamera außer Gefecht. Ein Hubschrauber quirlt durch die Luft, zerreißt die Stille. Sightseeing-Gäste gönnen sich ein „kräftigendes“ Essen im höchstgelegenen Restaurant des Kantons Graubünden mit dem bezeichnenden Namen „3303“.
Sportlichlässig hingegen schwingen sich die Skifreaks von hier oben hinab ins Tal. Wieder faszinierend ist der Blick während der Abfahrt mit der Gondel nach Surlej. Der Linienbus bringt mich bis vor die Haustür meines schönen „Giardino Mountain“.
Zunächst absolviere ich im großen Indoor-Schwimmbad einige Runden, genieße danach den ebenfalls großen Jacuzzipool. Und um den Tag voll auszukosten, lasse ich mich von kundigen Händen mit einer wohltuenden Massage verwöhnen. Später genieße ich ein vorzügliches Essen im Restaurant „Hide & Seek“, in dem erlesene internationale Spezialitäten serviert werden.
Nach einem Drink an der Bar klingt dieser ereignisreiche Tag aus auf dem Balkon meines Zimmers unter wieder sternklarem Himmel. Fast mystisch leuchtet das Weiß der verschneiten Berge.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen – diesmal sogar in der Sonne draußen auf der großen Terrasse beim Garten – fahre ich mit dem Bus vom Hotel nach Silvaplana zur Swiss Kitesurf-Schule am See. Von weitem sah ich gestern die geblähten bunten Segel über das Eis schweben. Leider aber ist es heute zu stürmisch zum Kitesurfen – sowohl auf dem Eis als auch auf dem Wasser.
Beides wäre möglich. Denn der Silvaplaner See ist bisher nur teilweise zugefroren. Yannick, der nette Chef der Kite-Schule und des Kite-Shops, zeigt mir aber die neusten Kite-Boards – zum Staunen. Und eigentlich kentersicher!
Silvaplana – zwischen Tradition und Wandel
Nach einem Spaziergang am See laufe ich hinauf in den hübschen Ort Silvaplana und mache einen Spaziergang, angefangen beim Dorfbrunnen. Tief eingezogen sind die meist kleinen Fenster der traditionellen alten Häuser. Jedes der Gebäude ist mit den für das Engadin so charakteristischen Sgraffiti verziert, meist ornamentaler Art.
Die Muster werden in kunstvoller Technik in den noch frischen Kalkputz eingeritzt. In der ehemaligen Bank im Zentrum des Ortes ist vor kurzem ein Kommunikationszentrum entstanden, in dem Jeder kostenlos WLAN benutzen und arbeiten kann. Doch in einen gemütlichen Raum kann man sich auch zum Plaudern zurückziehen.
Hier lerne ich, dass man sich in der Region mit „Allegra“ grüßt. Integriert sind das Tourismusbüro und eine Poststelle. Auf dem Weg zu den Busstationen beim „Kreisel“ entdecke ich unvermutet ein „Thai-Restaurant“ und etwas weiter verführt ein nettes, kleines Geschäft mit einer Nähmaschine im Schaufenster zum Kaufen.
Fast alle Geschenkartikel wurden aus recyceltem Material gefertigt, wie die nette Inhaberin gern erklärt. In 10 Minuten bin ich per Bus wieder bei der Station „Champfèr Guardalej“, also beim Hotel „Giardino Mountain“. Als „Erstes Haus von Champfèr in Richtung Silvaplana“ wurde das Gebäude 1718 in der Urkunde bezeichnet.
Ebenso gut könnte heute auch stehen: „Erstes Haus in Richtung St. Moritz.“ Denn ich entdecke an der Straße einen kleinen Grenzstein, auf dem groß „S.Moritz.D.“ steht und klein darunter „Silwaplana 5.7 km“.
Das damals erwähnte Haus mit der heutigen Rezeption des Hotels steht an der höchsten Stelle der Straße zwischen beiden Orten. Mein Plan, am letzten Abend im Gourmetrestaurant des Hotels „Ecco St. Moritz“, ausgezeichnet mit 2 Michelin-Sternen, zu speisen, entfällt leider.
Heute ist es geschlossen. Doch ich darf den gediegenen Raum besichtigen, der aparterweise früher die Kapelle des einstigen Mädchenpensionats war.
Das 5-Sterne Designhotel „Giardino Mountain St. Moritz“ liegt im Oberengadin zwischen St. Moritz und Silvaplana; www.Giardino-mountain.ch, Tel.:+41 81 8366300, www.giardinohotels.ch. 77 Zimmer und Suiten, 3 Restaurants. Kinder und Hunde sind sehr willkommen. Ab 2 Nächte bekommt jeder Gast für nur 45 Schweizer Franken pro Tag eine Karte für alle Skilifte der Region. Zudem stellt das Hotel seinen Gästen einen kostenlosen Ski-Shuttle zu den Talstationen. Auf Anfrage Transfer vom und zum Bahnhof St. Moritz.
Im Sommer 2024 wird sich das luxuriöse 5-Sterne-Hotel in das luxuriöse „Hotel Giardino Bed & Breakfast Silvaplana“ verwandeln (voraussichtlich 28.06.-13.10.24). Zwischen 4 Zimmerkategorien vom Double Room Small bis zur Superior Suite, jeweils mit Frühstücksbuffet, kann der Gast zum „light price“ wählen inklusive Sauna, Indoorpool, Fitnesscenter und WLAN. Die Restaurants sind geschlossen. B&B ist nur im Internet buchbar.
Informationen über Silvaplana: www.silvaplana.ch, über die Schweiz: www.myswitzerland.com.
Anreise: SWISS fliegt von mehreren deutschen Flughäfen nach Zürich. Mit dem Swiss TravelPass können Reisende 3, 4, 6, 8 oder 15 Tage lang die ganze Schweiz mit Bahn, Bus und Schiff erkunden, www.sbb.ch.
Langlaufschule Sandoz: info(at)langlaufschule-silvaplana.ch; Tel.: +41 81 8289438.
Wing-Schule Silvaplana: www.kitesailing.ch.
Jährlich Anfang März findet das große Engadin Skimarathon auf den zugefrorenen Seen statt, www.engadin-skimarathon.ch.